Lebensgefährlich!

Worte zur Besinnung – EJZ am 19.04.2025
Michael Ketzenberg, Breselenz, Pastor in der Gesamtkirchengemeinde Lüchow-Plate

 Lebensgefährlich

„Wirds besser? Wirds schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.“  Das wusste Erich Kästner. Und spricht damit eine Weisheit gelassen aus. Und wenn wir das alljährliche Fragen betrachten, dann gibt es zumindest eine – ziemlich deutsche – Antwort darauf: Es wird alles immer schlimmer. Das wurde nach meiner Beobachtung spätestens bei der ersten Flüchtlingswelle vor 10 Jahren deutlich. Und dann Corona. Und dann der Ukraine-Krieg. Und dann Putin. Und Trump. Und dann jetzt noch die Wahlergebnisse. Und weil das alles noch nicht reicht, kommt das Klima noch obendrauf. Und wir hören immer und immer wieder ein Gejammer und Geklage. Als seien wir jetzt schon am Ende. Als gäbe es keine Aussicht mehr. Und wenn man sich das dann alles nur oft genug einredet, dann reden wir die Welt und die Menschheit und die Gesellschaft schon jetzt tot. Verzweiflung. Verzweiflung ist ein Gesicht des Todes. Und der schaut gerne in den Spiegel und freut sich nicht nur über sein verzweifeltes Gesicht, sondern über das verzweifelte Gesicht aller Menschen. Und damit wird der Tod lebensgefährlich.

Was wir so oft bei dem Ganzen vergessen, ist das Ganze. Die Zeit von Karfreitag bis Ostern will uns aber genau das Ganze in Erinnerung rufen. Und dann ist das Ganze eben nicht die Verzweiflung des Karfreitags, das Ganze ist erst dann deutlich, wenn auch Ostern in den Blick gerät. Da, wo Jesus Christus dem Verzweiflungsgesicht des Todes die Maske abreißt. Da, wo er allen, denen er danach begegnet, die Augen öffnet. In der Begegnung ist meist erst ein Aufschrecken. Weil ja niemand mehr damit gerechnet hat, dass es etwas mächtigeres gibt als den Tod, der ja mit seinem Verzweiflungsgesicht so mächtig sein will. Und nach dem Schrecken kommt dann meist ein Lächeln über das Gesicht. Ein erleichtertes Lächeln. Weil die Erkenntnis nach und nach einsickert: Da gibt es doch noch etwas Mächtigeres. Nicht wir und nicht der Tod haben die Welt in der Hand. Sondern der hat die Welt in der Hand, der für den Tod lebensgefährlich geworden ist. Und da steckt dann eine ganze Menge Hoffnung drin. Nicht nur für unsere Welt, sondern besonders für unser Leben.

Stan Laurel hat gesagt: „Wenn einer von Euch bei meiner Beerdigung weint, rede ich kein Wort mehr mit ihm.“ So nämlich geht man mit dem Tod um! Frohe und für den Tod lebensgefährliche Ostern!