Gedanken zum Tag
Zwei Mönche sitzen im Zug. Der eine raucht genüßlich sein Zigarettchen und betet. Der andere sagt: Aber Bruder! Der Bischof hat verboten, beim Beten zu rauchen! – Er hat es mir erlaubt, sagt der eine. Wie? sagt der andere, es ist strikt verboten, ausnahmslos! Ja, sagt der eine: ich habe ja den Bischof auch nicht gefragt, ob ich beim Beten rauchen darf. Ich habe ihn gefragt, ob ich beim Rauchen beten darf. Natürlich. Natürlich!
Ich bete beim Rauchen. Wahrscheinlich rauche ich mehr als sonst. Vielleicht auch, weil ich mehr bete als mir bewusst ist. Ich steh am Fenster und schaue auf die Abendsonne, die sich mit einem warmen Licht auf dem roten Backstein spiegelt. Wie schön, denke ich, wie schön die Kirche ist. Wie schön, dass die Sonne scheint. Gott sei Dank! Etwas wie immer. Ich muss Einkaufen gehen. Zuerst Brot. Ich danke der Verkäuferin, dass sie es aushält hinter dem Tresen zu stehen und so viel Kundschaft hat. Danke Gott, dass noch welche Arbeit haben! Dass nicht alle bangen müssen. Abends versuche ich mir einen Döner zu holen. Rifad hat noch geöffnet. Er erzählt von Mietsorgen, von seinem Vermieter und dass er Kinder hat und die Kundschaft kein Geld mehr hat und er auch nicht. Wie soll das werden? Ich gebe ihm ein großzügiges Trinkgeld und weiß doch dabei, des es ihm wenig nützt. Aber ich habe seine Not gehört. Gott, bitte, hilf dem Rifad und seiner Familie. Ja, die Miete kann gestundet werden, aber was ist im Juli? Da wird er nicht dreifach Miete zahlen können. Ach Gott, denke ich, gib Wege, gib Möglichkeiten dann. Eine mail erreicht mich. Endlich! Ich dachte schon … Gott sei Dank, es ist alles gut. Ich bete beim Rauchen. Nicht nur beim Rauchen. Und irgendwie geht Gott immer mit, den ganzen Tag lang. Ich vermute, wir sind uns näher als sonst. Auch ohne Bischof. Wie schön!
Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
1. April 2020