Gedanken zur Woche
Es zieht viele in die Weite. Manche erradeln sie, manche erwandern sie, manchen erlaufen sie. Die Weite in der Feldmark, zwischen Wäldchen und Feldern. Der Himmel ist über einem, hoffentlich mit Sonnenschein. Und wenn wir viel Glück haben, hören wir von ganz oben eine Feldlerche. Mit dem Auge kaum zu sehen, aber zu hören, klar und deutlich. So viel Weite braucht der Mensch, wie das Auge reicht, möglichst bis zum Horizont und noch einen Schritt weiter. Aufatmen. Das Leben spüren. Weit werden, leicht denken und sich geborgen fühlen. Himmelfahrt zieht die Kirche gern nach draußen. Unter das schönste Kirchendach, das es gibt. Blauer Himmel, weiße Schäfchenwolken. Angenehme Temperaturen. Diese Sehnsucht nach Weite. Doch wenn wir sie äußerlich nicht erleben können, dann weiß die Seele immer noch einen Weg zur Weite innen. Weite. Manche ziehen nach draußen, um zu protestieren. Die Einschränkungen und die Schutzmaßnahmen nehmen einem das Leben. Das darf nicht sein. Manche benutzen deren Protest für eigene politische Zwecke. Weite. Wieviel Weite braucht ein Mensch? Und aber auch: wieviel Weite verträgt ein Mensch, um sich in der Weite nicht verloren vorzukommen? Weite ohne irgendwo angebunden zu sein, wird ziellos, beliebig und sie überfordert einen auch. Weite, die nicht angebunden ist an die Liebe, ist heimatlos. Nirgendwo zuhause. Himmelfahrt. Gott ist weit weg. Im Himmel. Unermesslich, unauslotbar, größer als das Herz der Menschen. Manchmal für manche: unfaßbar, wie kann der nur? Nun ist aber Jesus im Himmel. Bei Gott. Er hält sozusagen Himmel und Erde zusammen. Bis zum Himmel und zurück. Er erinnert sozusagen Gott an die versprochene Liebe zu uns Menschen. Und alles, was uns von Gott trennen könnte, überbrückt er. Er hält uns zusammen, untereinander und mit Gott. Und Gott mit uns. Kein Mensch soll ein verlorener Mensch sein. Himmelfahrt. Eine Frau sagt: Bei Himmelfahrt muß ich immer an eine Pusteblume denken. Warum? Wie leicht und luftig die kleinen Schirmchen fliegen. – Ja, denke ich, sie vertrauen sich dem Wind und den Stürmen an, wohin es sie trägt. Sie sind angebunden, ihr Vertrauen ist angebunden an den Herrn der Welt, der vor allem liebt. Und das macht die Welt weiter und das Herz leichter.
Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
Dienstag 19. Mai 2020