Worte zur Besinnung – EJZ am 28.09.2024 – Michael Ketzenberg, Breselenz, Pastor in Lüchow und Plate
Jammern
Uhhhm. Jetzt ist schon wieder halb acht dunkel. Uhhhm. Jetzt muss die Heizung wieder an sein. Uhhhm. Die Maistransporte nerven. Uhhhm. Der Bus ist ja ewig unterwegs. Uhhhm. Die Flüchtlinge überfluten unser Land. Uhhhm. Was wird das bloß jetzt nach den ganzen AfD-Wahlergebnissen? Uhhhm. Können wir den Weltuntergang verhindern? Uhhhm. Friedensverhandlungen werden nicht funktionieren.
Uhhhm. Jammern können wir am besten. Aber Jammern ist eine von zwei schlechten Folgen auf etwas eigentlich Gutes. Das Gute: Wir sehen ein Problem und nehmen es wahr. Die erste schlechte Folge: Wir machen uns Sorgen. Und weil wir damit nicht weiterkommen, kommt die zweite schlechte Folge: Wir jammern. Aber es wird dadurch keinen Deut besser. Das Problem wird nicht kleiner und es verschwindet auch nicht. Und dadurch wird das Jammern noch mehr und das Problem scheint größer zu werden als es ist. Sorgen und Jammern gibt dem Problem Macht. Und: Jammern lässt nicht zu, auch anderes noch wahrzunehmen.
Denn: Anderes gibt es auch. Das Gute, das jeden Tag mir begegnet. Wie wäre es z. B.: Wenn es halb acht dunkel wird, sind in diesen Tagen die Sonnenuntergänge besonders schön. Wir können unsere Häuser wärmen. Es gibt immer wieder genug Ernte, die eingefahren wird. 70 % der Wähler bei den letzten drei Landtagswahlen haben die AfD nicht gewollt… usw.
Was tun, um weniger zu jammern? Sich weniger sorgen! Das klingt nicht so einfach. Ist es auch nicht. Es ist wie eine Waage: Damit sich etwas ändert, muss man etwas anderes dagegen setzen: Weniger sorgen – mehr vertrauen. Nicht ich hab die Welt in der Hand, sondern es gibt einen, der die Welt und mich in den Händen hält. Auf den kann ich vertrauen. Und muss darum nicht jammern. Und wenn ich nicht weiter weiß, dann kann ich es ihm sagen. Darum: Weniger jammern – mehr beten.
An den nächsten beiden Wochenenden wird vielerorts Erntedank gefeiert. Erinnerung an den, der uns Leben ermöglicht und uns versorgt. Erinnerung an unsere Verantwortung für das, was er schenkt. „Alle Eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für Euch.“ Es kann ein Blickwechsel werden, der uns helfen kann zu leben – gelassen, verantwortlich und dankbar. Weniger sorgen, mehr vertrauen – weniger jammern, mehr beten. Zum Beispiel so: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann; und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ (R. Niebuhr).