Worte zur Besinnung – EJZ 14.09.2024 – Michael Ketzenberg, Breselenz, Pastor in Lüchow und Plate
Verordnete Zwangspause
Rauf auf’s Sofa. Bein hochlegen. Evtl. auf die Motorschiene. Zwischendurch mal ein Stündchen an den Schreibtisch – Bein auf dem Hocker, das geht eine Zeit lang. Am Laptop etwas arbeiten, das geht. Dann wieder Sofa, eine Folge „Hubert und Staller“, dann fallen die Augen zu. Aufstehen, in die Küche. Nicht mal die Kaffeekanne kann ich richtig transportieren mit zwei Krücken. Angewiesen sein auf andere. Dann lesen, wieder einschlummern. Zwischendurch auch mal nach draußen. Ein paar Schritte. Wenn ich Freunde im Dorf besuchen will, nehm‘ ich den Aufsitzmäher. Weit gehen ist noch nicht. Ich komme an meine Grenzen in dieser Zeit – viel schneller als sonst.
Vor 2 ½ Wochen wurde ich am Knie operiert. Bereits das zweite Mal dieses Jahr. Der Chefarzt hat seine Sache wieder großartig gemacht. Ich fühle mich bei ihm gut aufgehoben und versorgt. Und die Zwangspause hat er mir dann verordnet. Mindestens 6 Wochen das Bein komplett still halten, nicht beugen – und nur ganz wenig belasten. Damit diesmal wirklich alles gut wieder zusammen wächst. Recht hat er. Und es fällt mir doch schwer. Ich mache meine Arbeit doch gerne. Wirklich gerne. Und ich hab auch ein schlechtes Gewissen den Kollegen gegenüber – müssen sie jetzt doch meine Arbeit mit tragen. Ja, sie sagen, alles sei in Ordnung und ich soll mich in jedem Fall schonen. Und doch fühlt es sich komisch an.
Zwangspause. Ich wollte das nicht. Aber es geht nicht anders. Aber ich merke nach den ersten Tagen auch: Es tut mir irgendwie gut. Vielleicht muss das alles ja so sein. Und mir kommt die Episode (Mk. 6) mit Jesus und seinen Jüngern in den Sinn, die beschreibt, wie sie alle 24/7 die Hände und Füße voll zu tun hatten – mit allen Menschen, die ihnen begegnet sind und die sich ihnen irgendwie anvertraut haben. Und Jesus merkt, dass sie das nicht unentwegt so fortsetzen können. Er merkt, wie sie vielleicht auch an ihre Grenzen kommen. Er merkt: So kann es nicht ewig weiter gehen. Er sorgt sich um sie. Und sagt er zu ihnen: „Kommt mit an einen ruhigen Ort, nur ihr allein, und ruht euch ein wenig aus.“. Ruhet ein wenig – im griechischen steht da „anapausaste“ – das Wort „Pause“ steckt da drin. Zwangspause. Jesus hat sie seinen Jüngern verordnet. Der Arzt hat sie mir verordnet. Aber ganz ehrlich: Ich vermute – irgendwie wird Jesus wohl dahinterstecken.