Angedacht: “Du zählst”

Heute gehen sie das erste Mal in die Schule: Jungs und Mädchen, die aus dem Kindergarten herausgewachsen sind und die heute in die erste Klasse kommen. Überall werden deswegen heute Einschulungsgottesdienste angeboten. Und das Motto, das dafür vorgeschlagen ist: „Du zählst!“

Klingt gut, aber stimmt das überhaupt? „Du zählst?“ – da werden munter kleine Grundschulen geschlossen, weil man sie angeblich nicht mehr braucht. Und gleich darauf sind die verbliebenen Grundschulen zu klein.

Da entscheiden Erwachsene und teilweise ganz schön alte Erwachsene, wofür Steuergelder ausgegeben werden sollen. Genau deshalb ist unser Schulwesen chronisch unterfinanziert. Kinder müssen in Bruchbuden lernen mit einer technischen Ausstattung von vorgestern.

Am Anfang der Coronapandemie wurde sofort alles dichtgemacht, was Kinder schlau, glücklich oder gesund gemacht hätte. Aus Solidarität mit den Alten. Das haben die Kinder gern gemacht. Und viele von denen ließen sich später dann nicht impfen, damit der Lockdown für die Kleinen immer länger dauerte. Danke für gar nichts!

Mehr Beispiele? Klimawandel: Wir Erwachsenen machen weiter wie bisher und vertrödeln die Zeit, die uns noch bleibt. Und die Kinder dürfen dann mit den Folgen leben. Artenvielfalt: Die Erwachsenen betreiben Raubbau an der Natur und die Kinder können sehen, was übrig bleibt.

Kinder zählen nichts. Sie haben keine Stimme bei den Wahlen. Sie haben kein Geld, wofür andere etwas tun würden. Sie sind zu klein, um für ihre Interessen selbst einzutreten. Und weil das so ist, ist die Welt dann eben so wie sie aussieht. Eben nicht für Kinder gemacht. Eher für Alte oder für Autos oder für Reiche. Oder für Leute, die wir Erwachsenen so wichtig finden. Für Kinder eher nicht.

Daran ändern auch Sonntagsreden nichts, wenn nicht wirklich endlich Taten folgen. Daran ändern auch Einschulungsgottesdienste nichts, wenn wir Großen dann nicht wirklich für die Kleinen eintreten. Denn das sollten wir endlich und entschlossen tun.

Denn mindestens einen gibt es, für den Kinder wirklich etwas zählen. Kinder, Kleine, Schwache, Arme, Leute, die leicht zu übersehen sind. Nämlich Gott, der noch dem kleinsten, letzten Schaf hinterhersucht. Gott, der jeden sieht und dem keiner verloren geht. Und der hat auch ein gutes Gedächtnis für alle, die nur viel reden und dann wieder nichts für Kinder tun.

Jörg Prahler
Pastor aus Quickborn