von Heike Sieberns; Vikarin in Damnatz, Langendorf und Quickborn
Anfänge der Weltgeschichte
Die Geschichte der Welt ist schon vielfach erzählt worden. Vom Opa für den Enkel. Oder von Harald Lesch auf ZDF. Sie ist niedergeschrieben in Büchern und auf Schriftrollen. Die Bücher füllen ganze Bibliotheken. Die Geschichte der Welt ist aufgemalt in alten Pharaonengräbern, auf Karten vergangener Königreiche und in Bilderbüchern.
Und immer sieht sie anders aus. Mal wie ein Mythos aus der Urzeit. Mal wie ein Märchen. Und immer wieder wird die Geschichte anders erzählt. Die Hauptrollen sind ständig neu besetzt und ein Drehbuch gleicht nie dem anderen.
Besonders mag ich die Geschichten zum Anfang der Welt.
Die Bibel hält bereits zwei verschiedene Geschichten für diesen Anfang bereit. Einmal ist da die Geschichte vom Garten Eden. Gott schafft Himmel und Erde. Einen Lebensraum für einen Menschen. Gott nahm Erde und Staub, formte den Menschen und blies ihm den Odem in die Nase. Der Mensch wurde lebendig. Um diesem Menschen einen Ort zu geben, pflanze Gott den Garten Eden und setze den Menschen hinein. Der Mensch kümmerte sich um den Garten und das tat er gerne. Aber er war allein und fühlte sich einsam. Da setze Gott einige Tiere in den Garten. Doch die konnten das Gefühl auch nicht aus der Welt schaffen. Also legte Gott den Menschen in einen tiefen Schlaf, nahm ihm eine Rippe aus der Seite und formte einen zweiten Menschen daraus. So wurde aus dem einsamen Menschen das Menschenpaar Adam und Eva.
Die andere Geschichte in der Bibel erzählt den Anfang der Welt in sieben Tage. Tag für Tag entsteht die Welt ein Stückchen mehr. Am ersten Tag sorgt Gott für den Rhythmus von Tag und Nacht. Er lässt es hell werden und bringt Licht in die Dunkelheit. Am zweiten Tag wird der Himmel erschaffen. Bis dahin besteht die Welt aus einem einzigen riesigen Meer. Um den Himmel jetzt von dem Wasser zu trennen, wird eine Kuppel eingezogen. So wird ein Teil des Wassers abgetrennt und befindet sich nun über der Kuppel. Bei Regen öffnen sich die Himmelsklappen und das Wasser regnet auf die Erde nieder. Das Wasser ist nun also auf der Erde und über der Erde.
Am dritten Tag wird in das Meer das Land eingesetzt. Auf diesem Land können Gräser, Bäume und Büsche wachsen. An den kommenden Tagen kommen die Himmelskörper, die Tiere und der Mensch als Mann und Frau dazu. Am siebten und letzten Tag ist alles fertig. Gott ist zufrieden mit einem Werk und segnet die Erde.
Diese beiden Geschichten sind schön und sie gehören zu meinen liebsten Geschichten der Bibel. Aber andere Mythen haben noch ein bisschen mehr zu bieten. Auch da lassen sich handwerkliche Geschichten finden, in denen der Mensch aus Lehm, Blut und Spucke geschaffen wird. Es gibt daneben jedoch auch die Vorstellung, dass die Welt aus einem Kampf hervor geht. Große Urgewalten kämpfen gegeneinander. So zum Beispiel in der griechischen Mythologie.
