Vom Gauner lernen? (47. Kalenderwoche)

Gedanken zur Woche

 

Vom Gauner lernen?

einer verschleudert fremdes Eigentum. Er soll zur Rechenschaft gezogen werden.  Es liest sich wie die Tageszeitung, wenn Journalisten mal wieder einen Skandal aufgedeckt haben. Jeder versucht noch schnell sein Schäfchen ins Trockene zu bringen. Nach Panama oder so.
Der ungerechte Verwalter, er bekommt noch eine Frist, aber die Uhr tickt. Fünf vor Zwölf.  Es ist höchste Zeit, um – auf deutsch gesagt: mit dem Arsch an die Wand zu kommen. Der Tag wird kommen. Man muß ein Schlitzohr sein, wenn man was erreichen will. Und so lesen wir von seiner kriminellen Energie. Was für eine coole Socke er doch ist. Selbst am wirtschaftlichen Aus, gibt er sich nicht geschlagen Jesus lobt ihn dafür! Wie schlau doch die Kinder dieser Welt sind. (so bei Lukas 16,1-9)
Man könnte meinen, Jesus würde hier das Unrecht empfehlen. Dem ist aber nicht so. Der springende Punkt in der Geschichte ist: die Weitsicht des Verwalters und seine schier endlose Energie, die nicht aufgibt.
Weitblick, bis zum Himmel, ja auch bis zum Gericht Gottes. Ich weiß, so weit denken wir kaum. So eine richterliche Veranstaltung im Himmel ist ja auch nicht sehr erstrebenswert. Auweia. Was wohl dabei herauskommen könnte. Wir denken ein himmlisches Gericht meistens zusammen mit Verurteilung, mit Strafe, mit Verwerfung, mit Hölle. Aber das ist nicht Gottes Gericht. Das sind menschliche Ängste, wenn herauskommt, dass….Die Gouvernante in uns. Aber die ist nicht Gott.
Wer unter Ehrlichkeit googelt, findet dieses: Jeder ist ehrlich, wenn er es sich leisten kann. – Oder: Es ist leicht, ehrlich zu sein, wenn man Suppe, Gemüse und Fleisch hat (Georg Büchner). Oder: wer ehrlich durch Leben kommen will, muß sich ein bißchen dazu schummeln. Oder: Wie soll man Kinder erziehen? Ehrlich oder fürs wirkliche Leben. Und dann noch: Wenn die Menschen immer die Wahrheit sagten, wäre das die Hölle auf Erden (Jean Gabin) Ein ehrlicher Mensch, ist ungenießbar für andere. Die reine Ehrlichkeit. Sie wäre noch nicht einmal wünschenswert.
Es geht um den Maßstab. Der Maßstab, den Jesus in seinen Geschichten setzt, ist die Liebe. Die Liebe Gottes. Die Liebe zum Nächsten und die Liebe zu sich selbst. Ich halte das Gericht Gottes nicht für eine Strafveranstaltung. Der Gott, der uns dann anschaut, schaut uns mit den Augen Jesu an. Mit den Augen des Erbarmens und der Güte. Ich halte die Rede vom Gericht Gottes für lebensnotwendig, ja, geradezu als einen tröstlichen Ausblick, wenn man sich fragt: Wird es einmal ausgeglichen, was Menschen auf Erden erleiden? Wird das Gute über das Böse siegen? Oder kommen die Bösen einfach so davon? Es gibt so dermaßen Böses, das kann und darf kein Mensch vergeben. Das kann nur Gott – Ich glaube, es ist zu wenig, Gott immer nur als liebevollen Freund und Begleiter im Leben zu verstehen. Ich glaube, wir kommen nicht aus ohne den Ernstfall der Liebe Gottes im Ernstfall des Lebens. Weil es Gottes Gericht ist, darum wird es für uns zum Guten sein, uns frei zu machen.  Das letzte Gericht ist nicht des Teufels, ist weder Drohung noch Bedrohung. Ich fürchte mich nicht davor. Denn das letzte Gericht ist die Erlösung von der Furcht.
Da ist ein Gott, der seine Versprechen hält. Sein Gericht wird zurechtrichten, was schiefgelaufen ist, wird geraderichten, was gebeugt wurde, wird aufrichten, was gebrochen ist.  Gott wird mich aufrichten. Weil es immer 5 vor 12 ist. Ich kann mich entscheiden, wie ich heute schon leben will.

Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
47. Kalenderwoche