Schwerter zu Pflugscharen

Eigentlich war das gar nicht vorgesehen. Wir sprachen über etwas ganz anderes. Aber dann kam sie auf die Zeit nach ihrer Trennung zu sprechen. Die Tochter blieb bei ihr. Keine leichte Zeit. Plötzlich allein für alles verantwortlich. Neben der Arbeit das Kind. Eine neue Wohnung musste her. Kein Geld für die Kaution. Wie sollte das gehen? Aber dann tat sich doch eine Tür auf. Die Schwiegereltern hielten weiter zu ihr. Halfen wo sie konnten. Bei der Wohnung. Bei der fälligen Kaution. Und auch sonst. Und so ist bis heute geblieben. Inzwischen hat sie ihren Schwiegereltern helfen können. Als die eine Wohnung brauchten. Erstaunlich, was möglich sein kann, obwohl die Wege zweier Menschen sich trennen. Es muss dabei nicht alles kaputt gehen. Es muss nicht das ganze Umfeld in den Streit mit hinein gezogen werden. Im Alten Testament spricht der Prophet Jesaja davon, dass eine Zeit kommen wird, in der Schwerter zu Pflugscharen gemacht werden. Ein Bild für eine gute Zeit, in der Menschen ohne Angst leben können. Im Großen ist davon noch nichts zu sehen. Stattdessen viel zu viel Gewalt. Aber als mir die Frau aus ihrem Leben erzählte, da musste ich an diesen Vers denken. Schwerter zu Pflugscharen. Das heißt, auf den Krieg zu verzichten. Das heißt, die Kraft, die in den Kampf gehen könnte, zum Frieden zu verwenden. Dass das tatsächlich immer wieder geschieht, wenn auch im Kleinen, das hat etwas von einem Wunder. Vielleicht ist es auch ein Zeichen dafür, dass Gott mehr in unserer Welt wirkt, als wir denken. Mir macht es Mut. Was im Kleinen geschieht, kann auch im Großen möglich werden. So oder so wird überall da, wo Menschen so handeln, unsere Welt ein Stück lebenswerter.

Worte der Besinnung zum 8. Sonntag nach Trinitatis
Klaus-Markus Kühnel
Pastor in Dannenberg