Der Altar vom unbekannten Gott – Gottesdienst am Sonntag Jubilate in Quickborn und Damnatz

Gottesdienstablauf Sonntag Jubilate in Quickborn und Damnatz

Orgel zum Beginn

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2. Korintherbrief 5, 17)

Eine/r:Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Alle: Amen. Eine/r: Unsere Hilfe kommt von Gott, unserem Herrn, Alle: der Himmel und Erde gemacht hat.

Psalm 66: Jauchzet Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich! Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke! Deine Feinde müssen sich beugen vor deiner großen Macht. Alles Land bete dich an und lobsinge dir, lobsinge deinem Namen.

Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern. Er verwandelte das Meer in trockenes Land, sie gingen zu Fuß durch den Strom; dort wollen wir uns seiner freuen.

Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich, seine Augen schauen auf die Völker. Die Abtrünnigen können sich nicht erheben. Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen, der unsre Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.

Alle sprechen: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Einer: Kyrie eleison. Alle: Herr, erbarme dich. Einer: Christe eleison. Alle: Christe, erbarme dich. Einer: Kyrie eleison. Alle: Herr, erbarm dich über uns.

Eingangsgebet: Jubelt“ ist die Botschaft von diesem Sonntag. Jubelt, auch wenn ihr Sorgen habt. Jubelt, auch wenn euch Ängste plagen. Vergesst nicht zu jubeln, gerade wenn euch auf Anhieb gar nicht danach ist.

Deine Liebe, Gott, und was du uns zum Leben gibst, das ist viel. Das ist viel mehr als es uns oft scheint. „Schau auf das, was Gott dir gibt“, dann kommt der Jubel wie von allein. Alle: Amen

Lied EG 432: 1. Gott gab uns Atem, damit wir leben, er gab uns Augen, dass wir uns sehn.
Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn.
Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn.
2. Gott gab uns Ohren, damit wir hören. Er gab uns Worte, dass wir verstehn.
Gott will nicht diese Erde zerstören. Er schuf sie gut, er schuf sie schön.
Gott will nicht diese Erde zerstören. Er schuf sie gut, er schuf sie schön.
3. Gott gab uns Hände, damit wir handeln. Er gab uns Füße, dass wir fest stehn.
Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehen.
Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehen.

Lesung von Epistel und Predigttext: Apostelgeschichte, Kapitel 17,22-34

Die Athener und auch die Fremden, die dort lebten, waren sehr neugierig. Sie kannten keinen besseren Zeitvertreib, als stets das Neueste in Erfahrung zu bringen und es weiterzuerzählen.

Paulus trat in die Mitte des Areopags und sagte:» Ihr Bürger von Athen! Nach allem, was ich sehe, seid ihr sehr fromme Leute. Ich bin durch die Stadt gegangen und habe mir eure heiligen Stätten angeschaut. Dabei habe ich auch einen Altar gefunden, auf dem stand: ›Für einen unbekannten Gott‹. Das, was ihr da verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch.

Es ist der Gott, der die Welt geschaffen hat und alles, was in ihr ist. Er ist der Herr über Himmel und Erde. Er wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand errichtet wurden. Er ist auch nicht darauf angewiesen, von Menschen versorgt zu werden. Er ist es doch, der uns allen das Leben, den Atem und alles andere schenkt. Er hat aus einem einzigen Menschen die ganze Menschheit hervorgehen lassen, damit sie die Erde bewohnt. Für jedes Volk hat er festgesetzt, wie lange es bestehen und in welchen Grenzen es leben soll.

Er wollte, dass die Menschen nach ihm suchen – ob sie ihn vielleicht spüren oder entdecken können. Denn keinem von uns ist er fern. Durch ihn leben wir doch, bewegen wir uns und haben wir unser Dasein. Oder wie es einige eurer Dichter gesagt haben: ›Wir sind sogar von seiner Art.‹ Weil wir Menschen also von Gottes Art sind, dürfen wir uns nicht täuschen: Die Gottheit gleicht keineswegs irgendwelchen Bildern aus Gold, Silber oder Stein. Die sind nur das Ergebnis menschlichen Könnens und menschlicher Vorstellungskraft.

