Liebe Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitlesende
heute Nachmittag wird die Landeskirche die dringende Empfehlung aussprechen zur generellen Absage aller Gottesdienste, Andachten und Konzerte und Veranstaltungen ab sofort bis zunächst einschließlich 19. April 2020.
Wenn aber unsere Landeskirche einen solchen Schritt verbreitet, dann ist Vieles dabei durchdacht und abgewogen worden, dann gibt es kein Argument dagegen und viele Überlegungen haben sich sicher überholt. Der Zumutung, die von dieser Selbstbeschränkung ausgeht und nicht leichtfertig oder populistisch motiviert ist, ist die Solidarität, die die Menschen in dieser Zeit durch uns als Kirche erfahren sollten.
Als Kirche tragen wir Verantwortung für die Menschen, die uns anvertraut sind, ebenso für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Als Veranstalterin und einladende Organisation können wir dazu beitragen, dass die Verbreitung des Virus verlangsamt wird und die Gefährdung besonders der Risikogruppen minimiert wird.
Gottesdienst darf keine Glaubens- oder gar Mutprobe werden.
Es ist das Schlimmste, das ich mir selbst vorstellen könnte, wenn es heißen würde, dass nach einem Gottesdienst, einer Konfirmation, einer Nacht im Altenheim zu hören wäre: Menschen durch die Teilnahme an Gottesdienst infiziert.
Damit würde sich alles verkehren, was uns mit Gottesdiensten zum Trost und zur Hoffnung der menschen möglich ist.
Bitte geben Sie, gebt das auch auf Euren Kanälen weiter.
Für Nachfragen aller Art bin ich, aber auch unser Regionalbischof Dieter Rathing, telefonisch erreichbar – für Euch, KVs etc.
Es wird kaum Zeit sein, sich in den Kirchenvorständen schnell zu verständigen.
Wie wir hoffentlich alle, werde ich am Sonntag keinen Gottesdienste feiern.
Ich weiß nicht, ob die Nachricht , dass die Landeskirche für den Ausfall von Gottesdiensten bis incl. 19.4. eintritt, es in die morgige Ausgabe der Zeitung schafft.
Ich werde Sonntag vor der Tür stehen und den Menschen, die ggf. kommen werden es erklären.
Wir werden Anfang der Woche überlegen, wie wir dennoch Ostern feiern begehen, ohne Gottesdienst feiern zu können.
Es gibt schon Ideen, aber das dann in Ruhe. Wir haben Zeit darüber nachzudenken.
Für dieses Wochenende kommt es eigentlich ja alles schon zu spät.
Die Kirchenkreissynode am 26.3.2020 hat der Kirchenkeissynodalvorstand gerade abgesagt.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich eine solche Situation in meiner pastoralen Existenz einmal erleben werde. Gerade der Gottesdienst ist ein fester Teil meiner Sprachfähigkeit in allen Krisen gewesen, die ich bisher erlebt habe.
Worte zu finden für das Unfassbare, ist die Mitte meiner christlichen Haltung und pastoralen Identität. Dieser fehlt nun der eingeübte, logische und sinnhafte Ort – der Gottesdienst.
Ich muss gerade lernen, dass es neue Formen, Methoden, Möglichkeiten geben muss, auf andere Weise eine Kirche zu sein , die für andere da sein will auch da sein kann.
Lernen wir dies bitte gemeinsam. Helfen wir uns untereinander. Schenken wir uns gegenseitig neue Perspektiven auf das, was unseren Dienst , dem Kirche-Christi-Sein, ausmacht.
Bleiben Sie, bleibt gesund!
Beste Grüße
Propst Stephan Wichert-v. Holten