Sprechende Kirchtürme
Eigentlich ist es ja witzig: Da wird schon seit ein paar Wochen in den Kirchen geschwiegen. Und jetzt sprechen die Kirchtürme!
Zumindest zeigen sie in großen Buchstaben, was sie zu sagen haben: „Denn Gott hat uns NICHT gegeben den Geist der Furcht, SONDERN der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Brief an Timotheus, Kapitel 1, Vers 7).
Der Kirchturm in Damnatz. Foto: Andrea Bannöhr
Dieses Banner hängt zur Zeit wohl so ziemlich an jedem Kirchturm in unserem Kirchenkreis. Und ich finde das so richtig gut! Es fehlt mir nämlich gerade ziemlich an Kommunikation. Viel weniger Menschen, denen ich begegne. Viel weniger Gespräche von Angesicht zu Angesicht. Kaum mal Gelegenheiten, wo man zusammenkommt.
Ich tippe zum Beispiel in die Tasten und stelle diese Andachten ins Internet… Aber ob das überhaupt einer liest? Und wenn nicht, kriege ich das überhaupt mit?
Die Banner an den Kirchtürmen werden gelesen. Sie fallen auf und sie sind groß genug. Sie sind Lautsprecher genau für eine Botschaft:
Der Kirchturm in Langendorf. Foto: Jörg Prahler
Und diese Botschaft ist gut ausgesucht. Was Sie jetzt aber wahrscheinlich gar nicht wissen: Die Idee mit den Bannern war eher da als der Bibelspruch. Also, die Idee war geboren, noch bevor ein konkreter Spruch ausgesucht worden war. Die Kirchtürme sollten sprechen. Aber zuerst wussten wir überhaupt noch nicht, was sie genau sagen sollten.
Doch ich finde, man man hat da eine richtig gute Wahl getroffen:
„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht“ – Natürlich macht diese Krankheit Angst. Auch dass so viel alleine ist. Und dass ich nicht weiß, was die Zukunft bringt. Aber eigentlich sind wir Christinnen und Christen nicht für die Angst gemacht. Im Gegenteil: Mein Glaube hilft mir doch gegen die Furcht.
„SONDERN Gott hat uns gegeben den Geist der Kraft“ – Genau, wir halten durch. Wir können was ab. Wir geben so schnell nicht auf.
„Und der Liebe“ – Genau, unsere Stärke ist die Nächstenliebe. Dass wir aufeinander achten und uns gegenseitig helfen. Dass wir auch mal freundlich drüber stehen, wenn jemand anderes nicht gerade seine beste Seite rauskehrt.
„Und der Besonnenheit“ – Genau, Geduld haben, Nachdenken und nicht in Panik geraten. Wir sind so oder so in Gottes Hand. Deshalb können wir weiter klar denken und einen kühlen Kopf bewahren.
Gut, wenn unsere Kirchtürme uns das zu Zeit immer und immer wieder sagen. Kann doch sein, dass ich das mal vergesse. Und dass ich mich fürchte, dass ich schwach werde, nur an mich denke oder dass mir der Geduldsfaden reißt. Die Kirchtürme sagen mir: „Bleib cool. Eigentlich bist du doch ganz anders. Gott hat dir doch alles mitgegeben, damit du ganz anders sein kannst“. Ich finde das gut.
Der Kirchturm in Quickborn. Foto: Jörg Prahler
Eigentlich wäre doch mal Zeit für eine kleine Aktion. Hat Ihr Kirchturm auch was zu sagen? Dann machen Sie ein Foto, schreiben Sie dazu, welche Kirche das ist, und schicken Sie mir das an joergprahler@gmx.de
Und warum sollen eigentlich gerade nur die Kirchtürme sprechen? Warum nicht auch Ihr Kühlschrank, Ihre Haustür oder der Spiegel in Ihrem Badezimmer?
Schreiben Sie einen Hoffnungsspruch auf einen Zettel, einen Bibelspruch, ein Motto oder irgendwas, was Ihnen Mut macht. Kleben Sie sich den in Ihrer Wohnung da hin, wo Sie oft hingucken. Und dann schicken Sie mir ein Foto auch an meine E-Mailadresse. Mal sehen, was da zusammenkommt!
Das dreißigste kleine Licht.
Bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund.
Ihr Pastor Jörg Prahler
Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.
„Meine Oma hat aber gar kein Internet”? Aber du! Es ist ausdrücklich erlaubt, diese Beiträge auszudrucken, zu verschicken, zu teilen oder zu verlinken. Gebt sie gerne an alle weiter, die sich darüber freuen und vor allem an die, die sonst keine Zugang dazu hätten.
Rückmeldungen, Fragen oder Anregungen gerne an joergprahler@gmx.de.