Meine Mutter liebte sie, die Herrenhuter Weihnachtssterne. Rot mussten sie sein. Und von einer Glühbirne innen beleuchtet. Damit sie auch wirklich strahlen. Damit der rötliche Schein den Raum erfüllt. In meiner Kindheit gab es in unserer Wohnung nur einen dieser Sterne. Er hing im Flur gleich hinter der Eingangstür. Jeder, der das Haus betrat, wurde von seinem Licht beschienen. Am Abend vor dem ersten Advent wurde er aus seinen Einzelteilen – den 26 Spitzen aus Papier – zusammen gebaut und dann aufgehängt. Am Abend des 6. Januars wurde er wieder abgenommen.Seit es die kleinen Sterne aus Kunststoff gibt, durften es auch gerne mehr als einer sein. Möglichst in jedem Zimmer. Möglichst an jedem Fenster. Selbst in ihr Zimmer in der Pflegeeinrichtung hat sie sie mitgenommen. Advent ohne Herrenhuter Stern, das ging einfach nicht. Schon damals – in meiner Kindheit – gab es Sterne in weiß oder gelb. Doch die kamen bei uns nicht ins Haus. Rot musste er sein. Wahrscheinlich, weil es schon in der Kindheit meiner Mutter ein Stern in dieser Farbe war. Vielleicht aber auch, weil der rote Stern in sich eine verborgene Botschaft trägt, die die gelben oderweißen so nicht transportieren können. Rot ist die Farbe des Herzens. Rot ist die Farbe der Liebe. Und so sagt der rote Adventsstern uns: Der Kern des Lichtes, das unser Leben tatsächlich hell macht, ist Liebe. Licht allein reicht nicht. Esmuss ein Licht der Liebe sein. So wie der Kern der weihnachtlichen Botschaft eben die Zusage von Liebe ist. Wenn wir das wahrnehmen, wenn wir auf diese Liebe Gottes vertrauen lernen, dann wird Weihnachten.
Worte der Besinnung zum 2. Advent
Klaus-Markus Kühnel
Pastor in Dannenberg