Lieder im Advent (50. Kalenderwoche)

Gedanken zur Woche

Vor einigen Wochen sagte meine Frau: „Ich freue mich schon auf den Advent!“ Mir ging es genauso. Ein Stück Kindheit wird dann wach. Der Adventskranz, eine Kurrende, ein Herrenhuter Stern, das alles gehört dazu. Ohne geht es nicht. Wenigstens für mich nicht.
Und dann natürlich der „Braune Kuchen“, ein gefüllter Lebkuchen. Schon meine Großmutter väterlicherseits hat ihn gebacken. Wahrscheinlich habe ich ihn in diesem Jahr zum 41igsten Mal gebacken.
Er muss ein paar Wochen stehen, damit die Gewürze im Teig gut durchziehen können. Wie gut, dass er schon fertig auf dem Boden steht.
Vor dem ersten Advent kommt er nicht auf den Teller. Ich will den Advent bewusst erleben, diese Zeit der Vorbereitung, diese Zeit des Wartens.
Sie erinnert mich daran, dass wir auch nach Weihnachten, nach der Geburt Jesu immer noch warten: Darauf, dass unsere Welt einmal ganz und gar heil ist. Darauf, dass sich die Mächtigen nicht immer wieder auf Kosten anderer durchsetzten. Darauf, dass alle Gewalt ein Ende hat.
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.
Diese Worte wurden am ersten Advent gesungen. Sie nehmen mein Warten auf, meine Sehnsucht. Und wollen mir Mut machen, das Warten nicht aufzugeben. Denn sie singen davon, dass das Warten ein Ende haben wird. Sie singen davon, dass das Heil tatsächlich kommt. Sie singen davon, dass einer kommt, der Leben bringt. Und dass dann die keine Rolle mehr spielen, die das Leben nehmen.

Bis dahin gilt es, die Türen aufzumachen. Für das Heil, das kommt. Für die Liebe, die mir gilt. Bis dahin gilt es, mit offenen Augen und offenem Herzen durch das Leben zu gehen und alles Heil, alles Gute, alle Liebe wahrzunehmen, die mir heute schon begegnet.
Als Vorgeschmack auf das, was kommt. Als Speise für meinen Alltag. Als Stärkung für alle Herausforderungen.
Und nicht zu vergessen, zu singen. Gelobet sei mein Gott! Singen verändert das Warten. Singen macht froh. Singen macht Mut. Singen stärkt die Hoffnung. Selbst dann, wenn ich in diesem Jahr meist nur allein singen kann. Oder zusammen mit meiner Frau.
Die Adventslieder sind etwas Besonderes. In den alten Worten steckt viel Es lohnt sich genau hinzuschauen.

Pastorin Klaus-Markus Kühnel
St. Johannis Dannenberg
50. Kalenderwoche 2. Advent