Unser tägliches Brot gib uns heute! – Rogate

Andacht 16. bis 23. Mai 2020 von Pastor Eckhard Kruse

Jesus selbst hat uns das Vaterunser gelehrt. Bekannt und in alle Sprachen dieser Welt übersetzt ist die Fassung aus dem Matthäus-Evangelium (Kapitel 6).

Der Evangelist Lukas schreibt das gleiche Gebet mit anderen Worten:

„Vater! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns unser täglich Brot Tag für Tag und vergib uns unsre Sünden; denn auch wir vergeben jedem, der an uns schuldig wird. Und führe uns nicht in Versuchung.“ (Lukas 11,2b-3)

Vertraut ist uns der Satz aus dem Matthäus-Evangelium:

“Unser tägliches Brot gib uns heute”.


Wenn wir bei dem Bäcker Brot kaufen, haben wir die freie Auswahl aus vielen Brotsorten. Wie wenig selbstverständlich das ist, wurde uns in den letzten Wochen deutlich. Hamsterkäufe führten dazu, dass Hefe nur noch schwer zu bekommen war. Es gab keine Not, aber viel Unvernunft und Egoismus, der sich schädlich auf alle auswirkte. Die Sorge herrschte, man könne kein Brot mehr kaufen.

Nun normalisiert sich manches, wenn auch unter sehr strengen, nie gekannten Auflagen. Mir wird Tag für Tag neu bewusst, wieviel Grund wir zum Danken haben. Wir leben in einer wunderbaren Gegend, die wenigen Menschen erfreuen sich eines weiten Raumes. Erste Gäste suchen Ruhe und Erholung von der Enge der Städte. Bedauernswert sind Familien, die mit Kindern in kleinen Wohnungen einer Stadt leben und nicht zur Schule oder auf den Spielplatz gehen durften.

Manche Familien sind in großer Not, weil sie sich sorgen um den Arbeitsplatz. Das Gebet Jesu wird dadurch hoch aktuell: „Gib uns unser täglich Brot Tag für Tag.“
Wir können nicht mehr lange im Voraus planen. Die Ungeduld wächst bei manchen; andere befürchten, dass die Einschränkungen wieder erhöht werden. Wir leben von einem Tag zum nächsten.

Manche können nicht mehr beten „unser Brot“, weil sie allein am Tisch sitzen. Selbst der Besuch von Gottesdiensten ist eingeschränkt. Hohe Auflagen erzwingen, dass wir in unserem Kirchspiel erst zu Pfingsten zum Gottesdienst einladen; Besucherzahlen müssen vorab bekanntgegeben werden.

Jesus wusste um solche Erfahrungen. Nicht zufällig ermutigte er uns, in unserem Kämmerlein zu beten. Vielleicht auch mit den Worten Martin Luthers:

Gib uns heut unser täglich Brot
und was man b’darf zur Leibesnot;
behüt uns, Herr, vor Unfried, Streit,
vor Seuchen und vor teurer Zeit,
dass wir in gutem Frieden stehn,
der Sorg und Geizens müßig gehn.

Aktueller als dieser Text kann kein Text eines Kirchentagsliedes sein. Auch wenn die Sprache und Gedankenwelt uns fremd vorkommen. Die Verbindung von Seuchen (wie der Corona-Pandemie) mit teurer Zeit, also wirtschaftlicher Not und unfassbar großen finanziellen Folgen, haben Generationen vor uns durchlitten und mit Hilfe ihres Glaubens bewältigt.

Vielleicht lesen Sie im Gesangbuch unter Nummer 344 das ganze Lied von Martin Luther noch einmal nach: “Vater unser im Himmelreich”