Am Sonntag werden wieder Kränze abgelegt. Vor den Denkmälern in unseren Dörfern. Die mit den Namen all der Menschen, die in zwei Weltkriegen getötet wurden. Als ob sich einer dafür interessieren würde!
In der Welt türmt sich Krieg auf Krieg. In Syrien ist es noch nicht zu Ende mit dem Töten. In der Ukraine mittendrin. In Israel und Palästina könnte es gerade erst am Anfang stehen.
Wir kommen gar nicht mehr hinterher mit unseren Denkmälern, Kränzen und mit unseren Friedensgebeten.
Und ich sehe es ja ein: Die Freiheit muss verteidigt und manchmal auch erkämpft werden. Der Frieden leider auch. Wer angegriffen wird, der muss sich wehren dürfen. Und eine Organisation wie die Hamas darf bestimmt nicht noch einmal derart grausam losschlagen dürfen.
Und trotzdem sterben unschuldige Frauen, Kinder, Greise. Und natürlich auch Männer, die keiner Fliege was getan haben. Überall und in jedem Krieg. Und auch die, die kämpfen, sind doch Töchter und Söhne, Schwestern oder Väter.
Natürlich trifft es besonders hart die Ärmsten und die Schwächsten. Die Harmlosesten und Friedlichsten. Wer roh ist, der ist oben auf. Die Friedfertigen raufen sich die Haare. So ist es im Krieg.
Doch am Ende muss trotzdem jedes Mal der Schutt bei Seite geräumt werden. Die Toten müssen begraben werden. Die Überlebenden müssen irgendwie weiterleben. Geschunden, geschändet, bis ins Innerste verletzt. Alle müssen aus dem Hassen und dem Töten wieder herausfinden. Ein weiter Weg. Trotzdem, nur so kann wieder Frieden werden.
Irgendwer wird irgendwo als erstes die Waffen sinken lassen müssen. Von allen anderen unbemerkt. Eine wird irgendwo als erste ihre Hand reichen. Und keiner sieht das. Einer wird zuallererst den Krieg so satt haben, dass der Frieden wieder machbar ist. Doch niemand, der das mitbekommt.
Nur dass einer oben im Himmel tatsächlich alles sieht. Der sich alles merkt und nichts vergisst: Wer den ersten Schuss abgegeben hat. Wer den ersten Panzer rollen ließ. Wer am Anfang den Hass schürte und wer die unheilvollen Befehle erteilte. Der gleiche da oben im Himmel sieht aber auch genau, wer mit zitterndem Herz den ersten Schritt macht. Diesen ersten Schritt, mit dem später dann der Frieden anfängt.
Deshalb müssen wir wieder Kränze ablegen! Nach Frieden streben. Auswege suchen aus dem Töten. Erinnern. Mahnen. Beten. Gott interessiert das!
Jörg Prahler, Pastor in Damnatz, Langendorf und Quickborn