Vergeben – Fairgeben 43. Kalenderwoche

Gedanken zur Woche

Wer um das Richtige weiß und an das Richtige glaubt, tut es noch lange nicht.  Plötzlich steht das Richtige dem persönlichen Interessen im Weg. Und schon handelt man nicht mehr richtig, sondern nach dem eigenen Interesse. Das sind Gründe, warum es in der Bibel ganze Kataloge von Anweisungen gibt, wie man im Alltag leben kann, als Erinnerung sozusagen.

Vergebt einander – um Christi willen. In Gottes Namen, um Christi willen-  laß es man gut sein. Ja, wer sagt denn heute noch was? Wer lebt denn heute noch so was? Und überhaupt: vergeben. Gibt es überhaupt noch Schuld? Das meine ich ernst. Denn es ist verbreitet, von Sachzwängen zu reden oder von dem Druck unter dem wir leben. Die wirtschaftliche Lage läßt es nicht zu. Die politische Lage läßt es nicht zu. Auch in privaten Beziehungen: Es ging nicht mehr. Ich bin so geworden. Also von mir kannst du es nicht anders erwarten. Im Großen, aber auch im Kleinen verflüchtigt sich unser menschliches Gerechtigkeitsempfinden oder Schuldempfinden – zumindest gegenüber den anderen.
Es kann nichts heil werden, das nicht versöhnt ist. Vergeben bedeutet nicht Vergessen. Vergebung ist was anderes. Vergebung bedeutet: nicht mehr aufzurechnen, nicht mehr vorzuhalten. Leben, ohne sich selbst oder einem anderen Menschen zu vergeben, macht krank und ist eine egoistische, eine tödliche Angelegenheit.
Um Christi willen. Seid untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem anderen. Kurz: Anerkennung, Wohlwollen und Akzeptanz. Eine Gemeinschaft ist wie eine Kette. Sie ist so stark wie das schwächste ihrer Glieder. Und wie das Wohlwollen gegenüber den Schwächsten.
Ich tendiere dahin, hier Schuld zu sehen. Im Umgang mit denen, die uns brauchen. Die Schuld gegen Menschen. Sünde gegen Gott. Wer weiß, ob die Toten im Mittelmeer und an den Grenzen, ob die aus den Lagern uns einmal vergeben werden. Wer weiß – denken wir überhaupt noch so weit, dass wir uns einmal verantworten müssen, wenn wir von Gott gefragt werden? Ich halte die Rede von Schuld und Vergebung für lebensnotwendig. Sie will das Leben nicht madig machen, sondern will helfen.
Um Christi willen. In Gottes Namen. Es gibt also etwas, das kann nur Gott. Was soll das sein? Es ist die selbstlose Liebe. Die Liebe, die keine Angst um sich selbst hat und die keinen Hass und keine Strafe nötig hat. Die kann nur Gott. Mit dieser Liebe liebt Gott, um Christi willen. Damit sich was ändert zum Guten, zum Mitmenschlichen hin, ja auch zum Frieden hin. Nun gibt es einen Satz aus der Psychologie, der paßt ziemlich gut an diese Stelle: Man kann nur verändern, was man akzeptiert hat. So arbeitet Gott. Er akzeptiert, dass wir Menschen sind und dass wir Fehler machen, auch schlimme Fehler, auch die aus Bequemlichkeit. Gott akzeptiert, dass wir Menschen von dieser Erde sind, fähig zu lieben und fähig zu hassen. Wenn das so ist, dann fängt doch die Vergebung bei Gott an. Und ich? Ich habe es nicht nötig, auf anderen herumzutrampeln, um meinen Ärger loszuwerden. Wir haben es nicht nötig, uns von dem Gerede von mangelndem Fortschritt beeindrucken zu lassen, nur deshalb, weil es nicht weitergeht wie bisher. Wir wissen es besser: Zusammen. Gemeinsam geht mehr als man denkt. Und besser und freundlicher und fairer. Dazu helfe uns Gott.

 

Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
43. Kalenderwoche