Zwangspause – Gottesdienst in Laase am 1. Sonntag nach Trinitatis am 6. Juni 2021

Gottesdienst auf dem Dorfplatz in Laase am ersten Sonntag nach Trinitatis

Musik zum Beginn

Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich. (Lukas 10, 16a)

Eine/r:Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Alle: Amen.

Eine/r: Unsere Hilfe kommt von Gott, unserem Herrn, Alle: der Himmel und Erde gemacht hat.

Psalm 34: Ich will den Herrn preisen alle Zeit. Sein Lob will ich stets in meinem Mund führen. Mit ganzer Seele will ich den Herrn rühmen. Die Armen sollen es hören und sich freuen! Preist mit mir die Größe des Herrn! Lasst uns gemeinsam seinen Namen ehren! Als ich den Herrn suchte, antwortete er mir. Er befreite mich von allen meinen Ängsten. Wer auf ihn schaut, strahlt vor Freude. Niemand wird vor Scham erröten. Hier ist ein Armer, der um Hilfe rief. Der Herr hat ihn gehört und aus aller Not befreit. Der Engel des Herrn lässt sich nieder bei denen, die dem Herrn mit Ehrfurcht begegnen. Er schützt sie von allen Seiten und rettet sie. Schmeckt und seht, wie gut der Herr ist! Glücklich ist, wer bei ihm Zuflucht sucht. 10Verehrt den Herrn, ihr Heiligen! Denn wer ihn verehrt, dem fehlt es an nichts. Junge Löwen haben nichts und müssen hungern. Doch die den Herrn suchen, haben alles, was sie zum Leben brauchen.

Alle sprechen: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Einer: Kyrie eleison. Alle: Herr, erbarme dich.

Einer: Christe eleison. Alle: Christe, erbarme dich.

Einer: Kyrie eleison. Alle: Herr, erbarm dich über uns.

Eingangsgebet: Lieber Gott, ein Sprichwort sagt: Wenn irgendwo eine Tür zugeht, dann öffnet sich irgendwo anders eine andere. Seit über einem Jahr erleben wir, wie sich unsere Pläne zerschlagen. Wie wir auf Wege gezwungen werden, die wir sonst nicht eingeschlagen hätten. Das Schützenfest in Langendorf dieses Wochenende musste ausfallen. Ein Paar konnte seine Goldene Hochzeit nicht so feiern, wie es sich das gewünscht hat. Das Konfirmandencamp nächste Woche ist abgesagt. Zeige uns, welche neuen Möglichkeiten uns das Leben dennoch bietet. Dass wir hier Gottesdienst feiern und dennoch an diesem Wochenende Gemeinschaft haben können. Dass du deinen Segen gibst, auch wenn eine Feier verschoben werden musste. Dass wir am kommenden Sonntag einen Jugendgottesdienst feiern und darin zeigen, was wir vorgehabt hätten. Führe uns, wenn es sein muss, auf Umwegen ans Ziel. Und schließe uns, wenn wir nicht weiter wissen, neue Türen auf. Alle: Amen

Lied EG 641

1. Nun steht in Laub und Blüte, Gott Schöpfer deine Welt. / Hab Dank für alle deine Güte, die uns die Treue hält. / Tief unten und hoch oben ist Sommer weit und breit. / Wir freuen uns und loben die schöne Jahreszeit.

2. Die Sonne, die wir brauchen, schenkst du uns unverdient. / In Duft und Farben tauchen will sich das Land und grünt. / Mit neuerweckten Sinnen sehn wir der Schöpfung Lauf. / Da draußen und da drinnen, da atmet alles auf.

5. Der Sommer spannt die Segel und schmückt sich dem zu Lob, / der Lilienfeld und Vögel zu Gleichnissen erhob. / Der Botschaft hingegeben, stimmt fröhlich mit uns ein: / Wie schön ist es zu leben und Gottes Kind zu sein.

