Hochzeit zu Kana. Die haben keinen Wein mehr, nur noch schnödes, gewöhnliches Wasser. Die Stimmung auf dem Fest droht zu kippen, ja das ganze Fest. Die Gastgeber haben versagt.
Schnödes, gewöhnliches Wasser. Kennen wir auch, gerade in diesen Zeiten. Alles ist da, aber es fehlt an allem. Sinnlos, leer, langweilig fühlt sich alles an. Du spürst das Lebendige nicht mehr. Nichtig und öde.
Wird das gut gehen? Wird es reichen, was wir haben? Sie haben keinen Wein mehr! Maria spricht die drohende Katastrophe aus.
Mit Wasser kann man nicht feiern. Am Wein hängt alles – das Gelingen des Festes, das Gelingen dieser Hochzeit, dieser Ehe. Am Weinstock hängt symbolisch die ganze Beziehung zum Himmel, zu Gott. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben, wird Jesus später sagen. So eng ist die Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Die haben keinen Wein mehr!
Maria geht zu ihrem Sohn Jesus: Tu was. Siehst du nicht, dass das hier den Bach runtergeht. Jesus weist sie schroff zurück: Frau, was geht es dich an? Kümmere dich nicht um Sachen, die dich nichts angehen. Die Sorge kannst du mir überlassen. Die Sorge, ob es reicht, ob das Fest, ob das Leben gelingen wird.
Die Diener füllen die großen Wasserkrüge mit Wasser und der Speisemeister wird feststellen: Das ist ja viel besserer Wein als zuvor.
Wie das Wunder passiert, wird nicht erzählt. Wasser in Wein. Nicht alle bemerken das. Nur die Diener und die Dienerinnen werden zu Zeugen des Wunders. Sie, die das Wasser geschöpft hatten. Wir kennen das Wasser. Und wir wissen, was Wein ist. Die Diener wissen, woher der Wein kommt und schöpfen daraus im Namen von Jesus. Mehr müssen sie auch nicht tun. Schöpfen und weitergeben, das ist ihre Aufgabe. Dass aus Wasser Wein wird – das liegt nicht an ihnen, sondern an dem, der Menschen segnet.
Segen – geben, was wir nicht haben. Weitergeben, was wir nicht in der Hand haben. Wir können Wasser nicht in Wein verwandeln. Wir können keine Garantien dafür geben, dass Paare zusammenbleiben. Wir können keinen Glauben und kein Vertrauen machen und: wir können auch nicht die Kirche retten. Wir können nur weitergeben, was wir nicht haben. Wir können nur schöpfen, aus dem Vollen schöpfen, in dem Vertrauen, dass genug da ist für alle, denn alles kommt von Gott – das Leben, der Wein, das Gelingen des Festes. Und wir geben weiter, was wir nicht haben:
Wenn die Hand, die wir halten uns selber hält, und das Kleid, das wir schenken, auch uns bedeckt, dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut, dann wohnt er schon in unserer Welt. Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht, in der Liebe, die alles umfängt. Wenn der Trost, den wir geben, uns weiterträgt, und der Schmerz, den wir teilen, zur Hoffnung wird, dann hat Gott unter uns schon Wasser zu Wein gemacht. Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht, in der Liebe, die alles umfängt.
Wir geben weiter, was wir nicht haben und das Leben ist schön.
Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
3. Kalenderwoche