Reformation ja gern (45. Kalenderwoche)

Gedanken zur Woche

Gib mir ein Wort für mein Herz, Gott, und gib mir ein Herz für dein Wort, das mich reifen läßt und Leben lehrt – so geht ein neues Kirchenlied, schwungvoll und beschwingt. Denn so ein Reformationstag ist ja nicht dazu da, gediegen mit schwarzem Faltenrock und dunklem Anzug aus Ehrfurcht vor einem Martin Luther der Vergangenheit zu gedenken. Reformation – und darum finde ich es gut, dass der 31. Oktober wieder ein Feiertag der Kirche geworden ist, ist zum Schwungholen gedacht, zum Zukunfts- und Hoffnungszeichen. Nicht eine Rettungskampagne zum Erhalt der Kirche. Je mehr man sie festhalten und konservieren will, desto mehr entschwindet sie. Es ist wie mit Kindern. Wer sie allzu festhält und alles im Griff haben will, dem laufen sie davon. Kinder brauchen das, losgelassen zu werden. So bleiben sie. Wie mit Kindern, so ist es auch mit der Kirche. Je mehr man sie schützen und bewahren will, desto starrer wird sie. Wie mit Brot. Brot muß gegessen werden, sonst wird es alt und hart und man beißt sich die Zähne daran aus. Ich weiß auch nicht, wie es mit der Kirche weitergeht und wohin sie kommt. Aber eines weiß ich: Gott wird auch dort sein, wohin wir mit der Kirche kommen.
Die Kindersendung Sesamstraße beginnt damit: Der die das, wer wie was, wieso weshalb warum, wer nicht fragt bleibt dumm. In diesen Fragen ist viel Leben drin. In der Kirche sind wir das ja auch. Suchende und Fragende. Gott und die Menschen, beide wollen ja gehört werden. Man kann sich über die Kirche aufregen. Man kann sich über die Kirche streiten. Man kann sogar die Kirche ablehnen. Kann man alles, Hauptsache: nicht kalt bleiben. Die leidenschaftlichsten Gegner und Verächter der Kirche, die sich selbst Atheisten nennen, sind mit ihrer Kritik näher dran als sie denken. Denn meistens wehren sie sich gar nicht gegen Gott und den Glauben an Gott, sondern gegen eine bestimmte Form des Gottesbildes oder eine bestimmte kirchliche Formel. Das ist aber wandelbar. Gott nicht.
Wir sind Suchende und Fragende und alles, was wir bekennen, ist doch allein auf Hoffnung hin, denn Gott ist größer als der Glaube der Menschen. Gott ist schon längst mit allen unterwegs, die nach ihm und den Menschen fragen. Das ist gewiß.

Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
45. Kalenderwoche