Aufbrechen (4. Kalenderwoche)

Aufbrechen

Noomi ist eine starke, eine kluge Frau. Von ihr erzählt die Bibel im Alten Testament im Buch Rut.
Erst hatte sie mit ihrem Mann und den zwei Söhnen nach Moab auswandern müssen. Dann war der Mann gestorben und sie blieb mit den beiden Jungs allein in der Fremde zurück. Immerhin: Die beiden waren erwachsen geworden und hatten geheiratet. Doch auf Enkel hatte sie vergeblich gewartet. Und jetzt sind auch noch die beiden Söhne gestorben. Was nun?
Vielleicht hat sie die Erzählungen des Glaubens im Kopf. Vielleicht denkt sie an Abraham und an Jakob. Die haben sich auf den Weg gemacht. Die wussten nicht, ob das Morgen besser sein würde als das Heute. Und doch haben sie es gewagt aufzubrechen. Und haben erlebt: Es ist gut gegangen. Gott war dabei.
Genau das macht Noomi. Der Verlust ihrer Söhne hat sie hart getroffen. Und doch gibt sie nicht auf. Sie überlegt: „Wie kann es weiter gehen? Wo habe ich die besten Chancen für mein Leben?“ Für sie heißt das konkret: Wo sind Menschen, bei denen sie unterschlüpfen kann? Wo sind Menschen, die ihr zur Seite stehen werden?
Da im Ausland, in Moab, nicht. Da hat sie niemanden. Da gibt es niemanden, der ihr verpflichtet ist. Darum: Sie geht zurück. Sie geht zurück in ihre Heimat, nach Israel, dahin, wo noch Familie ist.
Aufbrechen. Eine bessere Zukunft suchen, wenn die Gegenwart nur dunkel ist. Losgehen. Nicht erstarren. Nicht den Kopf in den Sand stecken. Im Dunkel verharren ist keine christliche Tugend. Sondern losgehen im Vertrauen auf Gott und dabei den Kopf, den Verstand benutzen. So wie Noomi.

Klaus-Markus Kühnel
Pastor an St. Johannis Dannenberg
4. Kalenderwoche