Ein kleines Licht am 13. Juli

Blauer Himmel, blaues Wasser

Die Sommerferien stehen kurz bevor, also ist Zeit für diese alte Radioandacht. Sie ist aus der allerersten Andachtsreihe, die ich für den NDR geschrieben habe und sie wurde am 3. Juni 2008 in der Reihe „Zwischen Himmel und Erde“ auf NDR1 Niedersachsen gesendet.

Damals waren die Andachten noch eine Minute länger und liefen um 9.15. Heute heißen die Andachten „Zwischentöne“ und werden etwa gegen 9.45 Uhr gesendet.

Eine Andacht über das Jungsein und das Junge-Sein im Sommer. Das ist ein verdammt hartes Geschäft.

      Titelnummer 2 - Jörg

oder um es noch mal nachzulesen:

Blaues Wasser, blauer Himmel

Ein Vers aus Psalm 139: “Mein Gott, ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin.”

David könnte heulen. Die Sommerferien fangen an, seine ganze Klasse und vor allem Sarah werden dann jeden Tag im Freibad rumhängen. Und er muss für 14 Tage zu Tante Tine in den Harz. Na ja, mit Sarah, da weiß er sowieso nicht weiter.

Im Harz gibt es auch Freibäder. Und Tante Tines Sohn Erik ist ein ganzes Jahr älter und eigentlich ganz cool.

Er und David liegen nahe am Wasser und lassen sich die Sonne auf den Bauch brennen. Erik raucht eine Zigarette.

Mädchen wollen, dass du sie beeindruckst. Da musst du ein bisschen was zu bieten haben“, sagt Erik und nimmt einen tiefen Zug. „Guck mal der da. Der ist cool!“

Ein athletisch gebauter 16jähriger steigt langsam auf den Dreimeterturm hoch. Dort verharrt er einen Augenblick, gibt der Damenwelt die Gelegenheit seine Schönheit zu bewundern. Dann läuft er an, federt nach oben, Salto, Köpper, breites Grinsen. Lässig rückt er die Hose zurecht und steigt souverän aus dem Wasser. „Hallo Mädels!“

Was für ein Angeber!“ „Klar“, meint Erik, „aber ein Angeber mit Freundin. Und der Sprung ist klasse, da kannste nix sagen.“ Der Sprung ist tatsächlich klasse.

Kannst ja mal gucken, ob du das auch zustandebringst“, sagt

Erik. „Hast ja die zwei Wochen hier eh nichts Besseres zu tun.“

Und David springt. Halbe Drehung. Halbeinviertel. Platsch! Rückenklatscher. Ein Schmerz wie tausend Nadeln. Die Menge johlt. „Super!“, ruft Erik vom Beckenrand, „Versuch‘s gleich noch mal!“ Und was soll er anderes tun, er ist gerade 15 und ein Junge. Wieder und wieder klettert er den Turm hinauf.

14 Tage später ist David endlich wieder Zuhause. Dort muss er sich seinen Platz auf der Liegewiese erst noch erkämpfen. Ein knapper Gruß mit der Hand nur, dann steigt er den Sprungturm empor. Kunstpause. Durchatmen.

Jetzt versau es bloß nicht! Um Himmels willen versau es bloß nicht.“ Er läuft an, springt, blaues Wasser, blauer Himmel, wieder Wasser und rein. Alles richtig gemacht! Als er wieder auftaucht, vom Beckenrand ein Raunen. So einen Sprung hat man hier seit Jahren nicht gesehen. „Gleich noch einen nachlegen. Beim zweiten Sprung schauen alle hin.“ Und wieder ein perfekter Salto. Den Sitz der Hose überprüfen, grinsen und sich locker aus dem Wasser ziehen.

Schön, dass du wieder da bist,“ sagt Sarah und drückt ihn einmal kurz. Die Sonne scheint. Das wird der Sommer des Jahrhunderts.

O Gott, ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin!“

Das einhundertundachtzehnte kleine Licht.

Bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund.

Ihr Pastor Jörg Prahler.

Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend, außer am Wochenende von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.

Meine Oma hat aber gar kein Internet”? Aber du! Es ist ausdrücklich erlaubt, diese Beiträge auszudrucken, zu verschicken, zu teilen oder zu verlinken. Gebt sie gerne an alle weiter, die sich darüber freuen und vor allem an die, die sonst keine Zugang dazu hätten.

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