Nicht alles ist jetzt abgesagt!

Der Frühling ist nicht abgesagt.

Die Sonne ist nicht abgesagt.

Liebe ist nicht abgesagt.

Beten ist nicht abgesagt.

Singen ist nicht abgesagt.

Briefe sind nicht abgesagt.

Träume sind nicht abgesagt.

Hoffnung ist nicht abgesagt.

Und so warten wir in dieser außergewöhnlichen Passions(=Leidens)Zeit sehnsüchtig auf Ostern – die Auferstehung des Lebens, die große Absage an den Tod.

Ich staune jetzt schon, wie viel österliche Lebensenergie, Mitmenschlichkeit, Humor, Kreativität und Zusammenhalt durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurde. Das ist eine steile Lernkurve, die wir im Moment meistern müssen, denn es wird keine Welt mehr ohne Corona geben.

In diesen historischen Tagen ändert die Zukunft ihre Richtung, und ich frage mich: Könnte es sein, dass das Virus unser Leben in eine Richtung ändert, in die es sich sowieso verändern wollte? Es wird langsamer, nachdenklicher, demütiger und solidarischer. Paradoxerweise kommen wir uns trotz der nötigen verordneten Distanz wieder näher. Wir lernen das Regionale und Lokale wieder mehr schätzen und merken: Gute Nachbarn und Freunde sind wichtiger als das Vermögen auf der Bank.

Entscheidend bei der Überwindung dieser Krise scheint die Veränderung unseres Sozialverhaltens zu sein. Das heißt, wir sind wirksam. Unser Verhalten ist nicht egal sondern gibt den Ausschlag. Wenn wir als Menschheit mit gemeinsamer Anstrengung –  klar, auch mit unfreiwilligen Einschränkungen – aber auch mit ganz viel Herz und Vernunft das Virus hoffentlich besiegt haben werden, warum sollten wir nicht mit der derselben Entschlossenheit auch die anderen „Infekte“ unserer Welt besiegen: die Klimaerwärmung, die Kriege und das Flüchtlingselend?

Gottes gute Zukunft ist jedenfalls nicht abgesagt!

Und heute Abend um 19:30 Uhr, wenn  die Glocken läuten, werde ich wieder eine  Kerze ins Fenster stellen und an all die Menschen denken, die auch in ihren Wohnungen am Fenster stehen oder ohne Wohnung auf der Flucht sind und auf Hilfe hoffen, in Idlib, auf Lesbos und überall. So knüpfen wir ein Netz aus Licht und guten Gedanken und „infizieren“ uns gegenseitig mit Solidarität und Besonnenheit, mit Liebe und Frieden.

(Wort zur Besinnung in der EJZ am 28.3.2020, Jens Rohlfing, Hitzacker)