Gedanken zur Woche
Mia ist beharrlich. Wenn sie Appetit hat, dann lässt sie keine Ruhe. Sie streicht meiner Frau oder mir solange um die Beine, bis sie etwas zu essen bekommt. Und wenn wir es immer noch nicht begreifen, dann fängt sie an zu maunzen.
Mia ist unsere Katze. Schwarz mit grünen Augen. Lautlos. Geschmeidig. Und erstaunlich zugewandt. Am liebsten liegt sie zwischen meiner Frau und mir auf dem Sofa. Da kuschelt sie sich ein und dann ist ihre Welt in Ordnung.
Unsere auch. Denn es fühlt sich gut an, wie sie da so entspannt liegt. Es fühlt sich gut an, dass ihr unsere Nähe so wichtig ist. Sie genießt unsere Nähe und gibt uns damit auch etwas.
Ein kluges Tier. Könnte man sagen. Wenn denn ihr Verhalten eine bewusste Entscheidung wäre. Ob es das ist, weiß ich nicht. Darüber will ich auch nicht entscheiden.
Wie auch immer! Sie gibt Nähe und sagt klar, was sie braucht. So macht sie es meiner Frau und mir einfach.
Gerade in diesen Tagen, in denen wir Abstand halten sollen, wird deutlich, wie kostbar so eine Nähe ist. Wie schmerzlich ich es vermisse, Menschen einfach so in den Arm nehmen zu können oder selbst in den Arm genommen zu werden. Selbst das sonst so alltäglich Händeschütteln vermisse ich jetzt. Diese Kontaktaufnahme. Diese kurze Berührung. Diese eigentlich fast flüchtige Nähe.
Unsere Katze ist dann doch klug. Intuitiv macht sie es richtig. Und ich muss mir auch keine Sorgen machen, weil sie mit ihrer Nähe wählerisch ist. Die Menschen müssen ihr wirklich vertraut sein, denen sie sich nähert. In erster Linie sind es die, bei denen sie wohnt. Also bei uns.
Aber es bleibt dabei: Nähe schenken und klar sagen, was ich zu sagen habe. Das ist ein guter Weg, um miteinander auszukommen. Wenn ich meine Bedürfnisse in mich hineinfresse, dann tut mir das nicht gut. Wenn ich laut werde, hilft das auch nicht weiter.
Erstaunlich, wie meine Katze mich zum Pfingstfest bringt. Das Motto dieses Festes lautet: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth (Die Bibel; Sacharja 4, Vers 6b). Gottes Geist ist schon immer ein Geist der Liebe: Liebe zu anderen aber auch Liebe zu mir. Und Gottes Geist ist schon immer ein Geist der Weisheit.
Mit Liebe und Weisheit, so geht das Leben. Daran erinnert Pfingsten.
Pastor Klaus-Markus Kühnel
St. Johannis Dannenberg
Dienstag 26. Mai 2020