Am Freitag, den 31. Mai, wurden bei ungewohnt gutem Wetter in Quickborn zwei Heimkehrer empfangen. Die Glocken, eine aus dem Jahr 1692, die andere aus dem Jahr 1772, waren seit März im bayrischen Nördlingen repariert worden. Jetzt wurden sie von der Gemeinde mit einem Gottesdienst wieder in Empfang genommen. Auf der Ladebühne eines LKW der Spedition Süßmilch wurden die beiden Glocken direkt neben den Altar vor der Kirche gerückt.
Pastor Prahler sprach davon, dass Glocken die Menschen nicht nur zum Gottesdienst rufen würden, sie erzählten auch vom Leben der Menschen mit Gott. Wenn ein Kind geboren wird und die Eltern sich freuen, wenn ein Mensch gestorben ist und die Familie trauert, dann sagen Glocken diese Ereignisse weiter. In ihrer Geschichte hätte diese alten Glocken bei Feuersbrünsten gewarnt und zum Löschen zusammengerufen und sie haben zum Ende des Krieges den Frieden ausgerufen. Glocken erzählen, dass Christen zum Gottesdienst gehen und beten. So erreichen und berühren sie viel mehr Menschen als die Gottesdienste selbst. Das Glockengeläut ist eine wichtige Stimme im Leben des Dorfes und es ruft den Glauben in Erinnerung.
Eine der beiden Glocken hätte diesen Tag beinahe nicht mehr erlebt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde eine Glocke wie vielerorts abmontiert und zum Einschmelzen in den Hamburger Hafen gebracht. Dahinter stand weniger der militärische Nutzen der Glockenbronze, als vielmehr der Versuch der Nazis, eine missliebige Kirche symbolisch ihrer Stimme zu berauben. Doch die Quickborner Glocke bestand den Krieg unbeschadet. Anhand ihrer Kennnummer und der gegossenen Inschrift konnte sie von der Tochter des damaligen Küsters wiederentdeckt und zurück gebracht werden. Erst bei der jetzigen Reparatur wurde die während des Krieges angebrachte Beschriftung entfernt.
Die Reparatur der Glocken hat etwa 32.000 Euro gekosten. 1000 Euro stellte die Landeskirche bereit, fast 18.000 gab der Kirchenkreis dazu. Trotz dieser großzügigen Unterstützung musste die Kirchengemeinde Quickborn in den vergangenen Jahren etwa 13.000 Euro an Eigenmitteln aufbringen. Dank eines vom Wiesenfetenvereins initiierten Weihnachtsmarktes, der Mitwirkung vieler Vereine, einem Theaterstück, Benefizkonzerten, einer Haussammlung und unzähliger Spenden und Kollekten konnte diese große Summe erstaunlich schnell aufgebracht werden. Zudem übernahm auch die Firma Süßmich den Hin- und Rücktransport der Glocken unentgeltlich. Jörg Prahler sprach persönlich und im Namen des Kirchenvorstandes allen Spenderinnen und Spendern seinen Dank aus.
Nach dem Gottesdienst wurden die Glocken noch einmal weggefahren. Zur Zeit werden noch neue Klöppel angefertigt, so dass mit dem Einbau der Glocken erst Ende Juni, Anfang Juli zu rechnen ist. Im Rahmen der Gusborner Dorfwoche werden dann Turmbesteigungen angeboten. Die Gemeinde wendet sich bereits neuen Zielen zu: In diesem Gottesdienst wurde die Kollekte für den Umbau und die Renovierung des Quickborner Gemeindesaals gesammelt. Bei gegrillten Würstchen und kalter Brause klang der Nachmittag aus.
Jörg Prahler