Hannover im Fokus der Missbrauchsdebatte

Die hannoversche Landeskirche steht derzeit stark im Fokus der öffentlichen Diskussion um den Umgang mit Missbrauchsfällen. Neben einem bereits bekannten Schreiben von rund 200 Kirchenmitarbeitenden, zu dem es Anfang der Woche ein Gespräch mit Landesbischof Ralf Meister und dem Bischofsrat gab, liegt nun ein weiterer Brief von Betroffenen sexualisierter Gewalt vor.

In diesem offenen Brief fordern die Unterzeichnenden den Rücktritt von Landesbischof Meister. Sie machen ihn für einen unzureichenden Umgang der Landeskirche mit Missbrauchsfällen verantwortlich. Meister hat einen Rücktritt jedoch abgelehnt und sich stattdessen dazu bereit erklärt, das Gespräch mit den Betroffenen zu suchen.

Die kirchenleitenden Gremien in Hannover haben sich indessen hinter den Landesbischof gestellt. Sie seien überzeugt, „dass Ralf Meister seiner Verantwortung als Landesbischof gerecht wird, auch, indem er Fehler im Umgang mit Betroffenen eingeräumt und konkrete Verbesserungen eingeleitet hat“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Kritisiert wird vor allem die Arbeit der landeskirchlichen Fachstelle für sexualisierte Gewalt. Betroffene berichten von schleppender Bearbeitung ihrer Anliegen und dem Gefühl, ihnen werde nicht geglaubt. Die Kirchenleitung hat eingeräumt, die personelle Unterbesetzung der Fachstelle bis 2021 nicht früh genug erkannt zu haben. Mittlerweile sei die Stelle jedoch aufgestockt worden.

Die Vorgänge in Hannover zeigen, dass die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kirche weiterhin eine große Herausforderung darstellt. Auch wenn es in den letzten Jahren Fortschritte gegeben hat, bleibt die Wiederherstellung von Vertrauen eine Aufgabe, der sich die Kirchenleitungen dringend widmen müssen.

Wir im Kirchenkreis Lüchow-Dannenberg werden diese Entwicklung aufmerksam verfolgen. Wir stehen an der Seite der Betroffenen und setzen uns entschieden für Prävention und Aufklärung ein. Im November 2023 hat die Kirchenkreissynode bereits das Präventions- und Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt beschlossen.

Darüber hinaus werden weiterhin Schulungen für den Umgang mit Verdachtsfällen von sexualisierter Gewalt durchgeführt. Diese Schulungen richten sich an Mitarbeitende im Haupt- und Ehrenamt, für Menschen mit Leitungsfunktion, mit beratender oder seelsorgerlicher Aufgabe und für Begleitende auf Freizeiten. Eine Anmeldung zur Grundschulung „Prävention sexalisierter Gewalt“ ist über die Ev. Akademie im Wendland möglich.

Christiane Runge