Gedanken zum Tag
Wir gehen in die Verlängerung. Ein paar Lockerungen für Geschäfte und Betriebe. Der Friseur darf wieder aufmachen. Aber alles in allem: wir gehen in die Verlängerung. Beim Fußball erhöht das die Spannung, lässt allen noch eine Chance. Aber wir? Für mich fühlt es sich an als sei das Spiel mit 10:1 schon haushoch verloren, aber wir müssten noch eine Viertelstunde spielen. Ich mag nicht mehr. Aber es muss sein. So sind die Regeln. Ich verstehe sie ja.
„ Ich fühle mich wie ein Rentner, morgens um halb zehn im Garten frühstücken. Ein bisschen rumwerkeln, kochen, nachmittags nochmal ein bisschen rumwerkeln und am Abend aufs Sofa vor den Fernseher…“ schreibt mir jemand. Wie geht es dir? Ich fühle mich wie ein Rentner. Eben nicht wie im Urlaub. Wie ein Rentner. Irgendwie ausgebremst. Die, die allein leben, merken es besonders, wie sich die Tagesroutine, der Tagesablauf verändert. Ob ich um zwölf Mittag esse oder um zwei, ist egal. Ob ich im Nachthemd frühstücke, es sieht ja keiner. Was im Urlaub zuhause manchmal gewollt ist, klingt heutzutage nach Verlotterung. Du musst deinem Tag eine Struktur geben, sozusagen einen Plan. Du musst dir was vornehmen, was einen Tag vom anderen unterscheidet …. Ich fühl mich wie ein Rentner. Und wie geht es denen, den wirklichen Rentnern, denen, die allein leben? Ich vermute, dass die dieses Thema schon längst kennen: dem Tag eine Form geben, damit nicht alles beliebig wird und bedeutungslos. Damit man es selber in der Hand hat. Damit eben alles in Ordnung ist.
Dem Tag eine Struktur geben. Dem Tag eine Form geben. Eltern von Schülern wissen, wie sehr gerade das jetzt nötig ist. Struktur, eine Ordnung, damit alles in Ordnung ist.
Die Schöpfungsgeschichte in der Bibel fällt mir ein. Die erste. Die mit den 7 Tagen, so als sei es genau eine Woche, in der Gott die Welt und das Leben erschaffen hat. Das war auch die Absicht. Genau eine Woche. Das alte Israel lebte in der Verbannung, im Chaos, das eigene Land verwüstet, sie selber verschleppt. Denkt daran, Gott, der Schöpfer und der Herr der Welt hat es weise geordnet, damit das Leben am Leben bleibt. Damit das Leben einen Halt hat. Ordnung – pedantisch? Was für kleinkarierte Krämerseelen? Gott macht es vor. Und wir brauchen es, damit alles in Ordnung und okay bleibt.
Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
Freitag 17. April 2020