Gedanken zum Tag
Einmal rund um den Thielenburger See gehen. Am Land-wehrkanal auf dem Deich oder auf dem Elbdeich. Mit den Fahrrad unterwegs oder mit walking Stöcken. Bewegung muss sein. Nicht bloß herumsitzen. Den Körper und den Kreislauf in Schwung bringen oder in Schwung halten. Allein oder zu zweit nach draußen an die frische Luft. Auftanken. Nicht bloß frische Luft.
Ach nee, keine Lust. Wir unterhielten uns auf der Straße über Erschöpfung, über bleierne Müdigkeit, über dieses „keine Lust zu nichts“. Sie war beim Arzt. Irgendeine Routineuntersuchung. Blutdruckmessen war auch dabei. Der Blutdruck: viel zu hoch.
Müssen wir da was machen? fragte der Arzt. Nein, sagte die Patientin, das wird schon wieder. Im Gespräch stellten wir fest: das ist Stress. Die Situation zur Zeit, der Aus-nahmezustand, alles zurückgefahren, kein Händeschütteln, eher „rühr mich nicht an“. Das ist Stress für die Seele. Das macht Stress. Und der macht uns müde, erschöpft, „keine Lust“. Stress ist Druck. Nicht weil die Arbeit einem zu viel wird und man sich im Hamsterrad gefangen fühlt, sondern Stress ist auch, nicht arbeiten zu können, nicht in der Alltagsroutine eingebunden zu sein, nicht die Lieben besuchen und umarmen zu können, sich mit dem Telefon zufrieden geben müssen, sich Sorgen um die finanzielle Zukunft machen müssen, sehr konkret, sehr nah, sehr dicht. Ich befürchte, das holt kein Laubharken im Garten auf und keine Wohnungsrenovierung. Oder: jetzt kannste endlich mal nachholen, was schon so lange liegen geblieben ist. Das macht den Stress nicht kleiner, nimmt den Druck nicht wirklich ab. Vielleicht hilft es, wenn wir uns mehr daran gewöhnt haben. Es sind ja erst ein paar Tage. Ein paar Tage werden noch kommen. Ob wir uns daran gewöhnen können? Oder damit umgehen lernen?
Mir fällt Elia ein. Elia ist auf der Flucht. Er versteckt sich. Er muss sich verstecken, sonst schlagen sie ihm den Schädel ein. Unendlich müde ist Elia. Er schläft unter einem Wacholderbusch, so heißt es in der Geschichte. Elia ist so grundmüde, dass es zweimal einen Engel braucht, um ihn zu wecken. Steh auf und iss. Er hört es nicht. Er sieht es nicht. Erst beim zweiten Mal. Steh auf und iss. Und Elia sieht, wie Essen und Trinken vor ihm stehen. Stärke dich, denn du hast einen weiten Weg vor dir.
Gott ist mit dir. Gott geht mit dir und sucht nach dir bis er dich findet. Todmüde – ist nicht alles. Steh auf und iss. Ich weiß nicht, was auf dem Teller liegt. Ich wünschte mir eine Portion Humor. Und ein großes Stück Gelassenheit und „Sei Gott befohlen“.
Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
März 24.3.2020