Tina spielt die Taxifahrerin
Immer wieder montags irgendwas von früher. Leider habe ich von dieser Radioandacht die Aufnahme nicht mehr. Aber gerade diese Reihe gefällt mir trotzdem sehr gut. Dann müsst Ihr eben montags auch noch lesen. Gibt schlimmeres. Diese Radionandacht wurde in der Reihe „Zwischen Himmel und Erde“ am 1. Juni 2016 auf Radion NDR1 Niedersachsen gesendet:
“Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem”.
Wegen der Pawelkes wären Tina und Krischan fast schon wieder weggezogen. Die Sorte Nachbarn, die einem das Leben zur Hölle machen.
Tinas Hund haben sie auf dem Kieker gehabt: „Wenn Ihr Köter noch einmal auf unser Grundstück rüberkommt, dann kann ich für nichts garantieren. Wir haben Gift ausgelegt, wegen der Ratten“. Und bei der Party an Martys 16. Geburtstag hatten sie ihnen die Polizei auf den Hals gehetzt wegen der Musik. Um Viertel vor zehn! Und ab und zu schnitt Herr Pawelke mit der Heckenschere über den Gartenzaun hinweg Tinas Blumen die Köppe ab.
Deswegen sagte Krischan neulich nicht ganz ohne Erleichterung: „Hast du schon gehört, Tina? Der alte Pawelke hatte gestern einen Schlaganfall! Bin mal gespannt, ob uns die Frau Pawelka alleine auch so einen Ärger macht.“
Aber diese Sorge war unbegründet. Mit Frau Pawelke gab es überhaupt keinen Streit mehr. Im Gegenteil, man sah sie kaum noch. Aber eines Tages hörte Tina sie hinter der Gartenhecke weinen. Sie hätte so tun können, als hätte sie nichts gehört. Aber, was soll´s? Tina ging rüber.
„Hallo. Wie geht es Ihnen, Frau Pawelke? Ich habe Sie eben weinen gehört”.
Die alte Frau kann nicht anders, sie muss erzählen. Wie einsam sie ist. Dass sie nicht Auto fahren kann. Und auch nicht mit dem Zug nach Lüneburg. Und sie hat ihren Mann schon acht Tage nicht gesehen und es geht ihm immer noch nicht gut.
„Holen Sie Ihre Jacke“, sagt Tina, „ich wollte sowieso noch was in Lüneburg einkaufen.“ Das war gelogen. Tina hatte einen Berg voll Arbeit auf dem Schreibtisch liegen und eigentlich wollte sie heute Fenster putzen.
Keine 15 Minuten später sitzen beide im Auto. Frau Pawelke kramt in ihrer Handtasche und knipst mit ihren Fingernägeln. Sie ist sehr unruhig. Irgendwann platzt es aus ihr heraus: „Wissen Sie, mein Mann hat überhaupt kein Gift ausgelegt. Das hat er nur so im Zorn gesagt.“
Unsicher schaut sie zu Tina rüber und lächelt ein wenig. „Wie heißt denn Ihr süßer, kleiner Hund?“
“Oppenheimer!”
Irgendein Hund. Würde aber passen. Foto: Sylvia Voigt/ pixelio.de
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“
Das neunundsechzigste kleine Licht.
Bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund.
Ihr Pastor Jörg Prahler
Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend, außer am Wochenende von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.
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