Everybody Needs Somebody to Love
Als ich noch zur Schule ging oder nachher an der Uni, gab es keine Party, auf der nicht mindestens einmal dieser Song gespielt wurde. Jeder konnte ihn mitsingen. Du durftest dazu so albern oder abgedreht tanzen, wie du wolltest. Du hattest dazu nicht nur die Musik im Kopf, du hattest dazu auch geradezu einen Film vor Augen. Aber das war keine Überraschung: Der Song stammte aus dem Film „Blues Brothers“: Everybody Needs Somebody to Love!
Die Blues Brothers waren eigentlich zwei Komiker: Der lange, hagere Dan Aykroyd und der kleine, dicke John Belushi. Aykroyd und Belushi gehörten zur Besetzung einer Samstagabend-Comedy-Show im US-Fernsehen. Die Idee zu den „Blues Brothers“ war im Prinzip nach einem Sketch der beiden entstanden.
Aykroyd und Belushi formten dann eine Band aus hochklassigen Studiomusikern. Diese Band sollte zuerst nur als Gag in der Show auftreten. Aber bald schon gaben die Blues Brothers Konzerte außerhalb der Show und brachten sogar eine Schallplatte heraus. Der Durchbruch kam mit dem gleichnamigen Kinofilm von 1980, für den Dan Aykroyd das Drehbuch geschrieben hatte.
Markenzeichen der beiden Blues Brothers – Frontmänner waren die schwarzen Anzüge, die schwarzen Hüte und die Sonnenbrillen, die niemals abgelegt werden. Und ihre durch nichts zu erschütternde Coolness.
Zwei Blues-Brothers-Figuren im Gegenlicht. Foto: I. Rasche / pixelio.de
Der Film entwickelte sich schnell zum Kultfilm und zwar sowohl als Komödie wie auch als Musikfilm. Denn Aykroyd und Belushi schafften es, zahlreiche Stars des Blues, des Soul und des Rhythm and Blues für diesen Film vor die Kamera zu holen. Unter anderem leisteten Aretha Franklin, James Brown, Cab Calloway, Ray Charles und John Lee Hooker ihren Beitrag. Der Blues-Brothers-Film ist damit zugleich ein Denkmal für Musikstile, die in den 80ger Jahren eigentlich ihre große Zeit schon hinter sich hatten.
Die Handlung des Films ist realtiv schnell erzählt: Jake Blues (John Belushi) wird von seinem Bruder Elwood (Dan Aykroyd) nach einer mehrjährigen Haftstrafe aus dem Gefängnis abgeholt. Dafür fährt er ausgerechnet einen ausrangierten Polizeiwagen vor – dem Bluesmobil.
Als erstes besuchen Jake und Elwood das von Nonnen geleitete Waisenhaus, in dem die beiden aufgewachsen sind. Von ihrem väterlichen Freund Curtis erfahren sie, dass das Waisenhaus 5.000 Dollar Steuerschulden hat. Wenn die Summe nicht in kürzester Zeit bei der Steuerbehörde von Chicago eingezahlt wird, muss das Waisenhaus schließen. Die Blues Brothers wollen helfen. Allerdings muss das Geld ehrlich verdient werden, sonst nehmen es die Nonnen nicht an.
Anschließend besuchen die Jake und Elwood eine Kirche. Der Gottesdienstes endet in einer wilde Tanznummer und einer sprichwörtlichen Erleuchtung: Jake Blues erkennt: Er muss die Band wieder zusammenbringen, die während seiner Zeit im Gefängnis auseinander gefallen ist. Mit einem Konzert dieser Band kann er das Geld für das Waisenhaus aufbringen. Von nun an sind die Blues Brothers im „Auftrag des Herrn“ unterwegs.
Die Mitglieder der Band gehen inzwischen jedoch längst allesamt anderen, anständigen Berufen nach. Mit Überredungskunst und sanfter Erpressung kriegen die Blues Brothers ihre Musiker wieder für ein paar Auftritte zusammen.
Auf dem Weg zu dem großen Abschlusskonzert im Palace Hotel Ballroom ziehen die Blues Brothers dann eine Schneise der Verwüstung: Ein ganzes Einkaufscenter und mehrere Polizeiautos gehen zu Bruch. Außerdem heften sich eine mordlustige verschmähte Braut, eine um ihren Auftritt geprellte Country-Band, eine amerikanische Nazi-Partei sowie die gesamte Autobahnpolizei von Chicago an ihre Fersen.
Mit knapper Not erreichen die Blues Brothers den Konzertsaal und unter anderem „Everybody Needs Somebody to Love“. Damit bringen sie die Menge zum Toben. Die Konzerteinnahmen und ein Vorschuss auf einen Plattenvertrag reichen, um die Schulden des Waisenhauses zu bezahlen.
Auf dem Weg zurück nach Chicago und zur Steuerbehörde werden die Blues Brothers dann von allen verfolgt, denen sie im Laufe des Filmes auf den Schlips getreten sind. Zusätzlich kommen noch die Feuerwehr, die Armee und die Nationalgarde hinzu. Nach waghalsiger Flucht und unzähligen geschrotteten Polizeiautos gelingt es den beiden, das Geld in letzter Sekunde bei der Behörde einzuzahlen. Dann werden sie verhaftet. In der letzten Szene tritt die gesamte Blues Brothers Band noch einmal gemeinsam auf: Als Sträflinge im Gefängnis vor den anderen Gefangenen.
