Gedanken zum Tag
Eine Szene im Supermarkt. Eine junge Frau kauft eine Portion Rukolasalat. An der Kasse vor ihr steht einer und hat den ganzen Einkaufswagen voll. Alles ziemlich doppelt und dreifach. Die junge Frau legt ihren Rukolasalat aufs Band. Der Mann an der Kasse sagt: „Na? Hamsterkauf? Oder für den Hamster?“ Sie lacht: „für den Hamster natürlich! Und morgen komme ich wieder und kaufe das ein, was ich dann brauche.“
Eine wahre Geschichte. Nicht aus you tube. Eine herrliche Szene von dem täglichen Brot, um das wir täglich Gott bitten. Von dem täglichen Brot, dass kein Mensch auf Vorrat horten kann. Franz Kafka fällt mir ein: Einer sattelt sein Pferd. Wohin, fragt der Diener? Bloß weg von hier. Das ist mein Ziel. – Aber Ihr habt keinen Vorrat mit! – Den brauche ich nicht. Die Reise ist so unüberschaubar und lang. Kein Vorrat kann mich retten. Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise – So ungefähr geht diese Szene. Die Reise ist so unüberschaubar. Und auf dieser Reise wird er angewiesen sein auf das, was er unterwegs von anderen bekommt und was er unterwegs anderen gibt: Rat, Hilfe, Verständnis, Schutz …. Kein Vorrat könnte ihn sichern. Kein Geld der Welt würde ihm nützen, wenn es wirklich hart auf hart kommt. Unser tägliches Brot gib uns heute.
Wie wahr doch diese unscheinbare Bitte ist.
Und noch viel wahrer in diesen Hamsterzeiten, weil es nicht heißt: mein tägliches Brot gib mir, sondern uns. Denn das Ganze geht nur so. Im Miteinander. Mit dem solidarischen Blick auf die anderen. Dann wird genug da sein – für mich, für dich, für alle. Denn auch die Reise durch unsere Zeit heute ist „ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise“. Zum Glück, denn auch die Reise durch unsere Tage heute ist begleitet von Gott und von Gottes Segen. Zum Glück. Zum Glück werden alle Wege zum Guten, die Gott begleitet und führt. Denn auch jetzt, wo wir uns mehr denn je als Einzelne erfahren, brauchen wir um so mehr die Gemeinschaft der anderen.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
18. März 2020