23. April 2020 – Fürbitte

Gedanken zum Tag

Es ist, als stehe die Zeit still, als sei sie gefroren. Es gibt zwar seit dieser Woche ein paar Lockerungen im immer noch eingeschränkten alltäglichen Leben, aber vieles steht weiterhin still. Eine ungewohnte Stille zum Feierabend, zum Abend und in der Nacht. Selten zuvor habe ich an so klarem Himmel im Westen die Venus leuchten sehen. Grandios!
Wir erleben gerade eine Zeit, die wir uns vor 6 Wochen noch nicht haben vorstellen können. Und was fehlt, wenn was fehlt! Was fehlt, wenn was fehlt, lässt sich am deutlichsten dort erkennen, wo noch was geht, aber eben nur eingeschränkt. Unerträglich ist für mich die Situation auf dem Friedhof. Bis zu 10 Personen, nur die engsten Angehörigen. Aber manchmal sind doch Familien viel größer und enger als 2m Abstand. Den Weinenden nicht die Hand geben dürfen, wo doch so viel Trennung ist, da braucht es doch das Händeschütteln. Und in die Biographie der Verstorbenen gehören doch auch die Freunde und die Fernen. Es ist unerträglich, die Angehörigen zu sehen. Aber auch das, was sie erzählen: einen sterbenden Menschen nicht besuchen zu dürfen, nicht am Bett sitzen dürfen und sagen, was man dann noch so sagt. Es ist schlimm. Und es macht die Vereinsamung noch umso unerträglicher. Auch nach der Beerdigung. Die Vereinsamung derer, die keinen Besuch mehr bekommen dürfen: die Alten in den Heimen, die Kranken in den Krankenhäusern und eben auch die, die gestorben sind und die nur von wenigen Menschen zum Grab begleitet werden dürfen. Zum Wohl aller! Das hätten wir uns auch im schlimmsten Fall nicht ausdenken wollen. Zum Wohl aller! Wir können das verstehen, aber es geht einem doch unter die Haut, zu Herzen. Wenn wir Menschen nicht mehr begleiten dürfen, dann müssen wir es von Herzen um so mehr tun. Für einen anderen Menschen beten. Unsere fürsorgliche Fürbitte, ob wir die Menschen nun kennen oder nicht. Es hilft ihnen und uns.

Vater Unser im Himmel.
Wir empfinden die Last in diesen Zeiten.
Wir sind bedrückt, wenn wir an Einsame und Sterbende denken.
Wir denken an Menschen, die ihre Liebsten nur von Ferne sehen.
Wir denken an Menschen, die ohne ihre Lieben sterben.
Wir denken an Menschen, die ohne ihre Freunde begraben werden.
Sei du ihnen ein guter Hirte im dunklen Tal.
Nimm sie in deine Arme und schließ du ihnen das Land auf, das keine Tränen mehr kennt.
Dein Reich komme.
Amen.

Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
Donnerstag 23. April 2020