Lesung des Predigttextes : Jona 1, 1-15

Das Wort des Herrn kam zu Jona,dem Sohn des Amittai: »Auf! Geh nach Ninive, in die große Stadt,und rede ihr ins Gewissen! Ihr böses Tun ist mir zu Ohren gekommen.« Da machte sich Jona auf den Weg, aber genau in die andere Richtung. Er wollte vor dem Herrn nach Tarschisch fliehen. Als er in die Hafenstadt Jafo kam, lag dort ein Schiff, das nach Tarschisch fuhr. Er zahlte den Fahrpreis und stieg ein, um mit den Seeleuten nach Tarschisch zu gelangen. So glaubte er, dem Herrn aus den Augen zu kommen.

Doch der Herr ließ einen starken Wind losbrechen, der über das Meer fegte. Der Sturm wurde immer stärker,und das Schiff drohte auseinanderzubrechen. Die Matrosen fürchteten sich und schrien um Hilfe, jeder betete zu seinem eigenen Gott. Dann begannen sie, die Ladung über Bord zu werfen, um das Schiff zu entlasten. Jona aber war nach unten in den Frachtraum gestiegen. Er hatte sich hingelegt und war eingeschlafen. Da ging der Kapitän zu ihm hinunter und sagte: »Wie kannst du nur schlafen? Auf! Bete zu deinem Gott! Vielleicht ist er der Gott, der uns retten kann. Dann müssen wir nicht untergehen!«

Die Matrosen sagten zueinander: »Auf! Lasst uns Lose werfen! Sie werden uns sagen, wer schuld daran ist, dass dieses Unglück uns trifft!« Also ließen sie das Los entscheiden, und es traf Jona. Da fragten sie ihn: »Sag uns doch:Wer ist schuld an diesem Unglück? Bist du es? Was ist dein Beruf? Woher kommst du? Wo bist du zu Hause? Aus welchem Volk stammst du?« Er antwortete ihnen: »Ich bin ein Hebräer. Ich verehre den Herrn, den Gott des Himmels .Er hat das Meer und das Festland geschaffen.« Da ergriff die Männer große Furcht, und sie sagten zu ihm: »Was hast du nur getan!« Denn die Männer hatten von seiner Flucht erfahren. Er hatte ihnen erzählt, dass er vor dem Herrn floh. Sie fragten ihn: »Was sollen wir mit dir tun, damit sich das Meer beruhigt und uns verschont?« Denn die See tobte immer wilder. Da sagte er zu ihnen: »Nehmt mich und werft mich ins Meer! Dann wird es sich beruhigen und euch verschonen. Denn ich weiß, dass es allein meine Schuld ist,dass ihr in dieses Unwetter geraten seid.«

Die Männer aber versuchten, mithilfe der Ruder das Festland zu erreichen. Doch sie schafften es nicht, denn die See tobte immer wilder gegen sie. Da schrien sie zum Herrn und beteten: »Ach, Herr, lass uns nicht untergehen,wenn wir diesen Mann jetzt ins Meer werfen! Gib uns nicht die Schuld an seinem Tod! Denn du bist der Herr! Wie es dein Wille war, so hast du es getan.« Dann packten sie Jona und warfen ihn ins Meer. Sofort beruhigte sich die See und hörte auf zu toben. Da ergriff die Männer große Furcht vor dem Herrn. Sie brachten dem Herrn ein Schlachtopfer dar und legten Gelübde ab.

Lied EG 382: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr, / fremd wie dein Name sind mir deine Wege. / Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott. / Mein Los ist Tod, hast du nicht anderen Segen? / Bist Du der Gott, der Zukunft mir verheißt? / Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.

Von Zweifeln ist mein Leben übermannt, / mein Unvermögen hält mich ganz gefangen. / Hast du mit Namen mich in deine Hand, / in dein Erbarmen fest mich eingeschrieben? / Nimmst du mich auf in dein gelobtes Land? / Werd ich dich noch mit neuen Augen sehen?