Vor der Schöpfung existiert allein der Gott Chaos. Dem wird es allerdings mit der Zeit langweilig und er beginnt mit der Erschaffung der Welt. Dazu macht er sich jedoch nicht selbst die Finger schmutzig, sondern erschafft die Erdgöttin Gaia, die die Erde hervorbringt. Neben der Erdgöttin wird auch die Unterwelt, der Tartaros erschaffen. Gaia erschafft aber nicht nur die Erde, sondern auch die Liebe, den blauen Himmel, die Berge und das Meer. All das sind jedoch nicht nur Orte, sondern gleichzeitig auch Götter. Der stärkste unter ihnen war Uranos, der Gott des Himmels. Uranos und Gaia vereinen sich und zeugen gemeinsam viele Kinder. Diese Kinder machen die Welt zu einem schönen Ort. Sie ließen Quellen und Bäche entspringen, die helle Sonne und den silbernen Mond. Aber wie in jeder guten Familie, gibt es auch die schwarzen Schafe. In diesem Fall die Zyklopen, die in den Bergen wohnten und über Blitz und Donner herrschten. Für lange Zeit war es friedlich, doch die Kinder von Uranos und Gaia hatten auch ihren eignen Willen und taten nicht das, was ihr Vater von ihnen wollte. Darüber wurde Uranos wütend und verbannte seine Kinder in die Unterwelt. Gaia, ihre Mutter schmerzte das sehr. Sie stieg in die Unterwelt hinab, um ihre Kinder zu befreien. Die einzige Möglichkeit, damit das gelingen konnte, war Uranos von seinem Thron zu stürzen. Kronos erklärte sich bereit, gegen seinen Vater zu kämpfen. Er bewaffnete sich mit einer Sichel und suchte seinen Vater auf. Aus dem Hinterhalt erwischte er Uranos so doll mit der Sichel, dass er nicht weiter regieren konnte. Vor lauter Wut und Schmerz über seinen Sohn fluchte er: „Verflucht sollst du sein, abscheuliche Brut, mögen deine Kinder dir mit Gleichem vergelten, was du deinem Vater angetan hast!“. Und so wurde Kronos zum neuen Herrscher. Doch was Kronos da getan hatte, blieb nicht ohne Folgen. Wenn der Sohn die Hand gegen den Vater erhebt, kann das nur Unglück bedeuten. Und so geschah es auch. Als Strafe dafür, was Kronos getan hatte, brachte die Nacht neue Gottheiten hervor: den Tod, den Betrug, die Rachsucht, die Zwietracht und vieles mehr. Die Welt, die es nun gab, war voller Angst, Krieg und Schrecken.
Dieser Mythos aus der griechischen Mythologie berichtet erstmal nur von den schönen Dingen. Aber das Schlechte in der Welt soll auch eine Erklärung bekommen. Und so nimmt die Geschichte eine unschöne Wendung. Auch die Bibel bleibt nicht beim Garten Eden stehen. Adam und Eva handeln gegen das Gebot Gottes und müssen deshalb das Paradies verlassen. Ihre Söhne Kain und Abel, erst die zweite Generation der Schöpfung, zeigen das Böse im Menschen. Denn Kain ist neidisch auf seinen Bruder Abel und erschlägt ihn kurzerhand im Affekt. Auch die Bibel kennt schon zu Beginn der Geschichte diese üblen Taten im Kreis der Familie.
Die Geschichte der Welt hat viele verschiedene Anfänge. Drei davon wurden gerade erzählt. Und viele andere wurden gar nicht erwähnt. Eine davon, die nichts mit Mythen zu tun hat, ist die Urknall-Theorie. Auch die darf sicherlich nicht fehlen in der Geschichte der Welt. Die können andere jedoch besser erzählen, wie Harald Lesch im ZDF.
Ich mag diese Geschichten und Mythen, weil sie versuchen, etwas über den Menschen zu sagen. Sie wollen den Anfang der Welt erklären. Aber sie wollen auch versuchen zu erklären, wer wir Menschen sind. Und dabei machen die Geschichten zwei Dinge sehr deutlich. Der Mensch ist nicht losgelöst von Gott. Und der Mensch kann das Böse in der Welt nicht einfach von sich weisen. Das ist nicht leichtfertig von Gott in die Welt getragen. Der Mensch muss sich an die eigene Nase fassen. Ihm ist die Welt anvertraut. Die Schöpfung und die Mitmenschen. Das ist ein große Aufgabe. Versuchen wir unserer Bestes, mit dieser Aufgabe umzugehen. Jeder und jede für sich. Und immer im Kleinen angefangen, bevor wir gleich die ganze Welt retten wollen. Gott traut uns das zu. Wir haben seinen Segen.
Das siebenundsechzigste kleine Licht.
Bleiben Sie behütet!
Ihr Vikarin Heike Sieberns
Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend, außer am Wochenende von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.
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