04. Mai 2020 – Masken

Gedanken zum Tag

Personen mit schwarzer Sturmhaube vermummt. Nur die Augen sieht man: Das ist ein Banküberfall! Alle auf den Boden legen! So kennt man es – hoffentlich – nur aus dem Film. Motorradfahrende tragen sie auch unter dem Helm. Damit einem nicht Fliegen und Mücken beim Atmen in den Mund geweht werden. Nur die Augen sind sichtbar. Helm drüber, Visier runter. Los geht’s. Gute Fahrt! Komm gut an!
Maskenpflicht. Sicherheitsabstand. Aufpassen, nicht nur Straßenkontakt ist gefährlich, auch der Kontakt zu Menschen. Maskenpflicht. Damit die anderen vor meinem Atem geschützt werden, denn ich weiß ja nicht, was ich so alles in mir habe. Tröpfchen – so ein unschuldiges Wort. Tröpfchenfänger – igitt. Immer schön abkochen, desinfizieren. Aus dem anfänglichen Mundschutz ist ein Mund- und Nasenschutz geworden, jetzt heißt es Maske. Maskenpflicht. Seitdem erkennt man kaum noch jemanden. Du siehst nur noch die Augen. Seitdem grüße ich weniger auf der Straße und beim Einkaufen, wie ich die Menschen einfach nicht mehr richtig vom Sehen erkenne. Und wenn man miteinander spricht, siehst du nur die Augen. Das Minenspiel ist hinter der Maske versteckt. Ob jemand lächelt oder den Mund verzieht, du siehst es nicht. Das irritiert in der Begegnung und in der Verständigung. Die Worte allein sind es ja nicht, die jemand sagt. Wir haben so viele Antennen für das, was sich in dem Gesicht eines Menschen widerspiegelt. Wie einer es meint und ob einer es auch so meint, wie er sagt. Woran wir mit einem anderen Menschen sind. In Nullkommanix sind wir da normalerweise auf dem Laufenden. Man sagt: innerhalb von drei Sekunden spüren wir und entscheiden, ob uns jemand sympathisch ist oder nicht. In den Kindergärten dürfen die Erziehenden im Umgang mit kleinen Kindern keine Masken tragen. Kinder verunsichert das, wenn sie nicht in das Gesicht schauen können. „Ich danke Gott, dass ich dich schön Antlitz habe“. „Gott soll uns sein Antlitz nicht verbergen“. Im Angesicht von Maskenpflicht soll trotzdem unser Antlitz leuchten mit Freundlichkeit, mit Höflichkeit und mit Geduld.

Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
Montag 4. Mai 2020