Sprich du das Wort, das tröstet und befreit / Und das mich führt in deinen großen Frieden. / Schließ auf das Land, das keine Grenzen kennt, / und lass mich unter deinen Söhnen leben. / Sei du mein täglich Brot, so wahr du lebst. / Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.

Lesung des Predigttextes : Jona 2, 1-11

Der Herr aber schickte einen großen Fisch, der Jona verschlang. Und Jona war drei Tage und drei Nächte lang im Bauch des Fisches. Im Bauch des Fisches betete Jona zum Herrn, seinem Gott:

Als ich in Not war, schrie ich laut. Ich rief zum Herrn und er antwortete mir. Aus dem Innern des Totenreichs rief ich um Hilfe. Da hast du mein lautes Schreien gehört. In die Tiefe hattest du mich geworfen, mitten in den Strudel der Meere hinein. Wasserströme umgaben mich. Alle deine Wellen und Wogen – sie schlugen über mir zusammen! Da dachte ich: Jetzt bin ich verloren, verstoßen aus deinen Augen. Wie kann ich je wieder aufschauen, um deinen heiligen Tempel zu sehen? Das Wasser stand mir bis zum Hals. Fluten der Urzeit umgaben mich. Seetang schlang sich mir um den Kopf. Zum Grund der Berge bin ich hinabgestiegen, in das Reich hinter den Toren des Todes. Sie sollten für immer hinter mir zugehen. Du aber hast mein Leben aus dem Abgrund gezogen, du Herr, du bist ja mein Gott. Als ich am Ende war, erinnerte ich mich an den Herrn. Mein Gebet drang durch zu dir, bis in deinen heiligen Tempel. Ja, wer sich an Nichtigkeiten klammert, verliert seinen einzigen Halt im Leben. Ich aber will dir mit lauter Stimme danken, Schlachtopfer will ich dir darbringen. Auch meine Gelübde werde ich erfüllen. Hilfe findet sich beim Herrn!

Da befahl der Herr dem Fisch, Jona an Land zu bringen. Dort spuckte der Fisch ihn aus.

Gemeinde: Halleluja

Glaubensbekenntnis: Wir glauben an Gott, den himmlischen Vater, den Schöpfer der Welt, der uns geschaffen hat, damit wir Leben erhalten, Frieden entwickeln und Sorge tragen, für den Bestand der Erde, weil die Menschen dieser Welt zusammengehören in Gleichheit und Gerechtigkeit.

Wir glauben an Jesus Christus, unseren Herrn, geboren als Mensch in Israel von Maria, erwählt, mit seinem Leben die Nähe Gottes zu bezeugen. Er verkündete den Gefangenen Freiheit, den Blinden, dass sie sehen, den Unterdrückten und Armen Befreiung. Er litt, wurde gefoltert und getötet am Kreuz mit Gewalt von den Mächtigen unter Pontius Pilatus und wurde auferweckt zum Leben und zur Hoffnung für alle.

Wir glauben an den Heiligen Geist, die Kraft des neuen Lebens in Jesus Christus, der auch uns und alle Verhältnisse ändert, der uns reich macht im Glauben und der uns sendet mit dem Ziel, allen Menschen Hoffnung zu bringen auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. Amen.

Lied JL 31 mit Gitarre: Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich. // : Wandle sie in Weite: Herr, erbarme dich : // Wandle sie in Weite: Herr, erbarme dich?
Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt bringe ich vor dich. // : Wandle sie in Stärke: Herr, erbarme dich. : //
Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit bringe ich vor dich. // : Wandle sie in Wärme: Herr, erbarme dich. : //
Mei ne tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit bringe ich vor dich. // : Wandle sie in Heimat: Herr, erbarme dich. : //

Predigt: Die Geschichte von Jona und dem Wal kennt wahrscheinlich jeder. Aber was ist da dran? Kann ein Mensch das überleben, wenn er von einem Wal verschluckt wird? Ja, er kann. Es gibt ein Video, auf dem genau das zu sehen ist. Ein Stück vor der Küste von Südafrika. Ein Taucher wollte Fotos machen, wie ein Hai durch einen Schwarm Sardinen schwimmt.

