Ein kleines Licht am 25. Juni

100!

Am 18. März wurde das erste kleine Licht auf dieser Homepage online gestellt. Es ging um einen Mann, der auf einem handgeschriebenen Zettel den 23. Psalm in seinem Handschubfach mit sich führte. Eine Art geistlicher Erste-Hilfe-Zettel für als das Unerwartete und vielleicht auch Schlimme, das einem passieren kann. Vor allem, wenn man mit dem Auto unterwegs ist.

99 Tage später schreibe ich das einhundertste kleine Licht in dieser Reihe. Am 18. März war es um viertel nach sieben stockdunkel draußen. Jetzt genießen wir die langen Sommernächte. Damals wusste keiner, was uns der Corona-Virus bringen würde. Heute haben wir uns daran gewöhnt, niemandem die Hand zu geben und Abstand zu halten. Oder der ein oder andere denkt schon: „Ist ja alles nicht so schlimm gekommen“.

Das stimmt wohl. Aber das ist eben auch so, weil wir vorsichtig gewesen sind. In den USA oder Brasilien oder in Groß Britannien sieht die Sache anders aus. Und wie schnell sich alles ändern kann, erleben gerade die Menschen in Gütersloh. Wir sind lange noch nicht fertig mit Corona.

Das einhundertste kleine Licht. Jeden Tag ein neues. Ein Gedanke, ein Impuls, der Mut machen und ein bisschen Hoffnung bringen sollte. Zuerst hatte ich ja viele Ideen. So viele Gedanken und Geschichten und Erlebnisse, die endlich auch mal raus mussten aus meinem Kopf. So gerne wollte ich mal was über die Musik machen, die ich selber gerne höre. So gerne wollte ich mal ganz schnell und aktuell predigen, so wie Karl Barth das gefordert hatte: Mit der Bibel in der einen und mit der Zeitung in der anderen Hand. Aber nach den ersten Wochen wurde das tägliche Licht schreiben manchmal ganz schön schwer. Ein hartes Brot, das die JournalistInnen das zu beißen haben. Dass sie Tag für Tag für Tag schreiben, abliefern und produzieren müssen. Ich danke Dir, liebe Heike, dass du mir zu Hilfe gekommen bist. Mit einer neuen und einer anderen Sicht. Als junge Frau und Küstenbewohnerin. Als Vertreterin einer neuen und unverbrauchten Generation. Ohne Dich wäre hier längst schon Schluss.

Und das wäre schade. Denn was wir hier tun ist wichtig. Nicht für die große weite Welt. Nicht für die Kirche an sich. Nicht mal für unsere Kirchengemeinde an sich. Aber für viele einzelne Menschen, die das hier gelesen haben und weiter noch lesen. Neue oder ab und zu auch noch ganz schön alte kleine Lichter.

Denn gute Worte sind nicht vergebens. Selbst dann, wenn man nichts davon sieht, wie sie wirken. Sie sind „Ginstersaat“*, wie ein weiser Mann mir einmal sagte. (Ich kann es gar nicht fassen, dass ich die Geschichte hier noch nicht erzählt habe. Das hole ich aber ganz schnell nach!).

Und für manche Menschen sind diese kleinen Lichter jetzt heute zum einhundertsten Mal ein guter Begleiter. Etwas, das sie mit in ihren Tag und mit in ihr Leben nehmen. Und das ist gut.

Gerade Gottes Wort bleibt ja nicht ohne Wirkung: „Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen, zu säen, und Brot, zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.“ Prophet Jesaja, Kapitel 55, Verse 10 und 11.

Das einhundertste kleine Licht.

Bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund.

Ihr Pastor Jörg Prahler.

Nachtrag: Obwohl wir die Kleinen Lichter wichtig und wertvoll finden, können wir nicht immer weiter jeden Tag ein neues schreiben. Heike Sieberns und ich haben aber beschlossen, bis zum Beginn der Sommerferien so weiter zu machen wie bisher. Nach den Sommerferien soll es auch noch ein Angebot im Internet geben, aber dann in anderer Form und mit größeren Abständen. Doch bis dahin ist ja auch noch Zeit für viele kleine Lichter.

Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend, außer am Wochenende von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.

Meine Oma hat aber gar kein Internet”? Aber du! Es ist ausdrücklich erlaubt, diese Beiträge auszudrucken, zu verschicken, zu teilen oder zu verlinken. Gebt sie gerne an alle weiter, die sich darüber freuen und vor allem an die, die sonst keine Zugang dazu hätten.

Rückmeldungen, Fragen oder Anregungen gerne an joergprahler@gmx.de.