Nun – Gott sieht nachsichtig über die Zeiten hinweg, in denen die Menschen ihn nicht gekannt haben. Aber jetzt fordert er alle Menschen an allen Orten auf, ihr Leben zu ändern. Denn Gott hat einen Tag festgesetzt, um über die ganze Welt zu richten. Dann wird er Gerechtigkeit walten lassen – durch den Mann, den er dazu bestimmt hat. Dass dieser Mann wirklich dafür bestimmt ist, hat Gott allen Menschen durch dessen Auferstehung von den Toten bewiesen.«

Als Paulus von der Auferstehung der Toten sprach, lachten ihn einige seiner Zuhörer aus. Aber andere sagten: »Darüber wollen wir ein andermal mehr von dir hören!« So verließ Paulus die Versammlung. Einige Leute schlossen sich ihm an und kamen zum Glauben. Unter ihnen war Dionysius, der dem Areopag angehörte, eine Frau namens Damaris und noch einige andere.

Alle: Halleluja

Glaubensbekenntnis: Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Lied EG 117: 1. Der schöne Ostertag! Ihr Menschen, kommt ins Helle!
Christ, der begraben lag, brach heut aus seiner Zelle.
Wär vorm Gefängnis noch der schwere Stein vorhanden, so glaubten wir umsonst.
Doch nun ist er erstanden, erstanden, erstanden, erstanden.
2. Was euch auch niederwirft, Schuld, Krankheit, Flut und Beben –
er, den ihr lieben dürft, trug euer Kreuz ins Leben.
Läg er noch immer, wo die Frauen ihn nicht fanden, so kämpften wir umsonst.
Doch nun ist er erstanden.
3. Muss ich von hier nach dort – er hat den Weg erlitten.
Der Fluss reißt mich nicht fort, seit Jesus ihn durchschritten.
Wär er geblieben, wo des Todes Wellen branden, hofften wir umsonst.
Doch nun ist er erstanden.

Predigt

Ab dem 1. Januar 2023 wird der Kirchenkreis rund 25% weniger Geld zur Verfügung haben. Wie sich das genau auswirken wird, kann man jetzt noch nicht sagen. Aber soll das schon groß anders aussehen als so: 25% PastorInnen weniger, 25% Gottesdienste weniger, 25% Kirchen weniger, 25% weniger Geld für Löhne von Organistinnen, Sekretärinnen, Küsterinnen, Gärtnern und Reinigungskräfte. 25% weniger Zuschüsse zu Jugendfreizeiten. 25% weniger Geld, um Gemeindehäuser zu streichen, um Kuchen zu kaufen, um mit dem Auto zu Besuchen zu fahren. Und so weiter und so weiter. Mal mehr und mal weniger. Genau kann man es noch gar nicht sagen. Und man muss auch mal genau hingucken: Weniger Gottesdienste bedeutet auch weniger Kollekte, weniger Spenden für die eigene Gemeinde. Nachher spart man gar nichts, wenn wir Gottesdienste streichen und Küsterstellen kürzen. Nachher zahlt man da sogar noch drauf.

Aber das weiß man eben schon ganz genau: Ab übernächstem Jahr wird jede Gemeinde hier im Landkreis mit einem Viertel weniger Geld auskommen können.

Juckt Sie das? Macht Sie das traurig? Oder finden Sie das ganz okay? Oder ist das einfach nur der Lauf der Dinge? Oder der Geist dieser Zeit? Vielleicht gar nicht zu ändern?