Auf einmal wird es dunkel um ihn rum und er spürt einen festen Druck um seine Hüfte. Der Taucher steckt zur Hälfte im Maul von einem Buckelwal. Der Taucher ist quasi aus Versehen genau durch das Mittagessen dieses großen Wales geschwommen. Der Wal bemerkt seinen Irrtum und spuckt den Taucher nach ein paar Sekunden wieder aus. Passiert ist das dem deutschen Taucher, Fotograf und Dokumentarfilmer Rainer Schimpf. Bis auf einen Schrecken blieb der Taucher unverletzt.

Klickt den Link, dann könnt ihr euch das selber ansehen. Oder googelt einfach „Taucher vom Wal verschluckt“ und sucht selbst.

Und ganz so einzigartig ist dieser Fall mit dem Wal dann scheinbar auch wieder nicht. Mindestens ein weiteres Video habe ich gefunden: Taucher schwimmen auf dem Meer in einem Schwarm aus lauter kleinen Fischen. Auf einmal schießen zwei Wale knapp daneben aus der Tiefe empor. Ein kleines Stück weiter links und noch ein anderer Taucher wäre im Maul von einem Wal gelandet.

Denn Wale jagen kleine Fische ja so: Erst umkreisen sie einen Schwarm und treiben die Fische immer weiter zusammen. Und dann schießen sie von unten mit weit geöffnetem Maul in den Schwarm hinein und schnappen so viele Fische, wie sie kriegen können. Und wenn zwischen den Zehntausenden von Heringen oder Sardinen noch ein Tauche drin rumschwimmt, dann kann das schon mal passieren. Ein Malheur, das zu vermeiden wäre.

Aber Wale wollen keine Menschen fressen. Schon gar nicht welche in Neoprenanzügen. Im Zweifelsfall spucken sie sie einfach wieder aus. Aber so wie bei Jona beschrieben, kann ich mir das auch schlecht vorstellen. Drei Tagen und Nächte im Magen eines Walfischs? Jona wäre erstickt oder er wäre längst von der Magensäure verdaut gewesen. Da wäre nicht mehr viel übrig gewesen, was der Wal an Land hätte spucken können.

Die Sache mit Jona im Wal ist eine Geschichte. Vielleicht mit einem wahren Kern. Vielleicht ist ja auch schon in der Antike mal ein Seemann über Bord gegangen und mitten in einem Sardinenschwarm gelandet. Oder die Matrosen haben sich das ausgedacht. 1 und 1 zusammengezählt: Ein Wal so groß und ein Matrose so klein – da könnte einer reinpassen. Und dann hatten sie ein tolles Seemannsgarn, das sie den Landratten auf die Nase binden konnten.

Und wenigsten eine zweite Sache wird ja auch erzählt und wurde oft schon berichtet: Delfine sind neugierig und interessieren sich für Menschen. Und manch ein Schiffbrüchiger soll schon mal von einem Delfin über Wasser gehalten worden sein. Wenn man aus beiden Geschichten eine macht, dann kommt ein Wal dabei heraus, der einen Ertrinkenden vor dem Ertrinken rettet.

In jedem Fall eine großartige Geschichte. Fast jeder kennt Jona und den Wal. Obwohl das Jonabuch mit eines der kleinsten in der Bibel ist. Aber kein Kindergottesdienst, keine Kinderbibelwoche, in der nicht irgendwann einmal die Geschichte von Jona erzählt wird. Jona kennt echt jeder!