Ich muss sagen, liebe diesen Film. Ich liebe jeden einzelnen Song, der darin zu hören ist. Aber besonders mag ich das Stück „Everybody Needs Sombody to Love“.
Übersetzt heißt das „Jeder braucht irgendwen, den er lieben kann“. Und dann geht es weiter: „Einen Schatz, den man vermissen kann. Eine Süße, die man küssen kann. Ich brauche dich!“ Und später: „Leute, ihr wisst: Wenn ihr diesen ‚Irgendwen‘ gefunden habt, haltet diese Frau, haltet diesen Mann fest. Liebe ihn, sei gut zu ihm. Drücke sie, sei gut zu ihr. Halte sie, drücke sie und gefalle dieser Person und gib ihr all deine Liebe. Bekräftige deine Liebe mit jeder sanfter Liebkosung. Weil es so wichtig ist, diesen besonderen Menschen zu haben, zu halten, zu küssen, zu vermissen, zu drücken und ihm gutzutun“.
Ich will es jetzt auch nicht übertreiben. Blues Brothers ist ein Film, der Spaß machen soll. Er soll unterhalten, du sollst lachen und dazu bekommst du noch jede Menge guter Musik zu hören.
Der Text von „Everybody Needs Somebody to Love“ enthält auch keine großen Geheimnisse. Aber er hat recht: Jeder Mensch braucht jemanden, den man liebhaben kann. Und diesen Jemanden muss man festhalten, ihn drücken, lieben und Gutes tun.
Aber es geht bei den Blues Brothers nicht allein um traute Zweisamkeit von einem verliebten Pärchen. Es geht nicht nur um Romantik und um Zärtlichkeit – es geht um mehr. Um eine grundsätzliche Einstellung zum Leben.
Im Film springt auf dem Konzert genau bei diesem Lied der Funke über. Anfangs steht das Publikum nur stumm und steif herum. Aber Jake und Elwood singen von der Bühne: „I need you, you, you!“, also „Ich brauche dich, dich, dich!“ Und alle werden mitgerissen. Es lieben sich nur zwei und ziehen sich raus, sondern daraus wird ein Erlebnis, ein Lebensgefühl für alle. Freude, Spaß und alle gehören zusammen.
Letztlich spiegelt dieser Song wider, worum es in dem ganzen Film geht: Jake und Elwood brauchen einander und halten zusammen wie Pech und Schwefel. Die Band lässt aus alter Freundschaft ein gesichertes, aber trostloses Leben fahren und zieht wieder los. Und das alles nehmen die Blues Brothers auf sich, um ein Waisenhaus zu retten, in dem sie Liebe und Unterstützung erfahren haben. Wenn schon nicht von der strengen Mutter Oberin, dann doch wenigstens von dem warmherzigen Curtis. Und selbst am Schluss als alle im Gefängnis sitzen, wird Musik gemacht. Alle feier und tanzen zusammen. Haben zusammen Spaß.
„Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei“ (1. Buch Mose, 2,18), weil es ihn auf die Dauer traurig und wahrscheinlich auch wunderlich macht. Und gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass ich einen habe, der mir guttut. Den ich wohl möglich sogar drücken und liebhaben darf. Auch jeden Fall brauche ich auch Spaß und was zu lachen.
Das elfte kleine Licht.
Bleiben Sie gesund. Werden Sie gesund.
Ihr Pastor Jörg Prahler
PS: Den Film „Blues Brothers“ können Sie sich gerne mal angucken, wenn Sie Spaß an einem etwas wildem und anarchischen Humor haben. Wahrscheinlich kann man sich die Blues Brothers in jedem gut sortierten Streaming-Dienst anschauen. Schauen Sie das Original von 1980 und den späteren Abklatsch „Blues Brothers 2000“ nur auf eigene Gefahr.
Für alle, die keine Filme streamen können oder wollen, habe ich eine Alternative: Ich habe eine Blu-ray von dem Film und wenn ich diese Andacht online stelle, dann stelle ich auch die Blu-ray in einem Umschlag auf meinen Briefkasten. Sie dürfen sich diesen Umschlag mitnehmen, den Film anschauen und am nächsten Tag an eine andere Person weitergeben. Wieder anschauen, weitergeben.
Tragen Sie auf dem beiliegenden Zettel ihren Namen ein und wie Ihnen der Film gefallen hat. Vielleicht noch einen netten Gruß an den, der den Brief als nächstes bekommt. Fassen sie die Blu-ray und die Hülle nur mit sauberen, frisch gewaschenen Händen an. Am 18. April sollten die Blues Brothers dann wieder bei mir in der Hauptstraße 13 in 29476 in Quickborn sein, persönlich in den Briefkasten geworfen oder per Post.
Warten Sie nicht zu lange, morgen soll es regnen.
Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend hier und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.
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