Ich habe mal nachgeforscht. Den drei großen Institutionen unseres Landes geht es erstaunlich ähnlich: Die Evangelische Kirche in Deutschland hat in den Jahren von 1990 bis 2019 ziemlich genau 30% ihrer Mitglieder verlorenen. Fast jeder Dritte. Das ist schlimm.

Die Parteien, die im Bundestag vertreten sind, haben im gleichen Zeitraum aber fast die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. Dabei sind da jetzt mehr Parteien im Bundestag als vor 30 Jahren. Und die Gewerkschaften, also der DGB hat in der selben Zeit etwa 46 % seiner Mitglieder verloren. Auch ungefähr die Hälfte.

So gesehen, im Vergleich, steht die evangelische Kirche ja sogar noch gut da.

Der Hauptgrund, warum die Kirche in Zukunft weniger Geld ha, ist die Demographie. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen jetzt nach und nach in Rente. Die meisten hören damit auf Kirchensteuer zu zahlen. Oder sie zahlen nur noch sehr viel weniger. Deren Beiträge werden also bitte fehlen. Aber das ist es nicht allein.

Kirche und Kirchenmitglieder sind einander fremd geworden in den letzten Jahrzehnten. Nicht die 10 Prozent, die sich nach wie vor in der Kirche engagieren. Die in den Chören und in den Gemeindegruppen mitmachen. Diejenigen, die häufig in die Kirche gehen, oder die Jugendlichen die als TeamerInnen mit auf Freizeiten fahren. Aber die anderen 90 Prozent. Und da bröckelt es an den Rändern.

Okay, viele bleiben der Kirche ein Leben lang treu, obwohl sie die Kirche nicht oft in ihrem Leben brauchen. An Heiligabend, bei der Hochzeit, bei der Taufe, der Konfirmation und wenn jemand gestorben ist. Vielen reicht das und sie bleiben so dabei.

Aber viele springen dann doch irgendwann ab. Wie gesagt, es bröckelt an den Rändern. Lange schon. Zuerst ist man noch aus Gewohnheit in der Kirche. Oder aus Tradition. Aber auf Dauer reicht das wahrscheinlich nicht. Wenigstens, wenn du nicht das Gefühl hast, dass du die Kirche eigentlich doch gar nicht brauchst. Und dann reißt irgendwann der Kontakt dann ganz ab. In den Städten übrigens viel, viel schneller als auf dem Land.

Und wer mit der Kirche gar nichts mehr zu tun hat, der glaubt eben meistens eben doch nicht mehr still und heimlich für sich ganz alleine wieder. Sondern der hört auf zu glauben. Gott hat keine Bedeutung mehr für sein Leben. Und was du selber nicht mehr hast, das kannst du auch nicht an deine Kinder weitergeben.

Und so ist es in manchen Familien jetzt schon die zweite oder dritte Generation. Dass sind dann die, die sogar schon vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben. Oder wofür die Kirche überhaupt noch gut sein könnte. Nichts mehr, woran du als Pastor anknüpfen oder worauf du aufbauen könntest.

So sieht es aus in manchen Stadtteilen in Berlin oder in Hamburg. Oder auf dem platten Land in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Vorpommern. Und wenn der Trend so bleibt, dann ist es auch das, was uns hier bei uns blüht. In Dannenberg, Hitzacker, Quickborn, Damnatz.

Einerseits klingt das schlimm. Doch vielleicht ist das ja auch genau das die Chance.

Vor fast 2000 Jahren trat der Apostel Paulus auf den Areopag. Das ist ein besonderer Platz in Athen. Dort waren Altäre und Götterstatuen aufgestellt. Da wurde Recht gesprochen. Dort trafen sich die Athener zu besonderen, wichtigen Anlässen.