Aber wie das mit Jona insgesamt so los war und was der tiefere Sinn dieser Geschichte sein soll, dass wird dann schnell vergessen: Jona war ein Prophet und er hatte von Gott den Auftrag, der Stadt Ninive ihren baldigen Untergang anzukündigen. Die Niniviten waren böse und gemein und Gott wollte ein Ende mit ihnen machen. Jona aber wollte keine schlechten Nachrichten überbringen, deshalb machte er sich davon. Deshalb das Schiff und der Wal. Und mit dem Wal transportiert Gott Jona genau dahin, wo er hin soll. Zurück auf festes Land. Von wo aus er trockenen Fußes nach Ninive gehen kann.

Jetzt hat Jona begriffen: Er richtet dem König und seinen Leuten Gottes Urteil aus. Doch die Geschichte nimmt dann noch mal eine eigenartige Wendung: Die Niniviten samt ihres Königs sind sehr erschrocken. Sie rufen für die ganze Stadt eine Buße aus und geloben sich zu bessern. Und Gott verschont sie, weswegen sich jetzt wieder Jona veralbert und betrogen fühlt. Und es braucht noch ein paar Umwege und Winkelzüge, bis Jona seinen Frieden mit einem Gott macht, der nicht nur gerecht und streng, sondern auch mitfühlend und gnädig ist. Aber das muss uns heute nicht interessieren.

Mich interessiert heute Jona im Bauch des Wals. Jona, der als einer, der vor Gott flieht, von einem Wal verschluckt wird. Und der später dann als einer, der entschlossen Gottes Willen tut, wieder an Land gespuckt wird. Eine Kehrtwende um 180 Grad.

Solche doch eher plötzlichen Umbrüche bei Menschen, die Gott in seinen Dienst ruft, gibt es in der Bibel öfter.

Abraham, der mit seiner Sarah eigentlich schon im Rentenalter ist: Gott ruft ihn und Abraham geht auf Wanderschaft nach Kanaan.

Mose, der nach einem Totschlag aus Ägypten geflohen ist: Ein Wort aus dem brennenden Dornbusch und er kehrt nach Ägypten zurück, um sein Volk in die Freiheit zu führen.

Die Jünger von Jesus: Petrus und Andreas, Johannes und Jakobus waren doch eigentlich ganz zufrieden als Fischer. Und dann kommt Jesus und beruft sie als Jünger, um ihm zu folgen und von ihm zu lernen. Oder als Jünger eigentlich noch spannender – der Zolleintreiber Matthäus: Eben saß er noch mit seinen schicken Klamotten an der Zollstation und zog den Leuten das Geld aus der Tasche. Dann lässt er alles stehen und liegen und geht mit Jesus auf Wanderschaft. Ein Leben als obdachloser, bettelnder Gehilfe von einem Wanderprediger. Einer, der nur von dem lebt, was andere Menschen ihm freiwillig schenken. – Wahnsinn!

Aber noch mehr an Jona erinnert mich der Apostel Paulus. Paulus war ein Pharisäer gewesen. Mehr noch: Der Mensch Paulus war von einem besonders fanatischen Hass auf diese ersten Christen getrieben. Er besorgte sich einen Auftrag, in der Stadt Damaskus im Umfeld der Synagogen nach den Anhängern Jesu zu forschen. Und wen er aufspürte, den sollte er vor Gericht ziehen und wohl möglich steinigen lassen. Nicht nur, dass er die Christinnen und Christen einfach nur blöd fand. Paulus war ein 150%iger Christenhasser gewesen.

Doch auf Weg nach Damaskus hat Paulus eine Erscheinung. Er sieht ein Licht und er hört eine Stimme. Und Paulus stürzt vom Pferd. Paulus glaubt, Jesus selbst hätte zu ihm gesprochen: „Warum verfolgst du mich?“ Und als diese Erscheinung vorbei ist, kann Paulus nichts mehr sehen. Er ist blind und man muss ihn den restlichen Weg nach Damaskus führen.

Dort aber heilt ihn ausgerechnet einer von den Christen, die Paulus doch eigentlich ans Messer liefern wollte. Und Paulus ist von da an ein ganz anderer Mensch.

