Gedanken zum Tag
„Kind, nun reg dich mal nicht so auf. Ich höre schon wieder wie du dich aufregst“ sagt die 95 jährige alte Dame zu ihrer Tochter. Die will doch nur wissen, wie es ihrer Mutter geht und ob sie alles hat, was sie braucht und wer für sie einkaufen geht. Und die alte Mutter erzählt aus Kriegstagen und wie seitdem sowieso immer Vorräte im Keller hat. „Nun reg dich mal nicht so auf“. Eine andere erzählt: „Damals im Krieg durften wir auch nicht raus auf die Straße. Als die Russen kamen. Nur abends um 6 für eine Stunde. Und niemand hat sich beklagt. Man hatte Geld genug, aber es gab nichts zu kaufen. Also Senf aufs Brot oder kleingehackte Kräuter vom Feld. Das schmeckte wie Schmalz.“ Erfahrungen der ganz Alten mit Entbehrung, mit Sich-Einschränken, dass andere bestimmen als man selbst, dass man die Liebsten aus den Augen verlieren kann. Die Alten kennen das. Und das hilft ihnen für heute. „Das kann man überstehen. Da kann man hindurchkommen. Reg dich nicht so auf“ sagen sie. Die Alten. Und wir? Wir haben keine Erfahrungen damit. Für uns ist das noch nie da gewesen. Und wie man es überstehen wird – wer weiß? Ich jedenfalls bin damit überfordert, mit dem all dem, was ich nicht im Griff habe, nicht mehr unter Kontrolle habe. Das macht mich unsicher wie noch nie da gewesen. Wann putzt du endlich die Fenster, jetzt hast du Zeit dazu!!!! Nein, denke ich. Damit kriege ich auch nicht alles wieder in den Griff. Ich werde nicht die Fenster putzen, nicht noch mehr Druck machen. Das entscheide nämlich ich! Und dazu helfe mir, Gott.
Vom Höchsten das Beste.
Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
31. März 2020