Paulus hielt dort eine Rede mitten unter Menschen, die noch nie etwas von Jesus und dem Gott Israels gehört hatten. Er predigte dort von einem Gott, den die Athener nicht kannten und auf den sie trotzdem in größter Not vertraut hatten. Vor sechshundert Jahren, als die Stadt von einer furchtbaren Pest heimgesucht worden war, da hatte man dort in Athen einen besonderen Altar aufgebaut. Einen Altar, auf dem die Worte geschrieben standen: „Dem unbekannten Gott“.

Paulus sprach jetzt zu den Griechen über das, woran er glaubte. Von einer Hoffnung über den Tod hinaus. Von einem Leben, das mehr ist als das, was man sieht. Von einem Sinn im Leben, der dich aufrichtet und der dich stark macht. Und er erzählte den Griechen: „Diese Fragen und diese Sehnsucht sind bei euch immer schon da gewesen. Und irgendwie hattet ihr bei euch dafür auch immer schon einen Platz freigehalten. Ihr wusstet nur nicht genau, wofür.“

Und Paulus knüpft an an dem Leben der Griechen und er baut Brücken zu dem, woran er glaubt und was ihn trägt. „Seht her: Das ist wichtig für mich. Ist das nicht vielleicht auch wichtig für euch?“

Und die Griechen in der damaligen Zeit, die waren ein offenes, aufgeschlossenes Volk. Und die Athener zudem, die galten als neugierig und sie liebten Gespräche über den Sinn des Lebens und über die Natur der Welt. Sie diskutierten einfach auch gern.

Ich meine, stellt euch das einfach mal vor: Einen Altar zu bauen für den unbekannten Gott. Eine Kirche zu bauen – nicht für das, was man schon weiß und was man schon hat, sondern für das, was überhaupt erst kommt. Eigentlich ein Wahnsinn. Eigentlich ja auch genial.

Verglichen mit heute ist das ja eigentlich eine ziemlich moderne und ziemlich moderne Lebenseinstellung: Wir gucken uns alles an. Wir probieren alles mal aus. Wir sind erst mal grundsätzlich für alles offen.

Was wäre da damals los gewesen in Athen, wenn die damals schon unsere Möglichkeiten gehabt hätten? Hunderte von Kanälen im Fernsehen. Ich kann mich informieren über alles, was in der Welt passiert. Jeder hat ein Handy. Ich kann mit allen über alles sprechen. Meinetwegen über die ganze Welt hinweg. Und dann erst das Internet: Freude, Kontakte zu hunderten oder tausenden. Skypen rund um die Welt. Ich habe einen Freund in Australien, in Peru oder in Japan? Kein Problem: Ich kann mich an meinen Computer setzen. Ihn sehen, mit ihm sprechen und es kostet mich keinen Cent.

Ein Kind in Südafrika singt ein Lied zur Gitarre und ich gucke mir das auf Youtube an. Heute Abend stelle ich diese Predigt ins Internet und dann könnte sie einer in China lesen. Ich will wissen wie man Stachelbeerkompott macht oder wie ich meine Bremse am Auto repariere? Das Internet weiß alles und gibt mir Rat.

Die Athener von damals, die hätten gut heute nach Berlin gepasst. Oder nach New York. Oder meinetwegen auch nach Quickborn, Lüchow-Dannenberg. Neugierige, offene und moderne Menschen.

Aber ganz allein damit, dass einem alles offen steht, damit ist noch nichts getan. Und Offenheit und Freiheit allein, das hilft einem nicht unbedingt weiter. Ich erkläre euch das an einem ganz einfachen Beispiel.

Heute Abend um viertel nach acht ist für mich eigentlich eine gute Zeit zum Fernsehen. Aber was gucke ich mir an? Den Tatort auf dem Ersten, die Schmonzette auf dem Zweiten? Den Spielfilm auf Pro Sieben oder Niedersachsens langweiligste Tier auf N3? Blödsinnsfernsehen auf RTL2 oder eine Uraltwiederholung auf Kabel 1? Nehme ich eine DVD, einen Film von der Festplatte oder streame ich was von Amazon Prime? Und wenn ich mich nach langer, guter Überlegung entschieden habe – bleibe ich dann dabei? Oder schalte ich in einer Werbepause noch mal rüber in den Tatort oder ist der Film doch nicht so gut und ich gucke noch mal einen anderen.