Statt die Christen zu verfolgen, wird er selber einer. Statt die Kirche zu zerstören, baut es sie auf. Paulus wird der wichtigste Missionar der jungen christlichen Kirche. Sein Einsatz, sein Mut und seine Opferbereitschaft sind entscheidend dafür, dass sich der christliche Glaube in dem Gebiet der Türkei und Griechenland und dann im ganzen römischen Reich ausbreiten. Erst recht ein Wahnsinn!

Und während das bei Petrus und den Jüngern, aber auch bei Mose und bei Abraham alles so ganz schnell zu gehen scheint, braucht es bei Paulus und bei Jona ein bisschen Zeit.

Paulus wird blind und hilflos und muss an der Hand geführt werden. Jona sitzt im Dunkeln im Bauch eines Walfisches und ist da eingesperrt. Bei Jona dauert das drei Tage und bei Paulus zumindest ein paar Tage, vielleicht eine Woche.

Und wenn, dann kenne ich das bei mir eher so wie bei Jona und bei Paulus als wie bei Petrus und den anderen: Bis ich meine Meinung zu irgendwas mal radikal ändere, muss ich mindestens mal eine Nacht darüber schlafen. Und es hilft an sich auch, wenn ich in der Zeit sonst nicht all zu viel zu tun habe. Bin ich im Stress, dann mache ich meistens alles so weiter wie bisher. Nur mit Krampf und in Hektik und mit schlechter Laune.

Wenn man so will, verordnet Gott Jona erst mal eine Auszeit. Genauer: Eine Krise und dann eine Auszeit. Denn so ein Sturm auf hoher See ist heute schon kein Vergnügen. Aber in einer kleinen Nussschale vor zweieinhalbtausend Jahren? Und dann mitten auf dem Meer über Bord geworfen zu werden, das war ja eigentlich ein Todesurteil. Panik, Angst und Schrecken. Schon ohne Wal mit offenem Maul.

Und bei Paulus? Nur weil man blind ist, muss man ja nicht gleich sterben. Aber als Blinder wäre auch das gewohnte Leben von Paulus vorbei gewesen. Seinen Beruf als Zeltmacher hätte er nicht mehr ausüben können. Ein Blinder ist als Schriftgelehrter auch nicht wirklich zu gebrauchen. Und Christen verfolgen, ohne gucken zu können, macht überhaupt keinen Sinn. Aus Paulus wäre von einer Sekunde zur anderen ein Bettler geworden. Wie die anderen Blinden auch, die am Stadttor um ein paar Münzen bettelten, um irgendwie über die Runden zu kommen.

Jona und Paulus stecken beide in der Krise. Und da ist gleichzeitig nicht viel, was sie machen können. Außer vielleicht – nachzudenken. Was tue ich hier eigentlich? Was will ich eigentlich vom Leben? Und was muss ich tun, um mein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Das sind doch wirklich ideale Bedingungen, um etwas zu ändern.

Mir kommt das bekannt vor. Ich habe mir während Corona ein neues Hobby zu gelegt. Ich habe mir einen Heißdrahtschneider gekauft, Cutter, Schnitzmesser und jede Menge Farben. Und weil im Gemeindehaus gerade so wenig los ist, habe ich mich da ausgebreitet. Und ich bastele da Modelle für ein Spiel, dass ich zweimal im Jahr mit meinen Freunden spiele. Eigentlich ein totaler Blödsinn. Albern. Bringt nichts. Trägt nichts aus. Macht mir aber Spaß. Und ist einfach mal was komplett anderes.

Tatsächlich hat das auch was in meinem Leben geändert. Früher habe ich Abends oft so lange gearbeitet, bis ich wirklich nicht mehr konnte. Dann habe ich mich vor den Fernseher gesetzt und mich beduseln lassen. Jeden Tag. Ich war angestrengt, ich war genervt und die Arbeit ging dabei auch nicht gut von der Hand.

