Luther und Stephan Krawczyk in der Küstener Friedenskirche

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Die Kirche platzte aus allen Nähten: Etwa 120 Gäste drängelten sich in Kirchenschiff und auf der Empore, um Stephan Krawczyk am Reformationstag in der Küstener Friedenskirche singen und lesen zu hören. Viele der Gäste waren auch schon bei Krawczyks Konzerten im Platenlaaser Café Grenzbereiche dabei gewesen und freuten sich nun, den Künstler wiederzusehen. „Nach der Vertreibung aus der DDR“ sagte Krawzyk dann auf der Bühne, „war ich heimatlos“. Inzwischen lebt er mit Sohn Marvin in Berlin und fühlt sich dort zu Hause.

„Luftverbunden, erdvermählt“ heißt die CD, die Stephan Krawczyk im letzten Jahr herausgebracht hat. Viele Stücke daraus stellte er am Donnerstag Abend vor. Er beginnt mit einer Ode an den Augenblick: „Heute“ heißt das Stück. Anschließend erzählt er, wie er dazu kam, sich mit Martin Luther zu beschäftigen: Für eine Tagung in Wittenberg sollte er einen 20-minütigen Vortrag über Martin Luther vorbereiten. Zwei Monate habe er an dem Text gearbeitet, um dann vor Ort festzustellen, dass mit „Vortrag“ wohl eher ein musikalischer gemeint gewesen war. Doch Stephan Krawczyk fand die Zeit nicht vertan: „Wenn man sich die Sprachkraft der Bibel vor Augen führt, dann wird klar, dass Martin Luther ein Künstler war“ sagt Krawczyk, der es wissen muss. Seine Klarheit in Sprache und Gedanken zog sich wie ein roter Faden durch den ganzen Abend. Stücke wie „Ich, Martin Luther“ wurden abgewechselt von dem sinnlichen „Marielied“. „Denn“, so der Musiker, „die Trieb-Kraft ist der Impulsgeber des Menschen“.

Was nach den zwei Stunden Konzert in Küsten bleibt sind tosender Applaus und der Eindruck von einem Mann, reich an Talenten, den das Leben hin- und hergeworfen hat, und der seine Kämpfe zu fechten hatte und hat. Und der dabei nicht bitter geworden ist, sondern klug.