„Mach dich nicht so breit! Mama, die macht sich so breit“. Drei Geschwister hinten auf der Rückbank im Auto. Nach kürzester Zeit gab es Streit. Die in der Mitte saß, hatte ganz schlechte Karten. Mach dich nicht so breit. Wieviel Nähe, wieviel Abstand braucht ein Mensch?
Fasten. Anders leben. Ich wäre gern anders, aber ich komme so selten dazu. Fasten hat nichts mit dünner werden zu tun. Fasten in den Kirchen? Mensch mach dich mal schlank. Mach dich nicht so breit.
Euer Fasten will ich nicht, sagt Gott. Denn ihr macht euch damit nur dünne. Ihr entzieht euch den anderen. Brich mal mit den Hungrigen dein Brot. Führ mal die Elenden und Obdachlosen in dein Haus. Zieh die mal an, schütze die, die nackt in der Welt herumstehen. – Da also schlägt Gottes Herz. Gott lieben kann man nicht ohne die anderen, die unsere Hilfe brauchen und die uns nichts geben können, von denen wir nichts haben und auch nichts erwarten können. Gott ist nicht ohne die Menschen zu haben. Und die Liebe Gottes ist immer die Liebe zum Schwachen, die Liebe zum Fremden, zum ganz Anderen. Der Glaube nennt das, die Liebe zum Sünder. Da schlägt Gottes Herz. Alle Jesusgeschichten in der Bibel erzählen von dieser Liebe, die Jesus verkörpert hat. Es ist nicht Liebe, wenn sie nicht zutiefst Feindesliebe oder Fremdenliebe ist.
Einander mögen ist leicht. Lieben aber verbindet mit Gott.
Näher an uns kann Gott nicht mehr sein. Wer den Nächsten achtet – besonders den, den man sich nicht selbst ausgesucht hat – ist umgeben von Gott. „Hier bin ich“, wird Gott sagen. Und was wollen wir mehr? Wer Gott finden will, findet ihn in der Zuwendung zu den anderen. Licht für die Welt sind nicht die, die immer und überall das Sagen haben wollen und sei es mit Macht und Gewalt, sondern Licht für die Welt sind Menschen, die noch andere achten als nur sich selbst. Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und deine Heilung wird schnell voranschreiten und Gottes Herrlichkeit beschließt deinen Weg. Keine Frage, der Weg der Liebe zu anderen ist manchmal mühsam, das merken wir schon bei denen, die wir lieben. Er ist mühsam bei den Fremden und bei den Schwachen. Was habe ich davon? – ist ja eine beliebte Frage heutzutage – Fasten: Was ich davon habe? Ich weiß wieder um ein menschliches Maß.
Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
7. Kalenderwoche