17. Mai 2020 – Wieviele Namen gehen auf eine Kerze?

Gedanken zum Tag

In der Kirche steht der Weltleuchter. Eine Weltkugel aus Metallstäben, innen ein Kreuz, nach innen sind Halterungen für Kerzen angebracht. Vor dem Gottesdienst oder wenn die Kirche wochentags geöffnet ist, zünden Menschen eine Kerze an, beten für sich und für andere, bitten loben, danken Gott mit dem Licht einer Kerze.
Wieviele Namen passen eigentlich auf eine Kerze? Oder für jeden Namen eine Kerze? Reicht es aus, wenn ich bete „für meine ganze Familie“ oder noch allgemeiner „für alle, die ich kenne“, „für alle in diesem Haus“? Oder braucht mein Beten konkrete Menschen, konkrete Namen, konkrete Bitten? Wieviele Namen gehen auf das Licht einer Kerze? Manchmal wird auch im Gottesdienst so gebetet: Wir denken vor Dir Gott, an Menschen, die uns am Herzen liegen. In der Stille nennen wir Dir ihre Namen. Stille. Und dann ist die Stille vorbei, ehe ich alle Namen genannt habe, ehe ich mich entscheiden habe, wen ich jetzt nennen will und wer es jetzt nötig hat. Vor lauter Namen und Entscheiden Müssen ist die Stille um, und der Pastor betet weiter. Dabei bin ich noch gar nicht fertig. Für mich ist die Stille immer zu kurz, zu abgebrochen, sie reicht nicht für so viele Namen und schon gar nicht für eine konkrete Bitte oder einen Gedanken. Sollte ich mir das schon vorher überlegen, um dann alles bereit zu haben, wenn es losgeht mit dem Beten? Aber dann käme es ja nicht direkt aus dem Herzen, was gerade dran ist, sondern es wäre wie ein Referat früher in der Schule überlegt und formuliert. Ob Gott mein Dilemma versteht? Ob Gott das versteht, dass selbst wenn ich alle Namen mit Bitten wüsste, die Reihe so lang wäre, dass ich unterwegs die Konzentration verlieren würde? Wenn ich nicht alle nennen kann, ob Gott die Namen von ihnen schon längst weiß und weiß, was sie brauchen? Ich vermute, Gott braucht mein Gebet nicht, denn er kennt mich und weiß um mich und um die Menschen, die ich ihm ans Herz legen will. Ich vermute, ich bete eher für mich als für Gott, um Vertrauen zu üben und Vertrauen zu fassen. Und dann – dann fängt ein langes Gespräch mit Gott an, dafür reicht die ganze Packung nicht. Gott weiß.

Liebe Mitlesenden,
aus den täglichen Gedanken zum Tag werden von heute an wöchentliche Gedanken zur Woche. Es wird jeden Dienstag an dieser Stelle erscheinen. Geschrieben wird es von Pastor Klaus-Markus Kühnel oder von mir, Pastorin Susanne Ackermann.

Seien Sie Gott befohlen und gut behütet, wohin auch immer Sie kommen.

Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
Sonntag 17. Mai 2020