Dazwischen!

Worte zur Besinnung, Sonntag „Exaudi“ – EJZ am 15.05.2021
Michael Ketzenberg, Breselenz – Pastor in Lüchow und Plate

Spüren Sie auch so ein bisschen Erleichterung – verbunden mit einem mulmigen Gefühl trotzdem? Ja, ich meine die derzeitige Corona-Lage. Bundes- und niedersachsenweit gehen die Zahlen nach unten. Immer mehr Impfungen sind möglich. Lockerungen spürbar in Sicht. Erleichterung. Und gleichzeitig: In unserem Landkreis sind wir mit einem Mal und irgendwie ungewohnt unerwartet in der „Notbremse“ mit unseren Zahlen. Es scheint fast so: Hauptsache, unser Landkreis hat eine andere Farbe als die anderen  auf der Coronakarte – auch wenn die dunkle Farbe blöd ist. Mulmig. Irgendwie hängen die Gefühle so dazwischen.

Noch so ein Beispiel zwischen mulmig und erleichtert: Mit unserer evangelischen Kirche scheint es bergab zu gehen. Die Mitgliederzahlen sinken (bei uns nicht so drastisch – Austritte sind in Lüchow-Dannenberg nicht das Problem: Darum Danke an alle, die zu uns gehören!), das Geld wird knapper (das ist allerdings ein großes Problem bei uns), Stellen werden reduziert und überhaupt verliert Kirche an Bedeutung – vielleicht auch, weil wir selber uns in Bedeutungslosigkeiten oft verstricken. Mulmiges Gefühl. Und gleichzeitig: Am vergangenen Wochendende wurde in der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine neue Präses gewählt. Nun steht an der Spitze der Kirche im höchsten Ehrenamt, das wir haben, eine junge Frau. 25 Jahre alt, Studentin, erfahren und aufgewachsen in der Evangelischen Jugend. Und sie spricht von Offenheit in der Kirche, von echter Zuwendung zu den Menschen, von Hoffnung im Glauben und von Bewegung. Das macht richtig Mut und Hoffnung. Erleichterung.

Dazwischen: Zwischen mulmig und erleichtert. Das was ist, ist nicht das letzte. Das, was kommt verspricht Gutes. Ist aber noch nicht da. Das muss man aushalten.

Der morgige Sonntag – er heißt „Exaudi“ (nach dem lat. „Herr, erhöre meine Stimme“) – ist der Sonntag „dazwischen“. Zwischen Himmelfahrt – für die Jünger ist Jesus nicht mehr greifbar da – und Pfingsten – der Heilige Geist, Gottes Kraft im Leben, ist noch nicht da. Das müssen die Jünger aushalten. Es ist blöd. Es wird gut. Aber es ist noch nicht da. Und in dieses Dazwischen-Gefühl ruft dieser Sonntag auf zu beten und darauf zu vertrauen, dass Gott dieses „Dazwischen“ mit uns aushält und zu etwas Gutem führt. „Herr, erhöre meine Stimme, wenn ich rufe.“ Ich bin mir sicher: Er erhört. Und lässt mich in dem „Dazwischen“ nicht alleine. Es wird gut, auch wenn es noch nicht da ist.