Gedanken zum Tag
Halb acht. Die Kerze am offenen Fenster zur Straße hin leuchtet. Man sieht ja nicht viel von dem Licht, weil es so hell ist. Als wir damit mal anfingen Mitte März, da war es um halb acht schon dunkel. Aber damit nicht alles zappenduster wird und das Gemüt nicht so ganz im Finstern wandert, darum also das Licht. Seid Gott befohlen, denke ich am Fenster. Seid Gott befohlen ihr Schülerinnen und Schüler, die ihr zur Schule geht und es ist doch nicht richtig Schule. Seid Gott befohlen ihr Lehrerinnen und Lehrer – auch die über 60. Ihr Mutigen. Für uns alle anderen probiert ihr aus, was geht und man weiß doch nicht wohin es führt. Ihr Mutigen! Seid Gott befohlen.
Ist ja eine alte Redewendung: sei Gott befohlen. Ich habe sie wiederentdeckt, weil ich sie schön finde und weil ich sie auch nötig finde. Gott soll helfen, dann, wenn es unüberschaubar ist. Gott soll bewahren, dann, wenn das Risiko spürbar wird. Sei Gott befohlen! Kann man sagen, auch wenn man kein frommer Kirchgänger ist. Überhaupt sagen wir heutzutage Worte, die von Haus aus eine frommer Wunsch sind. Ade, Adieu. A Dieux. Sei gesegnet von Gott. Geh mit Gottes Segen. Tschüss. Atschüs. Ist eher norddeutsch, kommt aber auch von A Dieux. Mit Gott. Geh mit Gottes Segen. Und komm gut an. Wenn sich Afrikaner verabschieden, in Zulu weiß ich das nicht mehr, aber übersetzt sagen sie so Auf Wiedersehen: Komm gut weg von wir und komm dort gut an, wo du hinwillst. Und unterwegs, sozusagen dazwischen, halte Gott seine Hand über dir.
Unterwegs, wenn noch nicht heraus ist, wie es sein wird – unterwegs mit Befürchtungen und Hoffnungen – unterwegs, wenn man sich verlaufen und verirren kann – dann sind es eben keine verlorenen Wege, nicht vergebliche Wege. Für Gott gibt es keine verlorenen Wege und auch keine verratenen und verlorenen Menschen. Darum liebe ich dieses alte Wort: Sei Gott befohlen!
Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
Dienstag 5. Mai 2020