Gedanken zum Tag
Die Läden sind geschlossen, die Türen zu. Geschäft reiht sich an Geschäft. Und passiert etwas, was ich aus Kindertagen kenne: Schaufenster ankucken. Stehen bleiben und Schaufenster ankucken. Sonst geht man vorbei, wirft einen Blick im Vorübergehen ins Schaufenster und das wars. Stehen bleiben, um zu schauen. In einem Schaufenster sah ich ein Bild, vielmehr einen Spruch als Bild: In der Realität sieht die Wirklichkeit ganz anders aus. Ja, das passt für heute. Es sieht alles aus wie immer, aber es ist nicht alles wie immer. Es ist leiser geworden, langsamer auch, die Menschen, die ich sehe, eher wortlos und auf Abstand. Ich vermute, wir alle merken das: wie immer und doch ganz anders. Ja, die Baumärkte erleben einen ungeahnten Boom. Die Heimwerker wollen beschäftigt sein. Nur rumsitzen, das geht nicht für solche, die es gewohnt sind, zu arbeiten, zu schaffen, zu machen. So ist jetzt mal so richtig der Garten dran. Oder im Haus muss dieses oder jenes renoviert werden. Haben wir schon so lange vorgehabt. Jetzt ist Zeit dafür. Wohl denen, die jetzt einen Garten haben, sagen viele. Die sind doch zu bedauern, die mit Kindern in einer Etagenwohnung leben, sagen sie dann gleich dazu. Draußen an der frischen Luft im Garten, da kann einem Corona doch mal den Buckel runterrutschen.
Glaub ich nicht. Aber ich wünsche es ihnen. Denn niemand weiß wie lange, und wie es kommt und was, und wie es danach sein wird. Ich glaube nicht, dass einem beim Holzhacken diese Gedanken vergehen. Für einem Moment vergessen vielleicht. Aber vergehen? Bewältigen, aushalten, akzeptieren, ertragen, annehmen, mit leichtem Herzen zuversichtlich bleiben, was auch kommt und wie es auch kommt. Ich habe bis heute noch keinen Mut, einfach in den Garten zu gehen und Laub zu harken.
Wie immer und doch ganz anders. In der Realität sieht die Wirklichkeit ganz anders aus: Ausnahmezustand.
Ich höre Sara und Abraham. Beide uralt, so uralt und zahnlos wie man sich manchmal mitten im Leben fühlen kann. „Du wirst sein wie die Sterne am Himmel. Sara, du wirst schwanger sein, Kinder haben, Zukunft und Hoffnung“. Sara lacht. Und die Theologen haben es meistens für ein Auslachen gehalten: So antwortet man Gott nicht. Das gehört sich nicht.
Warum nicht? Trauen wir Gott so wenig zu?
Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
27. März 2020