28.3.2020 – Besenstrich – eines nach dem anderen

Gedanken zum Tag

Besenstrich für Besenstrich. Einen nach dem anderen, sagt Beppo der Straßenkehrer. Du darfst nicht auf die ganze Straße sehen, die sich zieht und zieht noch und nöcher. Nur Besenstrich für Besenstrich. Und am Ende hast du die ganze Straße gemacht und du bist nicht aus der Puste gekommen. Beppo der Straßenkehrer aus dem unvergesslichen Buch Momo von Michael Ende. Weisheit im alltäglichen Kleid.
Eines nach dem anderen, sagt der Straßenkehrer Beppo. Damit er nicht aus der Puste kommt. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat, so heißt es in der Bibel. Wie wahr. Wie nötig! Weil es langsam enger wird, in meinem Empfinden. Wie lange soll das so noch gehen? Wann wird es wieder anders sein? Wie kann ich weiterplanen? Bis wohin kann ich überhaupt sehen, von hier aus? Eines nach dem anderen. Täglich neue Sondersendung nach den Nachrichten. Ich schaue sie mir schon längst nicht mehr an. Die neuesten Informationen, die doch bloß das Alte sagen: wir wissen nicht, wohin es uns führt. Und wen und wen nicht? Und kann man das überhaupt sagen? Beim Blick in die Zukunft ist vieles noch nicht heraus. Unsicherheit ist schwer zu ertragen, jedenfalls nicht auf Dauer. Wann wird es knallen in den Familien, zwischen den Paaren, zwischen den Kindern? Wann schlägt die Unsicherheit um in Genervtsein und Feindseligkeit? Wir sind nicht gemacht für so viel Nähe auf Dauer. Die ertragen nur die Verliebten – auf Dauer.
Schau nicht auf die ganze Straße. Mach Besenstrich für Besenstrich. Damit du nicht aus der Puste kommst. Und die ist nötig. Der lange Atem der Geduld und der Weitherzigkeit. Schon längst ist mir die Bergpredigt aus der Bibel einfallen: Sorgt nicht um euer Leben. Seht die Vögel unter dem Himmel an. Sie säen nicht, sie ernten nicht und ihr himmlischer Vater ernährt sie doch. Darum sorgt nicht für morgen, denn der Tag morgen wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat. Vorsorge und Fürsorge ist eines, aber die Sorge nimmt einem die Luft zum Atmen und macht das Herz kleinlich und eng.
Ach Gott, bete ich, lass mich dir vertrauen und deinem guten Willen zum Leben. Sei du der Vorsprung des Vertrauens, aus dem wir leben können. Immer. Alle. Jeder.

Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
28. März 2020