Wie fühlt sich das neue Jahr an?
Wie ein Schwimmbad im Schnee. Erinnerung an den vergangenen Sommer oder Verheißung, dass der nächste Sommer bestimmt kommt?
Wie die New Yorker Freiheitsstatue, die ihre Hände vor das Gesicht schlägt. Wie der Umriss eines Sterns auf einer ungeputzten Fensterscheibe. Wie ein Hund, der in der Tür stehenbleibt, weil er bei dem Schietwetter nicht raus will. Wie ein Rasenmäher in der Garage, der mit einer Wolldecke zugedeckt ist. Wie ein Sprung in der Schüssel. Wie ein voller Einkaufswagen und du hast die Taschen vergessen… Wie fühlt sich das neue Jahr an?
Jedenfalls nicht nach Aufbruch mit schwungvollem Elan. Aber auch nicht nach Rückzug ins heimische Wohnzimmer. Wie fühlt sich das neue Jahr an?
Diese Zeiten sind nicht so. Das vergangene Jahr hat uns allen vieles abverlangt. Zu vieles kann man nicht nachholen. Zu vieles ist auf der Strecke geblieben. Das will erst einmal verkraftet sein. Der Aufbruch lächelt müde. Wie der norddeutsche Himmel, so grau wie eine Grabplatte. Die Zeiten sind nicht so. Sie geben die Kraft nicht her. Aber auf der anderen Seite, immer nur zu Hause zu sein, in den Besuchen beschränkt, beruflich am Bildschirm, Schule im Wohnzimmer, da fällt einem doch die Decke auf den Kopf und selbst die Liebsten gehen einem irgendwann auf die Nerven. Zuhause zu sein fühlt sich eben anders an als zuhause bleiben zu müssen.
Wie fühlt sich das neue Jahr an? Wie eine Zwickmühle. Zurück geht nicht. Nach vorn geht‘s auch nicht so recht. Wie ein Auf-der-Stelle-treten, wenn das Klo besetzt ist.
Was wie Stillstand aussieht, könnte man ja auch noch ganz anders sehen. Vielleicht wie ein Schwungholen, ein Kräfte Sammeln, weil wir Menschen nicht pausenlos auf Trab sein können. Weil wir Menschen keine Maschinen sind, die immer funktionieren sollen. Das merken inzwischen alle. Ob so oder so.
Weder Aufbruch noch Bleiben, vielleicht gibt es noch eine ganz andere Idee, wie sich das neue Jahr für uns anfühlt. Wie auch immer es sich für uns anfühlt.
Lichtblicke werden auch da sein, Momente, in denen wir sagen: Gott sei Dank! Momente, in denen wir das Leben lieb haben und die Menschen auch. Lichtblicke, in denen und mit denen wir beschenkt werden und man die Barmherzigkeit von Gott ahnt. Lichtblicke, in denen Gott sagt: Sei ohne Sorge, denn ich liebe das Leben.
Und das steht über diesem Jahr, wie eine Erinnerung und wie ein Versprechen: Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist.
Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
2. Kalenderwoche