Und gerade während der Corona-Zeit dachte ich mir: Warum das Ganze? Wenn ein Maurer mit seiner Arbeit fertig ist, dann steht da wenigstens eine Wand oder ein Haus, das man sehen kann. Von meiner Arbeit aber ist doch am Ende des Tages eigentlich nichts mehr zu sehen.

Na gut, normaler Weise kann ich in der Kirche sehen, wie viele Leute kommen. Wen das alles interessiert. Ich kann in euren Gesichtern lesen, ob ihr zuhört oder ob ihr in Gedanken ganz wo anders sein. Ich kann sehen, ob ihr lächelt oder ob ihr immer grimmiger guckt. Ich kann an der Kirchentür noch ein paar Hände schütteln und noch den ein oder anderen kurzen Satz hören.

Aber seit letzten Jahr im März sind die Kirchen doch meistens ziemlich leer. Und zwar aus gutem Grund und es liegt auch nicht unbedingt nur an mir. Gespräche an der Kirchtür oder anderswo gibt es kaum noch. Und bei den Leuten, die in die Kirche kommen, blicke ich in Masken. Höchstens wenn einer die Augen zu hat, kann ich noch erkennen.

Und überhaupt: Ist das denn überhaupt sinnvoll, gut und gesund, so viel Bestätigung aus seinem Beruf ziehen zu wollen? Es ist doch nicht eure Aufgabe, mich froh zu machen.

Jetzt sehe ich zu, dass ich abends immer irgendwann Feierabend mache. So lange ich noch nicht komplett müde bin. Jetzt freue ich mich aufs Basteln und damit ich dazu komme, halte ich mich ran. Wenn der Fernseher läuft, dann gucke ich meist nur mit einem halben Auge hin. Manchmal ist der Film schon halb rum, bis ich überhaupt rausgefunden habe, wer da alles mitspielt. Ich bastel mein Zeug und stapel das in einer Kiste und freue mich, was ich alles geschafft habe. Es klingt verrückt, aber in der Hinsicht bin ich gerade echt zufriedener als vor Corona.

Und ich habe aufgehört, Süßes zu essen oder Kuchen. Oder wenn, dann esse ich Kuchen nur noch auf den Geburtstagsfeiern meiner eigenen Familie. Ich passe besser in meine Sachen und ich komme zu Hause viel, viel besser die Treppen rauf und runter. Und vielleicht erreiche ich in ein paar Jahren ja sogar ein Gewicht, das keine Körperverletzung für meinen eigenen Körper ist.

Krisen und Auszeiten sind gute Gelegenheiten, um was zu ändern. Das ist schon eigenartig.

Natürlich ist das blöd, von einem Wal verschluckt zu werden. Oder blind vom Pferd zu fallen. Und die Corona-Pandemie ist eine schreckliche Katastrophe für die Menschheit. Millionen Menschen mussten sterben. Abermillionen kämpfen um ihre wirtschaftliche Existenz. Andererseits hat Deutschland nur wegen Corona seine Klimaschutzziele 2020 einhalten können. Für das Klima war es schon mal gut. Außerdem haben viele Chefinnen und Chefs haben gemerkt, sie müssen ihre Angestellten gar nicht unbedingt jeden Tag eine Stunde mit dem Auto ins Büro kommen lassen. Und die Angestellten merken: Es ist doch ganz schön, sich seine Arbeit zu Hause auch mal selbst einteilen zu können. Besser jedenfalls, als erst Abends nach Hause zu kommen, wenn die Kleinen längst schon wieder schlafen.

Die Kirche hat in der Corona-Krise auch einiges geändert. Unsere Gemeinden sind inzwischen eigentlich alle im Internet viel präsenter als zuvor. Und die Kirchen mögen zwar gerade ziemlich leer sein. Aber der gleiche Gottesdienst, den in der Kirche vielleicht 10 oder 20 Leute besuchen, wird in den drei Wochen später im Internet 100mal angeklickt und gelesen. Und mehr.

