Gedanken zum Tag
Eine Frau klagt vor Gericht gegen die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln. Abgelehnt. Der Frau geht es um persönliche Freiheit und Selbstbestimmung. Schutz der Allgemeinheit geht vor, sagt das Gericht. Das steht mir aber zu. Das ist mein Recht! Notfalls wird es eingeklagt. Der Kampf ums Recht ist alt und selbst das Recht auf freie Selbstbestimmung ist mal bitter erkämpft worden. Maskenpflicht ein Unrecht an den Bürgerinnen und Bürgern? Darauf habe ich ein Recht. Das steht mir zu. Ja, so ist es. Aber dennoch ist das Recht des Einzelnen an das Recht der anderen gebunden, an das Recht einer Gesellschaft. Meine Freiheit ist gebunden an die Freiheit des anderen, ans Gemeinwohl. Aber dieser Satz: Das steht mir zu! – ist eine weitverbreitete Meinung, nicht bloß auf den Gängen der Sozialämter. Das steht mir aber zu. Ich habe ein Recht auf Glück, auf Wohlergehen, auf Einkommen und Auskommen, auf Gesundheit dann eben auch. Ist das so? Habe ich ein Recht auf Glück, Gelingen und Gesundheit bis ins hohe Alter? Selbst der Glaube fragt manchmal so und wirft Gott, dem Allmächtigen Schöpfer alles Mögliche an Widrigkeiten und Schmerzen am Leben vor. Und weil Gott nicht funktioniert und meine Wünsche nicht erfüllt, taugt er eben nicht. Oder Kinder werfen es manchmal ihren Eltern vor: Ihr habt mich in die Welt gesetzt, nun seht zu, wie ihr mein Glück oder Unglück auslöffelt, denn ich habe ein Recht darauf. Dieser Sohn nannte es mal Generationenvertrag. Nur er hat seinen Beitrag zu diesem Vertrag nie erfüllt. Habe ich ein Recht auf Glück? Steht es mir zu? Wie unglücklich muss jemand sein, wie verzweifelt, wie ausweglos, wie unerhört, der anfängt auf sein Recht zu pochen. Gott hat uns nicht das Paradies auf Erden versprochen, sondern Gott hat versprochen, unsere Wege mitzugehen bis ans Ende aller Zeiten. Ich bin bei euch. Damit ihr Hoffnung habt auch in düsteren Zeiten. Einen Weg, wie es gehen kann, wird es immer geben. Ich habe kein Recht auf Glück. Und ich danke Gott, wann immer ich es erlebe. Und das ist ziemlich oft. Und wenn man genau hinschaut, auch in schwierigen Zeiten.
Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
Donnerstag 7. Mai 2020