Was hatten meine Eltern das damals leicht! Sonntag, viertel nach acht kam Tatort. Sonst nichts. Gab ja nur noch ZDF für die alten Leute, NDR 3 für die ganz schlauen und DDR-Fernsehen für alle, die gerne schwarz-weiß geguckt haben. Zu Anfang hatten meine Eltern ja noch nicht mal Video.

Ich kann mich manchmal nicht entscheiden und schalte zwischen zwei Filmen so oft hin und her, bis ich bei beiden nicht mehr verstehe, worum es geht.

Und das gleiche Problem sieht Paulus auch bei den Athenern. Die hatten an Göttern nun überhaupt keinen Mangel: Zeus und Hera, Ares und Athene, Apollo, Atremis und Aphrodite. Für die, die es exotisch mögen auch noch Tempel für die Götter aus Ägypten und aus Persien. Und einen Altar, der leer ist. Für einen Gott, der vielleicht noch kommt.

Das war eine Menge Auswahl für die Griechen damals. Aber irgendwie auch schon wieder nichts Halbes und nichts Ganzes. Deswegen waren ja die Schlauesten der Schlauen damals, die Philosophen, fast schon einen Schritt weiter. Die fragten sich schon wieder: Wie passt eigentlich alles mit allem zusammen? Wie kriege ich den Durchblick in dem ganzen durcheinander.

Und da kam Paulus. Und sein Gedanke: Dieser Altar vom unbekannten Gott, der soll nicht leer bleiben. Dieser Platz auf dem Altar, in deinem Leben und in deinem Herzen, der muss doch irgendwie gefüllt werden.

Und wenn ich alle Möglichkeiten der Welt habe, dann kann ich doch auch trotzdem immer nur einen Schritt nach dem anderen gehen. Eine Entscheidung nach der anderen Treffen. Einen Film gucken zur Zeit. Einen Weg gehen durchs Leben. Einem Gott vertrauen.

Schön ist die Freiheit, aber ich muss mich auch entscheiden. Wenn ich mit der Schule fertig bin, dann kann ich alles tun. Trotzdem ist es doch aber schön, drei Jahre später, wenn ich einen Beruf gelernt habe, ein Fach bis zum Bachelor studiert. Und nicht neun Berufe oder Studiengänge mal irgendwie angefangen und dann doch wieder aufgehört.

Es gibt in unserer modernen Welt immer tausend Möglichkeiten, was man machen könnte. Tausend Sachen, die mich inspirieren und die ich glauben kann. Aber wenn es hart auf hart kommt, dann helfen mir diese tausend Sachen wenig. Dann brauche ich einen Weg, auf dem mein Leben ans Ziel kommt. Einen Halt, der mich hält, wenn ich abzurutschen drohe. Eine Wahrheit, auf die ich vertraue.

Und Paulus sagt den Athenern: „Es gibt genau einen Gott, von dem alles kommt. Und dessen Sohn ist Jesus Christus. Und der, nur der hat die Macht des Todes gebrochen und der kann uns retten vor allem, was unser Leben bedroht.“

Selbstverständlich haben nicht alle Paulus geglaubt. Einige haben ihn sogar ausgelacht. Diesen komischen zugereisten Juden aus Palästina. Aber ein paar glaubten ihm eben doch. Die wollten mehr hören. Die wollten das mal ausprobieren: Diesem unbekannten Gott vertrauen. Deinem Leben eine klare und bestimmte Perspektive geben. Das war ein Anfang. Und so entstand die erste christliche Gemeinde in Athen. Und der Glaube an Gott und seinen Sohn Jesus breitete sich aus. Über die ganze Welt.