Mal sehen, was daraus noch noch so alles wird. Vielleicht entsteht ja im Internet und zu Hause an den Bildschirmen gerade eine neue Gemeinde mit anderen Menschen. Solche, die bislang sonntags den Weg in die Kirche gar nicht gesucht haben. Und vielleicht mischt und befruchtet sich das ja in Zukunft.

Ja, Corona ist blöd. Von einem Wal verschluckt zu werden auch. Aber offensichtlich geht Gott eben manchmal auch sehr eigenartige Wege. Und vielleicht kommt am Ende doch noch etwas Vernünftiges bei raus: Ein Prophet, der weiß, was er zu tun hat. Eine Kirche, die ihre Botschaft auf alle möglichen Wege zu den Leuten bringt. Eine Menge Bastelkram, über den eigentlich alle die Augen rollen, aber mich, mich macht es froh… Aber Quatsch, mein Bastelkram, der ist nicht vernünftig. Der macht mir nur Spaß. Und der muss auch nicht vernünftig sein. Amen.

Musik nach der Predigt

Segen für ein Goldpaar

Lied EG 503: 1) Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit n deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.

2) Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide; Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide, als Salomonis Seide.

3) Die Lerche schwingt sich in die Luft, das Täublein fliegt aus seiner Kluft und macht sich in die Wälder; die hochbegabte Nachtigall ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel, Tal und Felder, Berg, Hügel, Tal und Felder.

8) Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen, aus meinem Herzen rinnen.

Abkündigungen und Totengedenken

Lied EG 585:

Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe. (Halleluja) Ich lobe meinen Gott, der mir die Fesseln löst, damit ich frei bin. (Halleluja)

Refrain: Ehre sei Gott auf der Erde in allen Straßen und Häusern, die Menschen werden singen bis das Lied zum Himmel steigt: Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Frieden auf Erden!

Ich lobe meinen Gott, der mir den neuen Weg weist, damit ich handle. (Halleluja) Ich lobe meinen Gott, der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede. (Halleluja)

Refrain: Ehre sei Gott…

Ich lobe meinen Gott, der meine Tränen trocknet, dass ich lache. (Halleluja) Ich lobe meinen Gott, der meine Angst vertreibt, damit ich lebe. (Halleluja)

Refrain: Ehre sei Gott…

Fürbittengebet:

Lieber Gott, wir erleben so oft, dass das Schicksal unsere Pläne durchkreuzt. Das ist manchmal bitter, manchmal aber auch eine Chance. Lehre uns die Möglichkeiten zu entdecken, die du uns gibst. Gib uns ein waches Auge für die Wege, auf die du uns lenkst. Lasst uns den Herrn anrufen: Herr, erbarme dich.

Lieber Gott, so mancher Trott ist gerade unterbrochen. Vieles geht nicht so wie gewohnt. Was wir tun, müssen wir anders machen. Lass uns doch überprüfen, was wirklich gut ist und nützt. Und was im Grunde doch längst sowieso verkehrt ist. Hilf uns ein Leben zu leben, das unseren Mitmenschen mit im Blick behält. Auch über Grenzen hinweg. Den Reichtum deiner Schöpfung. Die Weisheit deines Wegs. Lasst uns den Herrn anrufen: Herr, erbarme dich.

Lieber Gott. Weise deine Kirche auf einen guten Weg. So viel Vertrauen wurde verspielt, so viel Leid auch angerichtet. Wir haben geschwiegen, wo wir reden sollten, und geredet, wo wir schweigen sollten. Wir haben uns klein gemacht, wo wir hätten stark sein sollen. Und uns groß gemacht, wo wir bescheiden sein sollten. Lass uns deinem Willen folgen und deine Botschaft in die Welt sagen, damit wir unseren Auftrag erfüllen, von Nutzen sind und damit die Menschen uns wirklich brauchen können. Lasst uns den Herrn anrufen: Herr, erbarme dich.

Alle : Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Eine/r: Und nun geht hin im Frieden des Herrn!

Segen: Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei der gnädig. Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.

Musik zum Abschluss