Signal nach Berlin: Seelsorger zum Castor-Transport nach Gorleben 2010
Jantzen nimmt Berichte entgegen
Lüneburg. „Wir haben noch nie so viele Demonstrierende erlebt, die so lange und
beharrlich für ihre Überzeugung eingetreten sind. Und wir haben noch nie so viele Polizeibeamte jeglichen Dienstgrades mit einer so hohen Zustimmung für das Anliegen des Protestes gesehen.“ So heißt es im Fazit der Berichte von Pastoren und kirchlichen Mitarbeitern aus dem Kirchenkreis Lüchow-Dannenberg zum Castor-Transport 2010. Lüchows Propst Stephan Wichert-von Holten sowie die Pastoren Klaus-Markus Kühnel und Michael Gierow übergaben die soeben erschienene 32-seitige Broschüre jetzt in Lüneburg an den Landessuperintendenten und Bischofsvikar Hans-Hermann Jantzen.
In seinem Resümee erinnerte Wichert-von Holten an die zum Teil 26 Stunden und länger dauernden Dienstzeiten der Polizeibeamten: „Neben der mangelnden Fürsorge sehen wir auch die Gefahren, die von Kurzschlusshandlungen von kräftemäßig vollkommen überforderten Beamten ausgehen können“, mahnte der Propst des Kirchenkreises Lüchow-Dannenberg. Zudem hätten die Seelsorger wie beim Transport vor zwei Jahren einen „deutlichen Unterschied“ zwischen Landes- und Bundespolizei im Umgang mit Demonstrierenden feststellen müssen: „Bei den Landespolizeieinheiten hatten wir den Eindruck, dass sie sich auch als rechtsstaatliche Begleiter des Demonstrationsrechtes verstehen“, bilanziert der Propst. Die Bundespolizei dagegen sei augenscheinlich vor allem „auftragsfokussiert auf die Einbringung der Castoren gerichtet“ gewesen.
„Durch die politische Zuspitzung des Konflikts um ein mögliches Endlager für hoch radioaktiven Atommüll in Gorleben hat sich zwischen allen Beteiligten vor Ort ein verbindendes Moment ergeben“, sagte Jantzen, der den Einsatz der Seelsorger während des Transports zwei Tage und Nächte lang selbst begleitet hatte. „Von hier aus muss endlich das Signal nach Berlin gehen, dass es so nicht geht“, kritisierte der stellvertretende Landesbischof die Wiederaufnahme der Erkundung des Bergwerks in Gorleben. „Mit dem neuen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland Nikolaus Schneider sehen wir eine gute Möglichkeit, im Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die kirchliche Position zu vermitteln“, so Jantzen. Dessen unbeschadet werde sich die Kirchenleitung der Hannoverschen Landeskirche einem seit einiger Zeit erwarteten Gespräch auf Einladung von Bundesumweltminister Norbert Röttgen nicht verweigern.
Seine Anerkennung und sein Dank gelten den beteiligten Seelsorgern, betonte Jantzen. Auch die ständige Erreichbarkeit der Seelsorge-Zentrale in der ehemaligen Superintendentur in Dannenberg sei für die Kommunikation wichtig gewesen.
DerCastor-Bericht (siehe Datei unten) enthält auch eine Rede von Hans-Hermann Jantzen, die für eine Kundgebung in Splietau am 7. November geplant war. In der letztlich „ungehaltenen Rede“ stellt der stellvertretende Landesbischof die kirchliche Position im Konflikt um Gorleben dar.
– Berichte zum Castortransport 2010 –
Bericht und Bild: Harmut Merten