Und noch heute wächst die Zahl der Christinnen und Christen auf der Welt jedes Jahr. Nicht in Europa oder Deutschland oder Lüchow-Dannenberg. Aber in Afrika oder in Asien. Und Paulus hatte keine große Kirche hinter sich. Ein paar Freund hatten ein paar Euro für ihn gesammelt. Andere ließen ihn in ihren Häusern schlafen und gaben ihm zu essen. Eigentlich verdiente Paulus sich sein Geld als Zeltmacher. Er nähte Zelte auf Stoffbahnen. Nach Feierabend gründete er die Gemeinde in Rom. Weshalb sollten wir uns also Sorgen machen?

Ab dem 1. Januar 2023 wird der Kirchenkreis rund 25% weniger Geld zur Verfügung haben. Das heißt, 75% sind dann noch da. Viel mehr Geld, als Paulus jemals zur Verfügung hatte. Ich denke, es ist so: Wir haben jede Menge Geld für unsere Kirche. Um den Glauben weiter zu geben, reicht das auf alle Fälle.

Wir brauchen wahrscheinlich nur mehr Paulus. Einen, der sich traut, von seinem Glauben zu erzählen. Und wir brauchen Menschen, die so neugierig sind wie die Athener. Die nicht schon alles wissen, sondern die was wissen wollen. Und die dann noch den Mut haben, sich zu entscheiden. Für einen Gott, der ihnen vielleicht bis jetzt noch nicht viel sagt. Dann aber alles, was sie für ein gutes Leben brauchen.

Ich bin eigentlich ganz guter Hoffnung. Amen.

Orgel nach der Predigt

Fürbittengebet: Lieber Gott, oft sehen wir klarer, was uns bedrückt, als das, was uns aufbaut. Dass das Impfen nur schleppend geht. Dass viele Freiheiten eingeschränkt sind. Dass das alles schon so lange dauert.

Aber ist es nicht ein Grund zum Jubeln, dass es überhaupt schon einen Impfstoff gibt? Dass es nichts weiter braucht als noch ein paar Monate Vernunft und Geduld?

Lasst uns den Herrn anrufen: Herr, erbarme dich.
Wir sehen den Streit in der Politik. Das Hickhack. Dass manch einer sich nicht vorbildlich verhalten hat, obwohl er doch Vorbild sein sollte.

Aber ist es nicht ein Grund zum Jubeln, dass wir in einem Land leben dürfen, in dem in großem Maße Freiheit, Gerechtigkeit und Wohlstand herrschen? Wo niemand hungern muss? Wo keiner auf Demonstranten schießt? Wo wir wählen dürfen und das Ergebnis dieser Wahlen zählt?

Lasst uns den Herrn anrufen: Herr, erbarme dich.
Wir hören, dass die Kirche in Zukunft mit viel weniger Geld auskommen muss. Vieles wird anders werden, woran wir uns so gewöhnt haben. Manches werden wir vermissen und betrauern. Aber auch dann wird die Kirche in Deutschland noch eine der reichsten der Welt sein. So viel wird weiter möglich sein.

Neues wird möglich werden, wenn uns die Not erfinderisch macht. Und ist dein Geist nicht ein Geschenk, dass uns keinen Pfennig kostet?

Du bist bei uns in der Freude und in der Not. Kein Grund, die Hoffnung zu verlieren. Kein Grund, um finster zu gucken. Lass uns aus deiner Kraft leben. Lass uns spüren, wie viele Gründe da sind, um fröhlich und glücklich zu sein. Mache unsere Herzen groß, unseren Schritt leicht und male ein Lächeln und einen Jubel auf unser Gesicht.

Lasst uns den Herrn anrufen: Herr, erbarme dich.

Alle : Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Eine/r: Und nun geht hin im Frieden des Herrn!

Segen: Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei der gnädig. Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.

Orgel zum Abschluss