Worte zur Besinnung – EJZ am 18.01.2025
Michael Ketzenberg, Breselenz, Pastor in der GKG Lüchow-Plate
Kein Wunder!
In vielen Gottesdiensten wird morgen eine der für mich schönsten Jesus-Geschichten gelesen. Nämlich die von der Hochzeit zu Kana. Hier die Kurzform: Hochzeitsfeier. Jesus und die Jünger sind dabei. Die Mutter Jesu auch. Und dann – Katastrophe: Der Wein ist alle. Mutter sagt zu Jesus: „Mach was, Junge!“. Jesus sagt: „Nö, meine Zeit ist noch nicht da.“ Ist der Mutter aber egal, sie sagt zu den Bediensteten: „Er ist nun schon mal da. Macht, was er Euch sagt“. Er sieht, sie haben nicht mehr zu bieten als ganz normales Wasser. Und befielt, dieses Wasser in die Tonkrüge zu füllen, der Mundschenk soll das dann abschmecken. Macht er. Und – siehe da: Bester Wein! Die Geschichte von einem Wunder – scheinbar. Aber es ist gar kein Wunder. Kein Zauberspruch. Keine geheimen Gesten. Kein Finger im Krug. Nicht mal angefasst. Einfach so: Vorher Wasser, jetzt Wein.
Eine der schönsten Geschichten, weil sie so herrlich nutzlos ist. Man kann ja auch ohne Wein leben. Da wird kein Kranker geheilt. Kein Armer wird reich gemacht. Kein Sturm wird gestillt. Nutzlos, die Geschichte. Aber schön. Einfach nur: Erst Wasser, dann Wein. Erst ist nichts da, und dann viel. Kein Wunder. Und doch ein Wunder.
Das Wunder heißt aber nicht: Er macht aus Wasser Wein. Das Wunder heißt: Jesus ist da! Und plötzlich ist die Geschichte gar nicht mal nur nutzlos. Denn sie spiegelt das Leben wieder. Wie oft denke ich: Da ist nichts. Alles, was das Leben schön macht, fehlt. Als gäbe es bei einem Fest keinen Wein mehr. Macht keinen Spaß. Geht zwar, aber schön ist es nicht. Langweilig. Alltäglich. Nichts besonderes. Zu bieten hab ich nicht viel, was ich diesem trüben und einfältigen Leben entgegenzusetzen habe. So, als wäre nur Wasser da, nichts schöneres.
Und dann braucht man manchmal so einen Anstubser, wie es die Mutter Jesu in der Geschichte macht: „Nun lass mal den Kopf nicht hängen. Schau genau hin: Jesus ist doch da. Der wird schon was draus machen.“ Und dann ist es so, als würde er sagen: „Gib mir mal das, was Du zu bieten hast. In meinen Augen ist das nämlich was ganz wunderbares. In meinen Augen ist Dein Leben was ganz wunderbares. In meinen Augen bist Du was ganz wunderbares.“ Und dann merke ich: Gut, dass er da ist. Gut, dass er das ansieht, was ich zu bieten habe. Gut, dass er mich ansieht. Das tut er ja immer. Also eigentlich kein Wunder. Aber für mich ist es doch ein Wunder. So, als wäre mein Leben eben nicht nur Wasser, sondern wunderbarer Wein. So bin ich für ihn. Und dann ist das gar nicht nutzlos. Dann macht es, dann macht er mein Leben schön!