„Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe!“ Psalm 27,7

Die Pubertät war keine besonders schöne Zeit für mich. Ich war oft unglücklich, fühlte mich missverstanden und allein. Vor allem hatte ich ein großes Talent darin, mich in Mädchen zu verlieben, die dann nichts von mir wissen wollten. Eines Abends war es wieder mal so weit: Ich hatte ein ganz tolles Mädchen angerufen und ihr gestanden, wie gut ich sie fand. Und sie hatte mich abblitzen lassen.Für mich ging eine Welt unter. Ich hielt es drinnen nicht mehr aus. Deshalb ging ich raus in die Nacht, eine Runde spazieren. Es war Winter, kalt und frostig. Über mir leuchteten die Sterne. Ich wählt eine Straße, die raus in den Wald führte. Die Straßen waren leergefegt. Keiner, der mich sah. Niemand, der mich hören konnte.Ich weinte, ich brüllte und ich heulte. Ich schrie in den Himmel hinauf, warum Gott ausgerechnet mir kein kleines bisschen Liebe gönnte! Die meisten aus meiner Klasse waren mit irgendwem zusammen, nur ich nicht. Warum ausgerechnet ich? „Sag was!“ Ich war wütend und verletzt. Ich ballte die Fäuste und schrie. „Sag was!“Über mir die Sterne hell und klar. Die Nacht blieb vollkommen still. Der Frost kniff in Nase, Wangen, Ohren. Da war keine Stimme aus dem Dunkeln, die mir alles erklären konnte.Trotzdem wurde ich am Ende ruhiger. Erschöpft, aber auch zufrieden. Ich hatte das Gefühl, meine Worte waren nicht umsonst verhallt. Alles war schon irgendwie an der richtigen Stelle angekommen. Ich kann nicht sagen warum, aber ich hatte ganz klar das Gefühl: Gott hat mir zugehört.Er würde deshalb jetzt nicht unbedingt das machen, was ich von ihm wollte. Aber mein Schmerz war ihm nicht gleichgültig. Ich war ihm nicht gleichgültig.Ich glaube: Gott hört dir zu, auch wenn er einen anderen Weg für dich plant. Und ich hatte das Gefühl, auf diesem Weg würde Gott bei mir sein.Mit dem Mädchen von damals bin ich nie zusammengekommen. Und das war bei Licht betrachtet auch gut so. Wir passten damals schon nicht richtig zusammen und haben uns später noch viel mehr auseinander entwickelt.Dass Gott Gebete nicht erfüllt, kommt öfters vor. Manchmal geht es nicht. Manchmal soll es nicht sein. Manchmal ist das Leben bitter. Manchmal wendet sich später was zum Guten. Aber dass Gott nicht zuhört, wenn du zu ihm rufst, das glaube ich eigentlich nicht.

Jörg Prahler, Pastor aus Quickborn.