Superkleber
Vor etlichen Jahren passierte folgendes: In einem Chemiebetrieb in den USA machte ein Mitarbeiter einen Fehler. Bei der Produktion eines Klebstoffs vergaß er, eine wichtige Zutat dazuzugeben. Vielleicht hat er sich auch in der Dosierung geirrt oder eine Temperatur falsch eingestellt – ich weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall produzierte die Firma einen riesigen Tank voll mit Klebstoff, der nicht richtig klebte.
Statt dass man damit zwei Blätter Papier ordentlich zusammenkleben konnte, bappte das ganze nur lose aneinander. Kinderleicht konnte man die Blätter wieder voneinander lösen. Retten konnte man diese Kleberpampe nicht mehr. Man konnte das Zeug eigentlich nur für noch mehr Dollar entsorgen. Der Schaden ging in die Zigtausende.
Was sollte man tun? Der Schuldige war ja bekannt. Sollte man ihn feuern oder auf Schadenersatz verklagen? Oder am besten beides?
Das Management entschied sich für einen anderen Weg. Man rief die ganze Belegschaft zusammen und gab jedem einen kleinen Becher mit dem missratenen Klebstoff in die Hand. „So sieht er aus. Er klebt, aber nur ein bisschen. Was kann man damit anfangen?“
Nach einiger Zeit hatte einer eine Idee: „Wie wäre es, wenn man damit einen ganzen Stapel Zettel zusammenkleben würde? Man könnte auf die Zettel kurze Nachrichten schreiben und diese Zettel dann einem Kollegen an die Schreibtischlampe kleben. Oder man klebt zu Hause so einen Zettel an den Kühlschrank. Oder an einen Aktendeckel. Und wenn ich die Notiz gelesen habe, ziehe ich den Zettel wieder ab und schmeiße ihn weg.“
So wurde der Haftnotizblock erfunden und die Firma hat viel Geld damit verdient.
Wie gehen wir mit Fehlern um? Ich habe den Eindruck: Meistens suchen wir nach einem Schuldigen. Und dann geht es vor allem darum, den tüchtig büßen zu lassen. Als ob damit viel gewonnen wäre. Der Kleber ist verdorben, der Schaden ist längst angerichtet. Hilft es da noch viel, auf diesen Unglücksraben einzuhacken?
„Strafe muss sein, damit so einer nicht wieder was verkehrt macht!“ Das mag ja manchmal stimmen. Aber ich bezweifle einfach, dass ein Rausschmiss oder eine Schadensersatzforderung diesem Mitarbeiter irgendwas gezeigt hätte, was er nicht ohnehin schon gewusst hätte: „Da habe ich Mist gebaut! Das darf mir nicht wieder passieren!“ Ich jedenfalls schäme und ich ärgere mich über eigene Fehler wahrscheinlich selbst am meisten. Ganz ohne Strafe.
Was das Management in diesem Fall aber getan hat, das war großartig. Sie haben überlegt: „Wie machen wir alle zusammen das Beste daraus?“ Und es gelang ihnen sogar das Allerbeste: Aus einem Fehler wurde eine neue Erfindung.
Insgesamt erinnert mich das Ganze sehr an den Umgang von Jesus mit Menschen, die etwas falsch gemacht haben. Jesus klagt nicht an und er besteht nicht auf Strafe. Er stellt niemanden bloß. Er kehrt aber auch nichts unter den Teppich.
Jesus Ziel ist immer, dass das Beste aus der Situation gemacht wird. Dass es für den Sünder oder die Sünderin und damit letztlich für uns gut weitergeht. Denn das meiste ist gewonnen, wenn ein schlechter Mensch zu einem besseren Mensch wird. Aber dafür muss man ihm eine Chance geben.
Das einhundertundsiebte kleine Licht.
Bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund.
Ihr Pastor Jörg Prahler.
Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend, außer am Wochenende von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.
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