WWJD? HWLF!

Worte zur Besinnung – EJZ am 09. August 2025 –
Michael Ketzenberg, Breselenz, Pastor in der Gesamtkirchengemeinde Lüchow-Plate

WWJD? HWLF!

Wir sind gerade mit rund 40 Konfirmanden und 12 Teamern beim Konfi-Seminar in Ratzeburg. Eine der Themeneinheiten trägt den Titel „WWJD?“ – „What would Jesus do?“, übersetzt: Was würde Jesus tun? Und das ist wirklich eine bedeutsame Frage in unserer unruhigen Zeit. Kriege toben. Unschuldige leiden. Die Schöpfung ist bedroht. Die Politik ist auf unruhigem Fahrwasser unterwegs. In all dieser Unsicherheit suchen viele nach einfachen Antworten. Wer nicht so denkt wie die, die Meinungen verbreiten, soll schweigen. Wer anders handelt als von andderen erwartet, hat es nicht leicht. Wer aus der Reihe tanzt, gerät aus dem Tritt. Und es ist alles andere als klar, was nun wirklich richtig ist. Und was falsch. Vermeintlich politisch korrekt agieren – das ist das eine. Und wem das nicht gelingt, der bekommt die „Cancel Culture“ zu spüren (also Ablehnung in der Öffentlichkeit). Lange Zeit hat es vielleicht funktioniert: Da war man einig in der Beurteilung, was gut ist und was böse. Aber aktuell funktioniert das nicht mehr ohne weiteres, weil eben zu unterschiedliche Stimmen laut werden, die jede für sich behaupten zu wissen, was gut sei oder böse. Ist man nun linker Gutmensch mit Scheuklappen, wenn man nach wie vor dafür einsteht, Flüchtlingen bei uns eine Chance zu geben? Ist man was-auch-immer-phob, wenn man keine Gender-Sternchen schreibt? Ist man Klimawandel-Leugner, wenn man die derzeitigen Wetterverhältnisse nicht beklagt? Ist man falsch, wenn man etwas sagt, was andere nicht sagen? Auf allen Seiten kann man vom Pferd fallen. Und die jeweils anderen ver-urteilen immer schnell. „Cancel Culture“ kann man von allen Seiten zu spüren bekommen. Ist uns verloren gegangen, aufeinander zu hören? Argumente auszutauschen? Zu akzeptieren, was der andere sagt und denkt, ohne ihn gleich aufzugeben (abzukanzeln)? Wenn aber alles erlaubt ist, dann ist das auch gefährlich. Auch das bekommen wir derzeit ja zu spüren. Was kann also Maßstab für unser Denken, Reden und Handeln sein?

Vielleicht hilft die Frage „WWJD“ ja wirklich weiter. Denn sie führt zu nur einer möglichen Antwort: „HWLF“ – „He would love first“, übersetzt: Er würde zuerst lieben. Und das stimmt. Für nichts anderes steht Jesus. Ich darf das im eigenen Leben erfahren. Er liebt. Und zwar mich mit meinen Ecken und Kanten und Fehlern. (Seine) Liebe als Maßstab: Gute Idee! Und dann darf man sich auch deutlich distanzieren von dem, was nicht mit Liebe zu tun hat – und dagegen aufstehen: Hass, Gewalt und Hetze.