Ein kleines Licht am 30. April

Tanz in den Mai

Heute Abend wäre in Damnatz Tanz in den Mai gewesen. Nun trifft mich das selber nicht ganz so hart. In den letzten Jahren habe ich in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai meist brav zu Hause gesessen. Am Schreibtisch und ich habe meine Predigt für den Gottesdienst am 1. Mai in Klein Gusborn geschrieben.

Aber ab und zu habe ich es ja doch noch nach Damnatz geschafft. Und früher war ich jedes Jahr da:

Der Tanz um den Maibaum, Bratwurst vom Grill, die leckere selbst gemachte Maibowle, Bier dazu. Und dann bis tief in die Nacht zusammenstehen, quatschen und ein bisschen tanzen auf dem Parkplatz neben der Kirche.

Der Mai ist der Wonnemonat. Ein Monat für die Liebe. Tanzen gehört da mit dazu. Freude am Leben. Und wie viele Paare haben sich schon beim Tanzen nicht schon verliebt? Früher beim Tanzen, Arm in Arm, weil das die beste und erste Gelegenheit war, sich näher zu kommen. Später, seitdem man auseinander tanzt: Er sieht, wie sie sich zur Musik bewegt und ist hin und weg. Die Frau will er ansprechen. Die will er kennenlernen*. Zwei, die sich bewegen im Einklang mit der Musik und im Einklang miteinander.

(* Ich würde ja auch gerne mal schreiben, dass eine Frau hin und weg gewesen wäre von den Tanzkünsten eines Mannes. Aber ehrlich gesagt: Das habe ich außer beim Paartanz noch nie eine Frau über einen Mann beim Tanzen sagen hören.)

Der Tanz in den Mai verspricht Freude, Spaß und Sinnlichkeit und manchmal auch die große oder wenigstens eine kleine Liebe. Schade gerade für alle, die noch einen Menschen für ihr Herz suchen. Aber vielleicht klappt es ja auch trotz Corona, denn der Mai ist lang und fängt ja morgen erst an.

Auf jeden Fall ist Tanzen eine tolle Sache. Nach festen Schritten und Spielregeln oder wild und frei, wie es einem gerade einfällt und wie die Musik es einem eingibt.

Körper und Herz im Einklang, der Verstand lässt sich ein bisschen treiben. Ich fliege so dahin. Und manchmal hebe ich auch ab. Dann ist es wie im Traum. Ich liebe das. Das wird mir noch sehr fehlen in diesem Jahr. Wenn all die tollen Feste ausfallen und verschoben werden. Ich kann nur tanzen mit vielen, vielen Leuten um mich rum. Und wenn die Musik ganz laut ist und das helle Licht ist aus und die bunten Lampen sind alle an. Das wird mir fehlen.

Musik gehört eigentlich zu jeder Religion dazu. Zu vielen Religionen, gerade bei Naturvölkern, gehört aber auch der Tanz mit in den Glauben. Gerade das Gefühl der Trance, der Entrückung. Dass die normale Welt um dich herum verblasst und dein Herz frei und leicht wird. Manchmal auch für neue Erfahrungen.

In der Bibel wird die Kraft des Tanzes nicht immer gutgeheißen: Der Tanz ums goldene Kalb reißt das Volk Israel mit und dieser Tanz reißt sie weg von Gott. Der ist wütend und die Reise nach Israel verzögert sich um 40 Jahre, bis die wildesten Tänzer nicht mehr da waren.

Die schöne Salome tanzte so beglückend, dass Herodes jede Vorsicht verlor. Er versprach der jungen Frau alles und damit letztlich auch den Kopf von Johannes dem Täufer auf dem Silbertablett.

Auf der anderen Seite singt und tanzt Miriam, die erste Prophetin, und schlägt die Trommel. Und das Volk Israel bejubelt Gottes große Taten.

Und der großartige König David erobert die Bundeslade zurück und lässt sie nach Jerusalem bringen und an der Spitze des Festzugs und des Jubels tanzt er wie ein Verrückter.

Gott hat unser Herz so gemacht, dass es bei Liebe und bei Freude am besten und am schönsten schlägt. Das kann kein Zufall sein. Und wenn wir mit Freude tanzen, dann sind wir ganz wir selbst: Ohne Schmerzen und ohne trübe Gedanken. Das kann kein Zufall sein. Dass der Grips dabei nicht ausgeschaltet sein darf und dass wir dabei nichts tun, was uns nachher leid tut oder unangenehm ist, das ist wohl klar. Und dann ist Tanzen voll in Ordnung und gut für die Seele. Egal, was manche biestigen Moralapostel wohl so denken.

Und manchmal kann das Singen und das Tanzen auch zum Lobe Gottes geschehen. Das mag uns steifen, knöterigen Nordeuropäern manchmal fern liegen. Aber zum Beispiel die Afroamerikaner mit ihren Gospels wissen Bescheid. Und der große israelische König, Dichter, Musiker und Sänger und ja wohl auch Tänzer David wusste Bescheid.

Hier ein Stück aus dem 30. Psalm:

Hoch über alles will ich dich loben, HERR!
Denn du hast mich aus der Tiefe gezogen.
Du hast meine Feinde nicht über mich triumphieren lassen.
HERR, mein Gott, ich schrie zu dir um Hilfe.
Da hast du mich wieder gesund gemacht.
HERR, aus dem Totenreich hast du mich geholt.
Du hast mir ein neues Leben geschenkt –
dabei zählte ich schon zu den Menschen,
die hinabmussten ins Grab.
Singt für den HERRN, die ihr zu ihm gehört!
Dankt ihm und denkt daran: Heilig ist er!
Nur einen Augenblick dauert sein Zorn,
doch seine Güte umfasst das ganze Leben.
Am Abend muss einer viel weinen,
doch am Morgen wird er sich wieder freuen.
Ich aber dachte in meiner Sorglosigkeit:
Nichts kann mich umwerfen, nichts in der Welt!
Denn du, HERR, hast in deiner Güte dafür gesorgt,
dass ich fest wie ein Berg dastand.
Doch dann hast du dein Angesicht verborgen.
Da verlor ich vor Schreck jeden Halt.
Ich rufe zu dir, HERR!
Zu dir, mein Gott, flehe ich:
»Höre mich, HERR, und hab Erbarmen mit mir!
Du bist es doch, HERR, der mir helfen kann!«
Ja, du hast meine Totenklage
in einen Freudentanz verwandelt.
Darum will ich dir ein Loblied singen
und es soll nicht mehr verklingen
HERR, mein Gott, für immer
will ich dir ein Danklied singen!“

Das vierundvierzigste kleine Licht.

Wie passend: Eine Schnapszahl.

Bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund.

Ihr Pastor Jörg Prahler

Als kleinen Ersatz für den Tanz in den Mai hier noch ein paar Tanzeinlagen zum ansehen:

James Brown (The Blues Brothers)

Sister Act

 

Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.

Meine Oma hat aber gar kein Internet”? Aber du! Es ist ausdrücklich erlaubt, diese Beiträge auszudrucken, zu verschicken, zu teilen oder zu verlinken. Gebt sie gerne an alle weiter, die sich darüber freuen und vor allem an die, die sonst keine Zugang dazu hätten.

Rückmeldungen, Fragen oder Anregungen gerne an joergprahler@gmx.de.

3 Kommentare

  1. Nein, aber danke. Wirklich sehr schön! Kann sonst noch jemand so ein Video beisteuern?

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